"Alle oder keiner!"

Keine Stehplätze, keine Gästefans - DFL-Pläne stoßen bei Fanclubs auf Kritik

Viele Eintracht-Fans stehen den Plänen der DFL skeptisch gegenüber
Archivfoto: Jonas Wenzel (yowe)

06.08.2020 / REGION - Am Dienstagmittag stellte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) ihren Leitfaden zur Rückkehr der Fans in die Bundesligastadien vor. Ob dieses Konzept angesichts steigender Infektionszahlen letztendlich umgesetzt werden kann, liegt in den Händen der Politik – doch auch bei den Fans ist die Skepsis groß.



Keine Gästefans, keine Stehplätze, kein Alkohol, dafür aber personalisierte Tickets. Die Einschränkungen für die Fans werden enorm sein. Dementsprechend getrübt ist bei einigen Fanclubs auch die Vorfreude. "Meine persönliche Meinung ist, dass wir erst wieder ins Stadion gehen, wenn die Corona-Pandemie vorbei ist", sagt Tino Hölzer vom Eintracht Frankfurt Fanclub "EFC Adlerhorst Waldhessen".

"Alle oder keiner!"

Damit ist er nicht allein. Die Eintracht-Fanorganisation "Nordwestkurve" unterstützt diese Position in einem offiziellen Statement ebenfalls. Ihr Motto lautet: "Alle oder keiner!" Die Skepsis gegenüber den Plänen kommt aber nicht nur von den Frankfurter Fans, sondern von Fans aus ganz Deutschland. "Uns verwundert, dass einerseits viele Schritte unternommen werden, um Fans wieder zuzulassen, andererseits aber scheinbar Skepsis hinsichtlich derer Verhalten herrscht, was der vorläufige Ausschluss von Stehplatz- und Gästefans zeigt", sagte etwa Markus Sotirianos, Vorstandsmitglied im Fanbündnis "Unsere Kurve" gegenüber der ARD-Sportschau.

"Warum gehen wir denn alle so gerne ins Stadion?", fragt Tino Hölzer, "weil wir unsere Freunde treffen wollen, weil wir zusammen was trinken wollen und um uns mit den Gästefans stimmungstechnisch zu messen." Dies falle durch die Pläne alles weg. "Daher sehe ich darin auch keinen Mehrwert."  

Thema wird in der Fanszene kontrovers diskutiert 

Außerdem stellt er sich die Frage, wer dann letztendlich ins Stadion darf. Im Fall der Frankfurter Eintracht sollen zwischen 15.000 und 24.000 Zuschauer wieder in den Deutsche-Bank-Park dürfen, bei insgesamt 31.000 Dauerkarteninhabern. "Wie soll man das regeln?", fragt Hölzer. Zwangsläufig müssten viele Fans in die Röhre schauen. "Deshalb gibt es bei uns im Fanclub momentan noch diesen Solidaritätsgedanken."

Hölzer ist sich aber bewusst, dass dieses Thema in der Fanszene kontrovers diskutiert wird, schließlich gibt es genauso viele Gründe, die für eine Zulassung von Fans sprechen, wie dagegen, "Ich nehme es auch niemandem übel, wenn er dann ins Stadion geht. Das muss jeder für sich entscheiden." Möglich, dass den Fans diese Entscheidung von der Politik noch abgenommen wird. (fh) +++

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