Haushalt in Schieflage

Ein bisschen wie im Nebel stochern: Festspiele stecken in Dilemma

Eine Frage des Budgets: Die Bad Hersfelder stecken in einem Dilemma.
Archivfotos: O|N / Hans-Hubertus Braune / Stefanie Harth

20.06.2020 / BAD HERSFELD - Die Ausgründung des Bad Hersfelder Festspiel-Regiebetriebs in eine gemeinnützige GmbH (gGmbH) scheint abermals Schnee von gestern zu sein. Die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses (HFA) haben sich mehrheitlich gegen den Weg in eine neue Gesellschaftsform ausgesprochen, die dem Theaterreigen – nach Ansicht der Befürworter – Planungs- und Rechtssicherheit bescheren sollte.



Bei SPD, CDU und Grüne/NBL ist die gGmbH glatt durchgefallen, während FDP, FWG und UBH dem Konstrukt eine Chance gegeben haben. Zieht der Magistrat die Beschlussvorlage am Montag zurück, müsste sich die Stadtverordnetenversammlung am Donnerstagabend, 25. Juni, erst gar nicht mehr mit dem Tagesordnungspunkt auseinandersetzen.

Intendant Joern Hinkel und Andrea Jung, die kaufmännische Leiterin der Bad Hersfelder Festspiele, stecken in puncto Festspielplanung für 2021 in einem Dilemma: "Ich kann jetzt keine Vorverträge mit Regisseuren und Darstellern abschließen, wenn ich erst im Dezember oder noch später erfahre, mit welchem Budget wir rechnen können", sagt Hinkel. "Wir brauchen eine längere Vorlaufzeit."

Das Kreuz mit dem Budget

Sowohl Land als auch Bund würden ihre Bezuschussung von den Mitteln abhängig machen, die die Stadt zusteuert. "Wir stochern im Nebel, da wir aktuell keine verbindlichen Aussagen aus Wiesbaden und Berlin bekommen", erläutert Bürgermeister Thomas Fehling. "Ich gehe aber davon aus, dass Bund und Land die Förderung reduzieren, wenn wir die Zuwendung kürzen."

Deutliche Worte findet Stadtverordnetenvorsteher Lothar Seitz (SPD): "Seit 70 Jahren gibt es die Bad Hersfelder Festspiele und seit 70 Jahren leisten die Parlamentarier ein klares Bekenntnis zu den Festspielen", betont der Sozialdemokrat, der den Intendanten und die kaufmännische Leiterin darum bittet, dem Ältestenrat ein Konzept für den nächsten Spielplan vorzulegen. "Dann können wir ein Bekenntnis geben. Wir müssen miteinander reden, wie wir 2021 gemeinsam auf den Weg bringen – das ist die Aufgabe."

Wie Joern Hinkel und Andrea Jung den Ausschussmitgliedern berichtet, werden die in diesem Jahr von Corona ausgebremsten Uraufführungen von "Der Club der toten Dichter" und "Goethe!" auf jeden Fall auf den Spielplan 2021 kommen. Mit dem Lizenzgeber des Goethe-Musicals sei über die Übernahme des Vertrags für die Spielzeit 2021 verhandelt worden. "Grundsätzlich" sei dieser bereit, den Festspielen die Rechte – inklusive dem Uraufführungsrecht – auch für 2021 zu übertragen. Bedingung hierfür sei allerdings, "dass die vertraglich vereinbarte Vorauszahlung auf die Tantieme kurzfristig schon jetzt gezahlt wird". Einstimmig erteilen die HFA-Mitlieder der Abschlagszahlung grünes Licht. Das letzte Wort hat die Stadtverordnetenversammlung.

Corona-Krise: Haushalt kränkelt

Dass der städtische Haushalt in Zeiten von Corona kränkelt, liegt auf der Hand: "Die Haushaltslage sieht nicht sehr rosig aus", erläutert Kämmerin Anke Hofmann. "Voraussichtlich können wir nicht mit einem ausgeglichenen Etat abschließen." Grundsteuer, Gewerbesteuer, Spielapparatesteuer, Einkommenssteuer, Umsatzsteuer sowie die Einnahmen von Parkgebühren seien weggebrochen.

"Im Herbst wissen wir ein bisschen mehr und können über die weitere Vorgehensweise beraten", ergänzt Ausschussvorsitzender Bernd Böhle (FDP). Es ist ein steiniger Weg, den die Festspielstadt zurzeit beschreiten muss. (Stefanie Harth) +++

Die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses (HFA) haben sich mehrheitlich gegen die Ausgründung des Bad Hersfelder Festspiel-Regiebetriebs in eine gemeinnützige GmbH (gGmbH) ausgesprochen.

Der Club der toten Dichter und Goethe sollen auf den Spielplan 2021 kommen.

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