35 Jahre Kunstverein Bad Hersfeld

Schaufenster-Ausstellung - Kunst in der Stadt sichtbar machen

Eine interessante gespenstische Arbeit von Eva BeYauno im Mode-Centrum Sauer - Eingang: Unter den Hütten
Fotos: Gudrun Schmidl

19.06.2020 / BAD HERSFELD - Nase und Mund müssen der Corona-Pandemie geschuldet mit Alltagsmasken bedeckt werden. Die Augen bleiben frei. Ein erwartungsfroher, neugieriger Blick ist von Vorteil bei einem Bummel durch die Bad Hersfelder Innenstadt, denn es gibt aktuell in den Schaufenstern von 20 teilnehmenden Läden auch Kunst zu entdecken. Das ist der Initiative des örtlichen Kunstvereins zu verdanken, der die geplante Schaufenster-Galerie zum 70. Geburtstag der Bad Hersfelder Festspiele um ein Jahr verschieben muss, aber trotzdem eine Schaufenster-Ausstellung durchführt.



Kunst in der Stadt sichtbar machen, aus den Museen und Galerien in die Öffentlichkeit holen ist schon immer das Anliegen des Kunstvereins Bad Hersfeld, der in diesem Jahr seit 35 Jahren die Kulturlandschaft in der Festspielstadt als wichtige Institution bereichert und durch Ausstellungen und Begegnungen Kontakte im In- und Ausland fördert. Zum halbrunden Geburtstag wurden die eigenen Vitrinen am Rathausplatz neu gestaltet mit farbenfrohen Arbeiten der Mitglieder und Hinweisen auf die vielfältigen Angebote und Aktivitäten des Kunstvereins. Zeitungsauschnitte und Exponate gewähren einen Rückblick auf die wechselhafte Geschichte des Vereins.

Alles begann in der Kulturscheune bei Jürgen Klähn in Wehrda, später hat die Stadt Bad Hersfeld den Klausturm als Domizil angeboten, der mehrere Jahre genutzt wurde und mit Ausstellungen und Aktionen rund um "das halbrunde Bild" für Aufmerksamkeit sorgte. Zeitweise konnten die Mitglieder des Kunstvereins bis zur Renovierung der Luisenschule ihre Kunstprojekte dort verwirklichen. Die von dem inzwischen verstorbenen Bürgermeister Hartmut H. Boehmer erlaubte Nutzung der Empore der Schilde-Halle für Ausstellungen und offene Ateliers hat dem Kunstverein einen regelrechten Mitglieder-Boom beschert.

Die Bad Hersfelder Kunstszene macht nicht nur durch die Schaufenster-Galerie oder Schaufenster-Ausstellungen, sondern auch mit ihren Kunstaktionen im Park und vor allem mit der der von der Stadt Bad Hersfeld ermöglichten beliebten Mitglieder-Jahresausstellung im Kapitelsaal und im Dachgeschoss der Galerie im Stift im Museum der Stadt Bad Hersfeld auf sich aufmerksam. Außerdem stellt die Stadt unentgeltlich die Räume im Haus der Begegnung und der Kinderakademie zur Verfügung.

Der neue Vorstand des Kunstvereins mit Wolfgang Stache, seiner Stellvertreterin Hildegund Bode, Pressesprecher Dieter Gerhäuser, Schriftführerin Heidi Steinbach und Schatzmeisterin Tina Bärmann dankt der Stadt für dieses Entgegenkommen, erinnert aber auch daran, dass  noch immer Räumlichkeiten für ständige Arbeits- und vor allem Ausstellungsflächen fehlen. Die Mitglieder bedauern, dass Angebote des Kunstvereins von der Stadt nicht angenommen werden und wünschen sich einen offenen, kontinuierlichen Kontakt von beiden Seiten. Es gilt zu bedenken, dass interessante Kunstprojekte interessierte Besucher aus nah und fern anziehen können.

Wegen Corona kann der Geburtstag des Kunstvereins nicht so würdig gefeiert werden wie geplant. Auch viele der Kursangebote mussten aus diesem Grund eingestellt werden. Dennoch startet Wolfgang Stache als Nachfolger von dem langjährigen Vorsitzenden Gerhard Zinn und der gesamte neu gewählte Vorstand engagiert und ideenreich in die Zukunft des Kunstvereins, der seine Teilnahme an dem geplanten Kultursommer, der statt der abgesagten Festspiele für kulturelles Leben sorgen will, in Aussicht stellt. Details müssen zunächst im Stadtmarketingverein und mit der Stadt abgestimmt sein.

Wiederbelebt werden soll der Kontakt und Austausch mit dem Kunstverein in Fulda, der im Herbst in Bad Hersfeld ausstellen will. Eine Verjüngung des Kunstvereins ist gewünscht, aber schwer realisierbar. Dennoch wollen die Mitglieder auf Schulen zugehen, gemeinsame Aktionen und Projektarbeiten anbieten, um damit das Interesse an Vereinsarbeit zu wecken.

Von der schöpferischen Kraft der frei zugänglichen 23 Arbeiten im Rahmen der Schaufenster-Ausstellung von insgesamt 23 Künstlerinnen und Künstlern, die bis Mitte August in den harmonisch gestalteten Schaufenstern präsentiert werden, kann sich jeder Betrachter überzeugen. Hier kommt die Kunst zu den Menschen. "Was ist Kunst?" fragt Hildegund Bode. Auf jeden Fall macht Kunst neugierig und lädt dazu ein, Dinge zu hinterfragen und neu zu entdecken und liegt letztendlich im Auge des Betrachters. Ein Stadtbummel lohnt also doppelt. Ausgelegte Flyer weisen auf die entsprechenden Kunst-Schaufenster hin.  (Gudrun Schmidl) +++

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