Der Alltag mit Corona
Ein Blick in die Covid-Station am Klinikum Bad Hersfeld
Fotos: Privat
23.07.2020 / BAD HERSFELD -
Obwohl die Lage der Corona Pandemie im Landkreis sich entspannt hat, wie die Zahlen des Gesundheitsamts mittlerweile seit fast zwei Wochen zeigen, werden im Klinikum aufgrund der Corona Verordnungen der Hessischen Landesregierung weiterhin Intensivkapazitäten und eine Infektionseinheit vorgehalten. Die Organisation, Betreuung und Pflege übernehmen Pflegefachkräfte in Voll- oder Teilzeit, darunter: Eva Fehr, Jeanette Steinhauer und Tobias Buchenau.
Eva Fehr ist Pflegedienstleiterin im Klinikum. Mit Beginn der sich abzeichnenden Pandemie im Februar diesen Jahres war sie direkt involviert in viele Anpassungs- und Umstrukturierungsprozesse: "Wir haben zunächst im Haus selbst gefragt, wer sich vorstellen könnte, auf der Covid-Station zu arbeiten und waren froh darüber, dass viele Pflegefachkräfte aus den unterschiedlichsten Bereichen sich dazu bereiterklärt haben." Natürlich haben auch einige ihre Bedenken geäußert, da sie eine Ansteckung ihrer Eltern im fortgeschrittenen Alter oder auch Risikopatienten im engeren Familienkreis nicht riskieren wollten. "Das haben wir natürlich respektiert", so Fehr. Die Maßnahme der Regierung, elektive Eingriffe vorerst zu untersagen, um Ressourcen sinnhaft zu bündeln, habe laut Fehr zu diesem Zeitpunkt zur Schaffung freier Kapazitäten in anderen Bereichen beigetragen. Mittlerweile sehe die Situation jedoch anders aus, da sämtliche Operationen wieder durchgeführt werden. "Ein großer Dank meinerseits richtet sich daher sowohl an die Fachkräfte auf der Covid-Station, als auch an diejenigen auf den anderen Stationen, welche die Abwesenheit ihrer Kollegen nun zeitweise kompensieren müssen." Die neue Covid-Station verfügt über mehrere speziell eingerichtete Zimmer, in der laut Verordnung des Robert-Koch-Instituts jeweils drei Patienten gemeinsam versorgt werden könnten. "Zusammen betreuen könnte man bestätige Fälle mit ähnlicher Symptomatik", ergänzt Fehr. Wie lange diese Station in ihrer jetzigen Form bestehen bleibt, entscheide ganz alleine das Geschehen in Deutschland, vor allem eben im Landkreis Hersfeld-Rotenburg.
Jeanette Steinhauer ist die Pflegeleiterin der neu eingerichteten Station, der sogenannten "Süd U3". Wie Fehr war auch Steinhauer von Beginn an in den Anpassungsmaßnahmen am Klinikum involviert und hat vom ersten Tag an Patienten mit Covid-19 betreut. "Ja, da bin ich ganz ehrlich. Am Anfang war es erschreckend und auch ein wenig beängstigend. Man hat die Bilder aus Italien gesehen und auch hier im Klinikum sind Menschen verstorben. Manche von ihnen direkt an, die meisten jedoch eher mit der Krankheit", so Steinhauer. Die erfahrene Pflegekraft betont vor allem die schnelle Anpassungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter, schließlich habe man zu keinem Zeitpunkt gewusst, was in einer Stunde passieren könnte. "Und das wissen wir auch tatsächlich momentan noch nicht", begegnet Steinhauer vielen Kritikern, die das Vorhalten von Personal und Betten für mögliche Covid-Fälle in Kliniken negativ kommentieren. "Es gibt Bereiche in einem Krankenhaus, die für Notfälle vorgehalten werden. Dazu zählen beispielsweise auch Notaufnahme, Kreissaal oder Säuglingsintensivstation. Diese Bereiche sind aber notwendig. Die Ereignisse im Betrieb Tönnies haben gezeigt, wie schnell ein Notfall eintreten kann." Das Personal, das heute multifunktional zusammenarbeitet, habe zunächst erst in den Bereichen Notfall und Hygiene geschult werden müssen und kann mittlerweile schon auf die ersten Erfahrungen und Erkenntnisse blicken. "Am Anfang haben wir hier und da improvisieren müssen, da die Situation für Deutschland, ja für die gesamte Welt, einfach neu ist. Wir haben Prozesse immer wieder in gemeinsamen Sitzungen hinterfragt, Probleme diskutiert und jeden Tag an verschiedenen Stellschrauben gedreht. Da sind wir sicherlich noch nicht am Ende und bei einem Optimum angekommen, aber wir haben gut funktionierende Prozesse und wissen, wie wir diese jederzeit anpassen können – das ist vielleicht das wichtigste für die nächsten Monate."