Mundschutz an der Strandbar

Tourismus im Land der 1.000 Inseln: Kroatien wirbt um deutsche Urlauber

"Das Mittelmeer, wie es früher war": Kroatien ist beliebt bei deutschen Urlaubern, hat sich aber gerade in Dalmatien seinen ursprünglichen Charme erhalten
Fotos: Marius Auth

20.07.2020 / FULDA / KROATIEN - Kroatien ist bei deutschen Urlaubern beliebt, die Corona-Zahlen sind im weitläufigen "Land der 1.000 Inseln" bisher niedrig. Der Urlaubsbetrieb wurde deswegen wieder aufgenommen. Für den EU-Neuling geht es um alles: Tourismus macht rund 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus, mehr als zehn Prozent der Arbeitsplätze hängen vom Fremdenverkehr ab. Mundschutz und Desinfektionsspray an der Strandbar sorgen in Coronazeiten für die Sicherheit, ein geschärftes touristisches Profil soll dagegen im Wettbewerb um Mittelmeer-Urlauber bisher Unentschlossene überzeugen.


Der Stellenwert der Deutschen wurde am vergangenen Wochenende eindrücklich vor Augen geführt: Am Flughafen von Split, der zweitgrößten Stadt Kroatiens an der dalmatinischen Küste, wurde eine Reisegruppe deutscher Touristiker begrüßt wie Staatsgäste, Politiker und Fernsehen inklusive. Noch vor den Italienern stellen die Deutschen die größte Urlaubergruppe, Joachim Teiser aus Neuhof ist ein bekannter Mann: Das von ihm gegründete Unternehmen "reisewelt Teiser & Hüter GmbH" ist bereits seit 1989 im Land. Zuerst wurden Pilgerfahrten in den katholischen Wallfahrtsort Medjugorje organisiert, heute reicht das Portfolio von Kultur und Wein bis zu Wildwasserfahrten. Die Reise nach Split, Touristiker im Schlepptau, ist auch als Bekenntnis zum Standort zu verstehen: Coronafälle, vor allem in der Hauptstadt Zagreb und im östlichen Slawonien, haben für Unsicherheit gesorgt. Das südliche Dalmatien ist davon jedoch weitgehend unberührt geblieben: "Tourismus spielt sich hier häufig in Privatunterkünften ab, aber auch in Hotels gab es bisher keinen einzigen Fall. Und die deutschen Urlauber sind uns treu geblieben: Im Vergleich zur Vorjahreswoche hatten wir nur eine Einbuße von 10 Prozent zu verschmerzen", erklärt Tonci Glavina, Staatssekretär im Tourismusministerium.

Mundschutz und Mindestabstand haben wenigstens die deutschen Touristen kaum abschrecken können, nicht nur an entlegenen Stränden gibt es momentan ungewohnt viel Platz. Historische Kulturstätten wie Trogir und Split, aber auch pittoreske Küstenorte vermitteln ohne Urlaubermassen den Charme, der Kroatien vor Jahrzehnten im Bewusstsein der Deutschen verankert hat: das Mittelmeer, wie es früher war. Wein-Themenreisen und Agrartourismus im Bergdorf haben längst ihre Abnehmer gefunden, Aktivurlaub soll eine jüngere Klientel ansprechen. Durch die Winnetou-Kulisse ziehen sich inzwischen Wildwassertouren und Seilrutschen, das Biokovo-Gebirge wurde jüngst mit EU-Geldern um eine schwindelerregende Attraktion bereichert: Auf 1.228 Metern Höhe erlaubt der gläserne Aussichtspunkt "Skywalk", 200 Kilometer Küste und den Abgrund unter sich zu bestaunen. Rund 500 Meter höher, auf dem Sveti Jure, der höchsten Erhebung im Biokovo-Gebirge, ist die Luft maximal keimfrei, zerklüftete Felslandschaften und Inseln ziehen sich bis zum Horizont. Eine deutsche Motorradgruppe aus Hannover kommt nach langer Fahrt am Gipfel an, die Selfie-Hotspots sind schon aus dem Internet bekannt.

"Früher, als Kroatien bei Deutschen noch nicht so bekannt war, haben wir vor allem mit dem Mittelmeer-Charme versucht zu überzeugen. Heute dagegen können wir unsere ganz eigene Identität auch selbstbewusst präsentieren: Hier sind Weltkulturen aufeinandergetroffen, die UNESCO-Liste des kroatischen immateriellen Kulturerbes ist die längste Europas. Hier atmen Urlauber an jeder Ecke Geschichte. Gleichzeitig erlaubt die Vielfalt der Natur Aktivitäten von Segeln und Tauchen über Radfahren, Wandern und Rafting bis hin zu Extremsportarten. Themenreisen, ob kulturell oder kulinarisch, erschließen andere Aspekte des Landes. Es ist ein sehr vielschichtiges Angebot, gerade das schätzen die Urlauber", erklärt Snjezana Stanic-Kuzmanic von der Kroatischen Zentrale für Tourismus. (mau) +++

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