Jules Vernes wunderbare Welt
Eine Reise durch Raum und Zeit in der Stiftsruine mit Astronaut Thomas Reiter
Fotos: Steffen Sennewald
26.07.2020 / BAD HERSFELD -
350 Tage, vier Stunden und 55 Minuten verbrachte Thomas Reiter im All und war damit lange Zeit der Spitzenreiter unter den deutschen Astronauten, bis ihn Alexander Gerst ablöste. Geboren 1958, strahlt Thomas Reiter auch heute noch eine jungenhafte Begeisterung aus, wenn er von seinem Lebensthema erzählt: der Luft- und Raumfahrt. Es ist die Begeisterung des kleinen Jungen, der im Alter von elf Jahren einen Brief an Neil Armstrong schrieb, als dieser gerade als erster Mensch auf dem Mond gelandet war.
Diese Begeisterung fesselte am Freitagabend die Besucher in der ausverkauften Stiftsruine, die sich auf eine Premierenreise "Zu den Sternen" und durch Jules Vernes schöne neue Welten einließen. Intendant Joern Hinkel entlockte seinem prominenten, charismatischen Gesprächspartner Informationen über seinen interessanten beruflichen Werdegang, ließ sich aber auch von den überwältigenden Eindrücken, die der Astronaut schilderte, mitreißen.
Auf die Frage, ob er Jules Vernes Romane gelesen hat, musste Thomas Reiter allerdings passen. Er erinnerte sich an den Namen in Verbindung mit Physikunterricht während seiner Schulzeit, in der berechnet wurde, ob eine Kanone von der Erde bis zum Mond geschossen werden kann. An diesem Abend hatte Reiter die Gelegenheit, in die verrückte Erfindungswelt des Schriftstellers einzutauchen.
Thomas Reiter hat dieses Abenteuer tatsächlich erlebt. Er sah die Sonne im Zeitraffer alle 90 Minuten aufgehen, konnte Europa mit einem Blick überschauen, spürte die Schwerelosigkeit, erinnert sich an seinen erwartungsvollen Blick von der Erde zur russischen Raumstation Mir, die als heller Punkt am Himmel zu sehen war in dem Wissen, dass er 1995 da hinfliegt. Zwei Ausstiege aus der Station ins All machten ihn zum ersten deutschen "Weltraum-Spaziergänger". 2006 gehörte er zur Besatzung der ISS.
Zwei Stunden lang pure Faszination, stimmig, informativ, originell, magisch, auf jeden Fall sehenswert, belohnten die Besucher mit frenetischem Applaus. Heute fliegen weitere 250 Besucher in der Stiftsruine zu den Sternen. Weitere Informationen zu "Ein anderer Sommer - Bad Hersfeld - Stadt der Geschichten" unter www.bad-hersfelder-festspiele.de. (Gudrun Schmidl) +++