Mensch-Tier-Begegnungskonzept
Tieren auf Augenhöhe begegnen: "Es sind Lebewesen und keine Spielzeuge"
Fotos: Jonas Wenzel (Yowe)
27.07.2020 / FULDA -
Ponys, Esel, Lamas oder Schafe lassen bei vielen das Tierherz höherschlagen. Tierärztin, Sozialpädagogin und Diakonin Dr. Bianca Reith setzt sich mit Leidenschaft für den Heimattiergarten Fulda in Neuenberg ein. Auf dem zwei Hektar großen Areal befinden sich schon seit 1965 Heim- und Nutztierarten. Im Rahmen der Landesgartenschau 2023 sollen umfangreiche Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen vorgenommen werden. Aber auch inhaltlich stehen Veränderungen bevor. An dem sogenannten Mensch-Tier-Begegnungskonzept feilt momentan Reith. Das Ziel: "Wir möchten die Tiere für unsere Besucher erlebbar machen, aber auch das Bewusstsein stärken. Tiere sind keine Spielzeuge, sondern Mitgeschöpfe der Natur, die es zu schätzen gilt."
Seit vier Jahren ist die 51-Jährige Teil des Teams. Damals habe der Heimattiergarten ein Jahr seine Pforten schließen müssen, die Grenzen der Belastbarkeit waren erreicht: Die Gehege waren zu klein, die Anlage alt. Neben der geplanten Umgestaltung und Erweiterung seien neue Ideen erforderlich gewesen. "Was kann man hier mit den Tieren vor Ort machen?" Vergleiche mit anderen Konzepten aus Schotten und Gersfeld führten zu keinem passenden Ergebnis. "Dort herrschen ganz andere Maßstäbe."
Transformatives Lernen
Direkter Kontakt im Gehege mit fachkundiger Begleitung
In der Hocke begegnet man den Ziegen auf Augenhöhe. "Die Besucher sollen nichts erwarten, einfach nur hier sitzen und sich daran freuen, was passiert. Es entschleunigt sehr", sagt die Tierärztin. Und in der Tat: wer die Szenerie einfach auf sich wirken lässt, bekommt ein ganz anderes Wahrnehmungsgefühl. Außerdem erfährt man gleichzeitig viel über die Tiere und ihre Verhaltensweisen. "Wir haben hier in gewisser Weise auch einen Bildungsauftrag."
Umdenken im Umgang mit Tieren
Momentan befänden wir uns gerade an einer Schwelle, meint die Expertin: Der Tierschutzgedanke rücke gesellschaftlich immer mehr in den Vordergrund. "Wie wollen wir in Zukunft mit den Tieren leben?", sei eine elementare Frage. "Es geht nicht darum, Tiere in Käfige einzusperren und diese anzustarren." Mit dem Konzept erhofft sich die Tierliebhaberin, Groß und Klein zum Umdenken zu bewegen. "Mit den Begegnungen sollen Besucher für einen respektvollen Umgang mit den Tieren sensibilisiert werden. Es sind keine Kunststücke notwendig und man muss auch akzeptieren, wenn ein Tier seine Ruhe haben will." (Maria Franco) +++