Schule ohne Sport

Bewegungspausen statt Sportunterricht: "Mehraufwand und Frustration!"

Die Sporthallen der meisten Schulen bleiben vorerst ungenutzt
Symbolbild: pixabay

25.06.2020 / REGION - Der Schulalltag kehrt langsam wieder zur Normalität zurück. Seit Montag sind alle Grundschüler wieder zu einem geregelten Unterricht in den Schulen, die älteren Jahrgänge sollen dann spätestens nach den Sommerferien folgen. Ein Fach bleibt dabei aber weiter auf der Strecke: Sport.


 
Zwar ist Sport nicht grundsätzlich untersagt, doch viele Schulen haben derzeit weder die Kapazitäten an Lehrpersonal noch die nötige Zeit, um Sportunterricht anzubieten. "Da viele Schüler immer noch keinen geregelten Präsenzunterricht haben, konzentrieren sich die Schulen an den Tagen, an denen die Schüler da sind, auf die Hauptfächer. Sport besitzt nicht die oberste Priorität", sagt Stefan Löwer, Pressesprecher des Hessischen Kultusministeriums.  

Auf die Nutzung der Sporthallen soll verzichtet werden  

Ein weiteres großes Problem: an einen Sportunterricht, wie er vor Corona Alltag war, ist momentan nicht zu denken. Denn wie in allen anderen Lebensbereichen gelten auch beim Schulsport strenge Hygiene- und Abstandsregeln. Der Hygieneplan Corona des Hessischen Kultusministeriums vom 2. Juni sieht vor, dass Umkleiden geschlossen bleiben, Geräte nach jeder Stunde desinfiziert werden müssen, Kontaktsportarten verboten sind und zwischen den Schülern ein Mindestabstand von zwei Metern einzuhalten ist. Außerdem wird darum gebeten, den Unterricht ins Freie zu verlegen und auf die Benutzung der Sporthallen zu verzichten.

Für die Schulen ein enormer Aufwand. "Wir machen mit den Schülern momentan im Klassenverbund Bewegungspausen- und spiele. Einen Sportunterricht im herkömmlichen Sinne gibt es bei uns nicht. Zum einen haben andere Fächer Vorrang und zum anderen wollen wir auf Nummer sicher gehen, dass sich keiner beim Sport infiziert", sagt Joachim Weber, Sportlehrer an der Johann-Adam-Förster Grundschule in Hünfeld.

Vor allem Sportleistungskurse leiden unter der Situation

Besonders schwer ist die derzeitige Situation für Schulen mit Sportleistungskursen. Schon die Prüfungen im Frühjahr fanden unter ungewohnten Bedingungen statt. "Die praktischen Prüfungen bei Kontaktsportarten mussten durch mündliche ersetzt werden, der Rest fand zwar normal statt, allerdings waren statt 75 Schülern nur noch 15 gleichzeitig auf der Sportanlage. Das bedeutete für uns Lehrer einen enormen Mehraufwand", erzählt Peter Speich, von der Modellschule Obersberg in Bad Hersfeld. Auch dort wird lediglich für die Leistungskurse Sportunterricht angeboten, Grundkurse schauen derzeit in die Röhre. Das erschwert für die Lehrkräfte auch die Notengebung. "Wir richten uns dabei nach der Anwesenheitszeit und den Leistungen aus dem ersten Halbjahr", sagt Speich. Optimal ist das sicherlich nicht, den Schulen bleibt jedoch meist nichts anderes übrig. Er hofft, dass sich die Lage nach den Ferien wieder etwas normalisiert, "aber", sagt er, "was ist in diesen Zeiten schon normal". (fh)+++

Die Modellschule Obersberg in Bad Hersfeld
Archivfoto: Gerhard Manns

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