Details zum Prozessauftakt

Mordfall Walter Lübcke: Familie tritt als Nebenkläger auf

Saal 165 C: Hier spielt sich der Prozess ab
Fotos: OLG Frankfurt, Archiv, Moritz Pappert

05.06.2020 / FRANKFURT AM MAIN - Oberlandesgericht Frankfurt, Saal 165 C: Hier spielt sich in den nächsten Monaten wohl einer der spektakulärsten Gerichtsprozesse des Jahres ab - der Mordfall am Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke. Dem Angeklagten Stephan E. (46) wird vorgeworfen, in der Nacht vom 1. auf den 2. Juni 2019 den Kasseler Regierungspräsidenten erschossen zu haben. Am 16. Juni beginnt der Prozess.



Außerdem wird Markus H. (44) angeklagt. Ihm wird zur Last gelegt, zu dieser Tat Beihilfe geleistet zu haben, indem er Stephan E. in seinem Tatentschluss bestärkte. Beide Angeklagten sollen diese Taten in rechtsradikaler, fremdenfeindlicher Gesinnung begangen haben. Stephan E. ist des Weiteren angeklagt, am 6. Januar 2016 in Lohfelden bei Kassel einen aus dem Irak stammenden Bewohner einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge niedergestochen zu haben, um diesen zu töten. Auch zu dieser Tat soll Stephan E. aufgrund seiner fremdenfeindlichen Einstellung motiviert gewesen sein.

"Sicherheit hat höchste Priorität"

Die Sicherheitsvorkehrungen und Auflagen sind bei diesem Prozess besonders. Auch wegen des Coronavirus. Demnach sind 18 Plätze für Zuschauer und 19 Plätze für Medienvertreter im Sitzungsall zugelassen. Weitere 41 Plätze gibt es für Journalisten in einem Medienraum. Insgesamt sind rund 25 Menschen am Prozess beteiligt. Darunter fünf Richter, Vertreter der Bundesanwaltschaft und zwei Verteidiger pro Angeklagten. "Die Sicherheit hat bei dem Prozess höchste Priorität", sagt Pressesprecherin Dr. Gundula Fehns-Böer.

Familie Lübcke wird im Prozess als Nebenkläger auftreten. Außerdem tritt der irakische Flüchtling, den Stephan E. nach den Vorwürfen der Anklage niedergestochen haben soll, um ihn zu töten, als Nebenkläger auf. Vorsitzender Richter wird Thomas Sagebiel sein.

Die Tat

Am 2. Juni 2019 war der beliebte CDU-Politiker im Alter von 65 Jahren auf der Terasse seines Wohnhauses in Istha bei Kassel mit einem Pistolenschuss aus nächster Nähe in den Kopf regelrecht hingerichtet worden. Die Region war erschüttert. Am 15. Juni wurde der hessische Rechtsextremist Stephan E. als dringend tatverdächtig festgenommen. Dessen DNA war an Lübckes Kleidung sichergestellt worden. Am 25. Juni legte er ein Geständnis ab, das er am 2. Juli widerrief, aber am 8. Januar 2020 durch ein Teilgeständnis ersetzte. (Moritz Pappert)+++

X