Schritt für Schritt vorgehen
GDL Bebra begrüßt Vorschläge zur Reaktivierung lokaler Bahnstrecken
Foto: Steven Kunz / GDL
25.07.2020 / BEBRA -
Die Ortsgruppe Bebra der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer zeigt sich erfreut über die Entwicklung der letzten Wochen und Monate im östlichen Teil des Landkreises Hersfeld-Rotenburg.
Patrick Rehn, Mitglied des Ortsgruppenvorstandes, wirft dabei einen Blick in die Vergangenheit: "Seit den 1950er Jahren, befeuert durch das Wirtschaftswunder, war die persönliche Freiheit und Wahl in der Mobilität ein hohes Gut, was vermeintlich nur mit dem Pkw zu erreichen war. Bus und Bahn erhielten besonders in ländlichen Gegenden schnell den Stempel des Verkehrsmittels für Arme, Kranke und Führerscheinlose, denn damals waren Fahrpläne nicht abgestimmt und für jede Strecke musste eine neue Fahrkarte gekauft werden. Daher wurde das Angebot stetig reduziert bis irgendwann auch der letzte treue Fahrgast vergrault war."
Im Güterverkehr wurden zudem tausende Anschlüsse stillgelegt und demontiert, in mancher Hoffläche liegen auch heute noch die Schienen von einst - die Bahnstrecken wurden stillgelegt und verschwanden teilweise für immer.
Fehler liegen in der Vergangenheit
Die GDLer aus Bebra sehen die Fehler daher in der Vergangenheit, welche nun allerdings korrigiert werden sollen. "Wir freuen uns über die Bemühungen jeder Bürgerinitiative und jedes Vereins in Deutschland, welcher sich trotz schwierigster Bedingungen für den Erhalt von alten Eisenbahnstrecken einsetzt. Die Ideen und Konzepte, welche teils mit Unterstützung der lokalen Politik vorangetrieben werden sind nachhaltig und an den Interessen von Bürgern und lokaler Wirtschaft ausgerichtet", so Rehn weiter.
Auch für den Güterverkehr spielen die genannten Vorhaben eine wichtige Rolle, wie Rehn an einem einfachen Beispiel verdeutlicht: "Ein Güterzug ist in der Lage mehrere hundert bis einige tausend Tonnen Fracht zu befördern. Wenn ein solcher Zug beispielsweise 1.000 Tonnen befördert ersetzt er 40 Lkw, welche sich ansonsten durch die teilweise schmalen Ortsdurchfahren quälen und zur Belastung für Anwohner, Straßen und Gebäude werden. Nicht verschweigen darf man in diesem Zusammenhang, dass die Lkw aber auch erst irgendwie zu ihrer Ladestelle kommen müssen, sodass der Vorteil für den Zug noch größer wird."
Ideen und Planungen müssen miteinander abgestimmt werden
Doch die GDLer aus Bebra sehen auch mögliche Konfliktpunkte: Die Ideen und Planungen sollten miteinander abgestimmt werden, um Schritt für Schritt die einzelnen Projekte zu planen und bestmöglich miteinander zu kombinieren. Denn um beispielsweise zusätzliche Züge aus dem Kali-Revier auf die Schiene zu bringen muss auch bestehende Infrastruktur ertüchtigt und erweitert werden und doppelte Strukturen – die dann nur teilweise genutzt werden - müssen verhindert werden.
Rehn sieht den Landkreis aufgrund seiner geografisch günstigen Lage zudem in einer guten Position für weitere Entwicklungen: So fahren in Bebra nicht nur viele Güterzüge durch, sondern ein Großteil von ihnen hält dort auch für einen Wechsel der Lokführer. Diese Halte bieten die Option Waggons aus der Region an Züge in alle Himmelsrichtungen anzukuppeln, sodass Waren und Produkte aus der Region sicher, schnell und umweltschonend ihr Ziel erreichen. Der 36-Jährige abschließend: "Unsere Region ist für ihre wichtigen und viel befahrenen Autobahnen in ganz Deutschland und Europa bekannt. Wenn es die Politik in Wiesbaden, Berlin und Brüssel ernst meinen, dann werden auch die Eisenbahnstrecken in der Region wieder eine wichtige Rolle spielen - und unsere Straßen etwas leerer." (pm)+++