Busverbindungen halbiert
Vollsperrung der L 3206 Neuhof-Giesel bereitet Schülern und Eltern Sorgen
Foto: Suria Reiche
18.07.2020 / NEUHOF -
Sommerferien. Zeit, um abzuschalten. Für Schulkinder, genauso wie für ihre Eltern. Im Neuhofer Ortsteil Giesel (südlicher Landkreis Fulda) machen sich gerade jedoch Sorgen breit. Grund dafür ist die Vollsperrung der Landstraße 3206 zwischen Neuhof und Giesel bis zum Ende des nächsten Schuljahres. Diese hat nämlich zur Folge, dass nach den Sommerferien nur noch eingeschränkt Busse zu den Schulen in Neuhof fahren. Für die rund 70 Schulkinder aus Giesel bedeutet das: Lange Wartezeiten bei jeder Witterung und aufgrund der Umleitung eine lange Fahrt. Und für die Eltern eine Menge Sorgen.
Heike Merz, Mutter von schulpflichtigen Kindern aus Giesel, sieht sich vor vollendete Tatsachen gesetzt: "Der Fahrplan, der das ganze Schuljahr lang aufgrund der Vollsperrung bestehen bleiben soll, ist nicht am Bedarf der Schüler ausgerichtet." Drei Tage vor Ferienbeginn habe sie davon erfahren, dass fortan nicht mehr zehn Schulbusse am Tag zu den Schulen in Neuhof und zurück fahren, sondern nur noch die Hälfte. Und diese mit einem Umweg, der aufgrund der Vollsperrung notwendig ist. Für sie eine Katastrophe: "Die meisten Eltern sind voll berufstätig und können ihre Kinder nicht einfach jeden Tag in die Schule bringen und abholen. Zumal es dank der Umleitung rund 50 Kilometer sind." Auch Fahrgemeinschaften fallen weg, da diese aufgrund der immer noch anhaltenden Einschränkungen wegen Corona verboten sind. Für die Schulkinder bedeutet das: Warten. Und zwar bei jedem Wetter und oft mehrere Stunden. "Wir müssen das Schulgebäude verlassen, haben also nicht mal einen Tisch und einen Stuhl, um wenigstens Hausaufgaben zu machen", sagt Lukas, der nach den Sommerferien die zehnte Klasse der Johannes-Kepler-Schule besucht. Heike Merz hat bereits Kontakt zu den Schulen gesucht. Doch auch den Verantwortlichen dort sind die Hände gebunden. "Sie können die Schüler natürlich nicht im Gebäude lassen, weil es nicht immer eine Betreuung gibt."
Deswegen gehen sie, einige andere Eltern und der Ortsvorsteher von Giesel, Reiner Schnell, nun alle Möglichkeiten an, die sie ansonsten haben. Es wurde eine Petition erstellt, die nach zwei Tagen schon 347 Unterschriften hatte, das Schulamt, sogar der Landrat wurde angeschrieben. Und auch die Lokale Nahverkehrsgesellschaft (LNG), die für die Beförderung der Kinder zuständig ist. Dort heißt es: "Uns ist bewusst, dass die Vollsperrung für alle Beteiligten – Eltern, Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Betreuungskräfte, aber auch Busfahrer und Aufgabenträger – eine erhebliche Zäsur darstellt. Diese zwingt zu Kompromissen."
Bereits, als die LNG Fulda im Jahr 2017 um eine Stellungnahme zum Ausbau der Straße unter Vollsperrung gebeten wurde, habe sie nachdrücklich auf den Umstand hingewiesen, dass die geplante Durchführung der Baumaßnahme unter Vollsperrung erhebliche Auswirkungen auf schulbedingten Linienverkehr aus Giesel zu den Schulen in Neuhof hat. Hessen Mobil habe daraufhin eine halbseitige Sperrung, beziehungsweise eine Ausnahmegenehmigung für die Linienbusse geprüft. Diese konnte jedoch aus der LNG nicht bekannten Sachzwängen nicht realisiert werden.
In der Praxis sehe das jedoch wie beschrieben anders aus. "Wir geben nicht auf", macht Ortsvorsteher Schnell deutlich: "Es kann ja nicht sein, dass die gegebenen Umstände es nicht attraktiv machen, die Schulen in Neuhof zu besuchen und dass manch einer es bereut, nicht nach Fulda auf eine Schule gegangen zu sein." Denn das tun einige der Schulkinder angesichts der Tatsache, dass sie manchmal bereits um halb sieben das Haus verlassen und erst um halb zwei nach Hause kommen, obwohl der Schultag eigentlich nur bis 11.30 Uhr gehen würde.
In Giesel versucht man also weiter alles Mögliche: "Und vielleicht gibt es ja aufgrund unserer Anstrengungen Hoffnung", sagt Ortsvorsteher Schnell. Vier Wochen lang dauern die Sommerferien noch, bis die Kinder und Jugendlichen aus Giesel wieder mit dem Bus in die Schule fahren. (Suria Reiche) +++