Tag des Schwimmabzeichens

Fürs Seepferdchen ist niemand zu alt - Schwimmen können ist überlebenswichtig

Eigentlich kommt Ralf Mühlhausen zum Rutschen ins Waldschwimmbad. Heute hat er sich spontan sein Seepferdchen erschwommen.
Foto: Gudrun Schmidl

09.08.2020 / ROTENBURG/F. - 35 Grad Lufttemperatur, das Wasser war 26 Grad warm, aber dennoch sehr erfrischend für die rund 350 Badegäste, die an diesem heißen Freitagnachmittag das herrlich gelegene Waldschwimmbad im Heienbachtal in Rotenburg an der Fulda besuchten. Einige Kinder waren etwas aufgeregt, denn sie sind mit Mama und Papa gekommen, um sich das Frühschwimmerabzeichen "Seepferdchen", das Deutsche Schwimmabzeichen Bronze und alle möglichen Schwimmabzeichen mehr am "Tag des Schwimmabzeichens" abnehmen zu lassen.

"Wir bieten diesen Tag zum ersten Mal hier im Waldschwimmbad an", berichtet Tim Hildebrand, Betriebsleiter der Firma Bäder-Coach, der für den reibungslosen Ablauf mehrerer Objekte zuständig ist und dabei überall, genau wie seine Kollegen, am blauen T-Shirt zu erkennen ist. Rote T-Shirts tragen die hilfreichen Mitglieder der DLRG, die an gut besuchten Tagen die Wasseraufsicht unterstützen. Am "Tag des Schwimmabzeichens" war Danika Grant vor Ort. Selbst Rettungsschwimmerin, hatte die 17-Jährige an diesem Tag die Frühschwimmer im Auge, die nach einem Sprung vom Beckenrad 25 Meter in Bauch- oder Rückenlage schwimmen, einen Gegenstand mit den Händen aus schultertiefem Wasser heraufholen und natürlich auch die abgefragten Baderegeln beantworten mussten.

Ein großer Tag für die kleinen Wasserratten, aber dennoch hat der, der das Seepferdchen schafft, lediglich bewiesen, nicht sofort unterzugehen. Als Schwimmer zählt, wer 200 Meter in 15 Minuten schwimmen kann und einen Sprung ins Wasser macht, die Disziplinen also, die man können muss, um das Freischwimmer-Abzeichen (Bronze) zu machen. Rotenburg an der Fulda ist mit  Lehrbecken gut aufgestellt, denn in den langen Monaten, in denen das Waldschwimmbad geschlossen ist, steht das Hallenbad allen Schwimmern und vor allem auch den Schulen zur Verfügung.


In den vergangenen Jahren lernten die meisten Deutschen im Schulunterricht schwimmen. Allerdings ist diese Zahl rückläufig, obwohl es sogar gesetzliche Pflicht ist, jedem Grundschüler Schwimmen beizubringen. Bestenfalls mit Lehrkräften als Aufsicht, die retten können, was bisher keine Pflicht ist. Außerdem werden in vielen Kommunen die Bäder geschlossen und Schwimmunterricht ist vielfach im vorgegebenen Zeitrahmen zu aufwendig. Selbst wenn Schulschwimmen angeboten wird, schaffen es viele Kinder nicht, zu sicheren Frei-Schwimmern zu werden. Auf jeden Fall stehen schon vor dem Schulbeginn die Eltern, Verwandte oder Freunde in der Pflicht, Kinder dauerhaft an Wasser zu gewöhnen, denn so wird die Angst vorm Wasser bereits abgebaut oder kommt gar nicht erst auf. 

Im Waldschwimmbad gehörte an diesem Tag die Bahn acht den Prüflingen, während die anderen Bahnen den schnellen und langsamen Schwimmern zur Verfügung standen. Rund 350  Badegäste wurden an diesem Nachmittag gezählt, 600 Besucher dürfen es in Corona-Zeiten höchstens sein. "Wir fahren mit angezogener Handbremse. Trotzdem wird das Waldschwimmbad gut angenommen, die Besucherzahlen gingen bisher etwa um ein Drittel zurück", berichtet Tim Hildebrand. Von 15 bis 18 Uhr kamen immer wieder forsche kleine und große Wasserratten vorbei. Wer sich das Seepferdchen schon zutraute, aber noch etwas üben musste, hatte die Zeit dazu. Überhaupt wurde sich um jeden Prüfling rührend gekümmert. Da macht Schwimmen doppelt Spaß und es zu können, ist gleich in doppelter Hinsicht sinnvoll:

Zum Einen ermöglicht das sichere Schwimmen einen angenehmen und angstfreien Aufenthalt im Wasser, der für Spaß und Bewegung sorgt und gleichzeitig Ausdauer und Koordination fördert. Zum Anderen verhindert dies, dass man zum Beispiel nach einem Boots- oder Badeunfall, in einem See, im Meer, in fließenden Gewässern ertrinkt. Die jährliche Statistik der DLRG zeigt, dass in Deutschland noch immer jährlich zwischen 400 und 500 Menschen ertrinken. Schwimmen können ist essenziell, um in einer Ausnahmesituation zu überleben.

Grundsätzlich ist niemand zu jung oder zu alt zum Schwimmen lernen. Es gibt zahlreiche Schwimmkurse für Kinder und Erwachsene, auch für Geflüchtete, in jeder Alters- und Leistungsklasse. Seit dem 1. Januar 2020 gibt es neue Bestimmungen bei den Schwimmabzeichen. Es wird nicht mehr zwischen Kindern und Erwachsenen getrennt. Der Tag des Schwimmabzeichens war für Ralf Mühlhausen aus Lispenhausen die passende Gelegenheit, sich sein Seepferdchen zu erschwimmen. Wer heute nicht im Waldschwimmbad sein konnte, aber sein Leistungsvermögen unter Beweis stellen will, kann sich jederzeit – sofern es der Badebetrieb zulässt – das gewünschte Schwimmabzeichen abnehmen lassen. (Gudrun Schmidl) +++

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