Erste Busreise nach Lockdown

Eine Kurzreise als kleiner Aufbruch in Richtung Normalität

Fröhliche Gäste auf der Rückreise.
Fotos: Bettina Masche

08.07.2020 / NEUHOF/AMSTERDAM - Busreisen sind endlich wieder möglich. Am vergangenen Wochenende startete eine reisewelt-Gruppe zu einer Kurzreise in die Niederlande. Es war die erste Gruppe aus der Region, die nach dem Lockdown im Reisebus zu einer mehrtägigen Fahrt ins europäische Ausland aufbrach. Reiseleiterin Bettina Masché schildert gegenüber OSTHESSEN|NEWS nach der Rückkehr über die gemachten Erfahrungen.



Wie soll das im Bus klappen? Ist das dann überhaupt Urlaub? Welche Regeln gelten wo? Fragen, die sich sowohl Gast als natürlich auch Reiseveranstalter im Vorfeld stellten. Gute Vorbereitung ist alles und weil es die Sicherheit der Reiseteilnehmer betrifft, geht studieren über probieren. Besser lässt sich der Neustart der Reisebranche nicht beschreiben. Und nach drei Tagen mit dem Bus durch Holland steht die Antwort fest: Ja, es geht und vor allem: Ja, es ist Urlaub! Das Hygienekonzept funktioniert und die glücklichen Gäste auf dem Gruppenfoto sprechen für sich.

Bereits vor der Öffnung der Grenzen wurde in Amsterdam an Plänen gearbeitet, wie die täglich in die Stadt kommenden Touristenströme zukünftig gesteuert werden können. Dass der Zulauf anfangs zurückhaltend sein würde, war den Verantwortlichen bewusst. Jetzt freut man sich über jeden Gast und ein Reisebus wird freudig begrüßt wie die ersten Tulpen im Frühling. Viele der Ausflugsboote dümpeln noch gelangweilt am Anleger in den Grachten vor sich hin, Möwen und Stadttauben schieben hier fürchterlichen Kohldampf. Auch sie leben letztendlich vom Tourismus. So wie die Gastgeber in Hotels und Gaststätten und Gästeführer. Und sie freuen sich alle, wieder eine deutsche Reisegruppe zu erblicken. Offen gelebter und zuvorkommender Service, herzliche Freundlichkeit und viel Zeit, die man sich nimmt: Reisende in dieser Saison können sich sicher sein, dass sie überall außerordentlich willkommen geheißen werden. Ein mit Gästen besetzter Reisebus gilt als Hoffnungszeichen: Hoffnung auf eine neue Normalität für die Touristikbranche.

Mund-Nasen-Schutz, Desinfektion der Hände und Abstand halten, das sind die wesentlichen Dinge, an die sich nicht nur wir, sondern auch unsere Nachbarn in den europäischen Reiseländern in den letzten Wochen gewöhnt haben. Abstand ist der neue Anstand, und für die meisten ist dies auch schon in "Fleisch und Blut" übergegangen. Was unter dem Begriff "social distancing" begonnen hat, bringt viele Menschen im Idealfall sogar, bei körperlicher Distanz, näher zusammen. Auch in der Reisegruppe entstand gleich ein guter Zusammenhalt, es wurde noch mehr aufeinander geachtet, der Reihe nach eingestiegen, ein paar nette Worte mit Fahrer oder Reiseleiterin getauscht, die jedem einsteigenden Gast beim Desinfizieren der Hände behilflich waren.

Für die Gäste bleibt es bei den bekannten Abstandsregeln, der regelmäßigen Handdesinfektion und, wenn erforderlich, dem Tragen des Mund-Nasen-Schutzes. Reiseveranstalter dagegen sind vor allem gefordert, Hygienekonzepte zu erarbeiten, umzusetzen und für die notwendige Dokumentation zu sorgen. Und bei Auslandsreisen sind natürlich die im Zielgebiet geltenden und sich ständig ändernden Regeln in Erfahrung zu bringen.

Doch wie ging es den Gästen dabei? In einem Wort: gut! "Während ich Zuhause doch immer wieder über Corona nachdenke, habe ich auf der Reise das Thema zeitweise total aus dem Kopf bekommen", war eine von vielen positiven Rückmeldungen der Reisenden. Der beste Beweis dafür ist die Bereitschaft der Gäste, auf dem Gruppenfoto Gesicht zu zeigen. Busreisen sind wieder möglich, sicher und Gäste büßen nichts an Urlaubsfreude ein. Im Gegenteil: die notwendige Achtsamkeit fördert das Gruppengefühl ungemein und fehlende Menschenansammlungen lassen jede Besichtigung einer Sehenswürdigkeit zum Genuss werden. (Bettina Masché) +++

X