Von Christina Lander

Nachgedacht im August: "Du bleibst, wer du bist?!"

Christina Lander ist Autorin bei OSTHESSEN|NEWS für die Serie NACHGEDACHT.
Foto: Hendrik Urbin

02.08.2020 / REGION - Früher sagte man, mit 35 ist die Persönlichkeitsentwicklung abgeschlossen. Dann hätte ich jetzt noch drei Jahre, um an meinen Macken zu arbeiten, gute Eigenschaften noch stärker in den Mittelpunkt zu stellen und neue Seiten an mir zu entdecken?! Forscher sind allerdings nicht mehr dieser Meinung, die Entwicklung gehe weit länger als geahnt. Okay, das ergibt Sinn. Lebenseinschnitte und besondere Ereignisse, aber auch neue Lebensbegleiter können uns zur Veränderung veranlassen. Wobei wir doch auch in diesen Situationen oft erlerntes Verhalten nur einfach an die Gegebenheiten anpassen?!



Ich bin hin und hergerissen, glaube tatsächlich, dass wir schon recht engmaschig gestrickt sind und in unserem Charakter und unserer Persönlichkeit nur noch wenig Platz für Veränderung ist, wenn wir nicht extrem aktiviert werden, uns zu verändern. Umso mehr ist es mir als frisch gebackener Mutter von eineiigen Zwillingen wichtig, nicht zwei komplett einheitliche Menschen zu erziehen. Ich wähle bereits jetzt unterschiedliche Klamotten aus, damit die beiden individuell auftreten, ihr Angesicht einzeln wahrgenommen wird und sie nicht immer als Einheit wahrgenommen werden.

Mein Mann und ich sind uns auch einig, dass beide komplett unterschiedlich sind. Obwohl sie manchmal auch unfassbar gleich sein können. Das dürfen sie natürlich auch, denn dass sie sich dieselbe Genklaviatur teilen und diese sie einmal komplett identisch aussehen lässt, gehört ja auch zu ihnen. Aber wie wir als Eltern damit umgehen, wird einen großen Teil ihres Lebens vorgeben. Sowieso glaube ich, dass die Kindheit weit mehr als die Hälfte unserer Persönlichkeit ausmacht. Wir werden hier auf unser Leben vorbereitet, lernen durch Nachahmung und erkennen auch unsere eigenen Vorlieben.

Eltern und später die schulischen Einrichtungen gelten als wesentliche Bausteine der Entwicklung, aber danach passiert natürlich auch noch ganz viel. Wir beginnen im besten Fall als Jugendliche und junge Erwachsene zu reflektieren, wer wir bisher geworden sind und ob uns das so gefällt, im Prinzip müssen wir uns mehr als einmal im Leben ernsthaft fragen, ob das alles so richtig war, wie es bisher gelaufen ist, nur so können wir zur Veränderung und Entwicklung kommen. Ich finde es schön, wenn ich innerlich zu neuen Erkenntnissen komme, die mich nachhaltig verändern. So etwas tut gut und das Leben wirkt neu.

Die Persönlichkeit eines Menschen ist schon ein interessantes Thema, ich könnte stundenlang darüber sprechen und werde niemals müde, mir darüber Gedanken zu machen. Nur so viel zum Schluss. Wir sollten alle immer wieder auf der Suche nach uns und unserer Person sein, damit wir immer näher an den Punkt kommen, so wie Gott uns gemeint hat, als er unser Leben möglich gemacht hat. (Christina Lander) +++

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