Für den Durchbruch fehlte mentale Stärke

Lothar Jahn: Als Golfprofi mit der Sonne gereist

Lothar Jahn auf seinem Spielplatz, dem Golfclub Fulda-Rhön.
Fotos: Carina Jirsch

07.08.2020 / HOFBIEBER - Weitläufig ist der Golfplatz des Golfclubs Fulda-Rhön in Hofbieber. Nicht nur die 18 Löcher begeistern die Golfer, sondern auch die Sicht über die Rhön oder nach Fulda. Lothar Jahn ist hier groß geworden. Verdiente er sich anfangs noch das Taschengeld mit Arbeiten auf dem Platz, reiste er später als Golfer um die Welt und war als "Playing Pro" auf Turnierserien unterwegs.



Aufgewachsen ist Lothar Jahn eigentlich auf dem Golfplatz: "Mein Elternhaus ist direkt an der 18. Spielbahn. Da haben wir schon mit vier oder fünf Jahren angefangen, Golf zu spielen. Das war mehr oder weniger unser Spielplatz." Anfangs verdienten er und sein Bruder ihr Taschengeld auf dem Platz, zogen die Caddys und sammelten die Bälle wieder ein. Von dem Ersparten legte sich Jahn die Golfausrüstung zu.

Da der heute 51-Jährige täglich auf dem Golfplatz stand, wurde er auch sehr schnell sehr gut und war mit zarten 13 Jahren bereits Clubmeister. Nach dem Schulabschluss wollte Lothar Jahn mit 16 Jahren ins Profilager, doch die Eltern bestanden darauf, dass er noch eine Lehre macht. Von seinem Chef bekam er aber die Freiheit, weiterhin an Turnieren teilzunehmen und wurde während der Zeit oft von der Arbeit freigestellt.

"Der Durchbruch kam nicht"

Ein Kalenderjahr umfasste für Lothar Jahn 35 bis 38 Turnierwochen, die in Afrika begannen. "Dann sind wir mit der Sonne weitergereist. Im Winter konnte ich dann zehn Wochen in Florida trainieren", sagt Jahn. Den Durchbruch schaffte er aber nicht, sieht sich hier sehr selbstkritisch: "Golf ist ein sehr großer Mentalsport. Um im Endeffekt auf Dauer gut zu sein, ist der mentale Bereich der wichtigste Part. Und da war ich, glaube ich, einfach nicht gut genug."

Irgendwann spielte Jahn nicht mehr aus Liebe zum Sport, sondern um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. "Der Druck ist dann ziemlich hoch. Dem war ich nicht gewachsen", blickt der 51-Jährige zurück. "Im Nachhinein hätte ich mehr körperliche Fitness und Mentaltraining machen müssen, um den Durchbruch zu schaffen. Und das kann ich jetzt weitergeben", so Jahn, denn nach seiner aktiven Karriere machte er den Trainerschein.

Jahrelang war Jahn im Golfclub Spessart als "Fully Qualified Professional der PGA of Germany" tätig, da in seiner Heimat, im Golfclub Fulda-Rhön, diese Stelle bereits besetzt war. 2018 kehrte Jahn dann "nach Hause" zurück. Als alleiniger Trainer betreut der frühere "Playing Professional" von den Männern über die Frauen bis zur Jugend alle Mannschaften. Das Training zeichnet sich durch seine Individualität aus, da für jeden Golfer andere Voraussetzungen gelten.

Corona-Krise als Chance für den Golf?

"Nur unterrichten möchte ich aber auch nicht, sondern auch meinem Hobby nachgehen und selber spielen", betont Jahn. Dass das auch Jahre nach seiner Zeit als professioneller Golfer noch gut ist, zeigte er unlängst bei einem Turnier der hessischen Golftrainer, bei dem er hessischer Vize-Meister wurde. Mittlerweile darf wieder gespielt werden, von März bis Mitte Mai waren auch die Golfplätze von der Schließung sämtlicher Sportanlagen betroffen.

Als eine "sehr schwierige Zeit" bezeichnet Jahn die Monate. Das Training fiel aus und gerade Einnahmen gab es in dieser Zeit keine. Doch neben dem Schaden sieht der 51-Jährige all das auch als Chance: "Vielleicht kann es eine sein. Viele fahren jetzt nicht in den Urlaub und überlegen sich, mal wieder öfter auf den Golfplatz zu kommen und zu spielen." Was er auch Neulingen empfehlen kann.

"Im Endeffekt muss man nur Schuhwerk mitbringen und gute Laune - und dann muss er nur noch vom Golf-Virus befallen werden", lacht Jahn. Zwei Stunden lang zeigt Lothar Jahn Golf-Interessierten den Einstieg in den Sport - und lässt Teile seiner Erfahrung als professioneller Golfer mit einfließen. (Tino Weingarten) +++

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