Für Homosexuelle und Wiederverheiratete
Pater Siegfried Modenbach: "Verbindungen stehen unter dem Segen Gottes"
Fotos: Bernd Vogt
17.08.2020 / BURGHAUN -
"Warum sollen in einer Kirche, in der Feuerwehrautos und Sportplätze gesegnet werden, nicht auch homosexuelle Paare oder wiederverheiratete Geschiedene den Segen Gottes empfangen dürfen?", fragt sich der aus Steinbach (Marktgemeinde Burghaun) stammende Pallottiner-Pater Siegfried Modenbach. In seinem Buch "Wer mit Segen sät, wird mit Segen ernten – Segensfeiern für Liebende" beschäftigt sich der katholische Priester genau damit, nämlich dem kirchlichen Segen für homosexuelle und wiederverheiratete geschiedene Paare.
Den oben genannten Vergleich - Feuerwehrautos und Sportplätze –, benutzt Siegfried Modenbach allerdings nur sehr ungern, obwohl dieser es auf den Punkt bringt. "Der Vergleich hinkt", erklärt Pater Modenbach. "Denn wir sprechen hier von zwei Menschen, die sich lieben und die Verantwortung füreinander übernehmen wollen oder schon längst übernommen haben und nicht von irgendwelchen Gebrauchsgegenständen, Gebäuden oder Häusern." Im biblischen Verständnis und in der christlichen Tradition werden vor allem Menschen und ihre Zukunft gesegnet. "Und hier geht es um zwei Menschen, die sich in einer Verantwortung gegenüber Gott und ihrem Partner*in sehen", macht der 58-Jährige deutlich – warum sollte Gott diesen Menschen den Segen verweigern? "Es ist nur logisch und folgerichtig, wenn wir als Kirche dies ermöglichen."
"Ganz sicher stehen diese Verbindungen unter dem Segen Gottes"
Der Widerstand, der sich gegen Segensfeiern auftut, ist nicht nur ein Problem von Seiten der Kirche. "Menschen tun sich schwer damit zu verstehen, dass zwei Männer oder zwei Frauen sich lieben können", fordert Pater Modenbach ein Umdenken. "Jeder Mensch ist doch von Gott gewollt und geliebt und zwar so, wie er ist. Homosexuelle können ja wohl kaum eine Fehlkonstruktion der Schöpfung sein!" Das Umdenken muss also in der Kirche, unter allen Christen, aber auch in der Gesellschaft stattfinden. Im Übrigen ist eine Segensfeier keine sakramentale Handlung. Hier wird kein Sakrament – wie bei einer kirchlichen Trauung – gespendet. "Das Ehesakrament können sich gegenseitig nur Mann und Frau spenden – das ist gar keine Frage. So sagt es das kirchliche Eherecht", erklärt Pater Modenbach. "Ich spreche deshalb ausdrücklich immer von Segensfeiern und nicht so gerne von Hochzeiten oder Trauungen, wobei staatlicherseits da ja schon längst kein Unterschied mehr gemacht wird."