Unternehmer erleichtert

Gastro-Öffnung ab 9. Mai: "Gastronomie ist Frequenzbringer für die Innenstadt"

Antonia Trabert vom "Brillen Trabert"
Fotos: Marius Auth

07.05.2020 / REGION - Wenn es nach dem Willen der Wirtschaftsminister der Länder geht, soll schon ab dem 9. Mai eine schrittweise Öffnung von Kneipen und Restaurants erfolgen, eine Entscheidung wird noch am Mittwoch erwartet. Nicht nur Gastronomen sind erleichtert - auch Einzelhändler in der Innenstadt schätzen die Gastronomie als Frequenzbringer und versprechen sich von der Lockerung die bisher gewohnten Kundenzahlen.


Bei "Brillen Trabert" am Buttermarkt trennen Plexiglasscheiben Kunde von Optiker. Mundschutz, Handschuhe und Desinfektionsspray verleihen ungewohnt klinisches Flair beim Brillenkauf: "Niemand will eine Brille mit aufgesetzter Maske anprobieren. Deswegen haben wir die Plexiglaswände nachgerüstet und schieben vier, fünf Brillen unter der Wand durch, die der Kunde dann alleine anzieht. Das ist umständlich, aber nicht der Grund für den Umsatzrückgang. Viele Menschen bummeln sonst durch die Innenstadt, trinken einen Kaffee und gehen dann zum Optiker. Die Gastronomie ist entscheidend für die Aufenthaltsqualität - jetzt erledigen die Menschen mit Maske zielstrebig ihre Aufgaben und gehen dann gleich wieder nach Hause. Das merken wir natürlich sofort in der Kundenfrequenz, obwohl wir im Gegensatz zu den Gastronomen weiter geöffnet haben dürfen", erklärt Hermann-Josef Trabert. Auch die Sparkasse Fulda, die seit Montag dreizehn bisher geschlossene Filialen, inklusive der Hauptstelle am Buttermarkt, wieder geöffnet hat, konnte keinen Ansturm der Kunden verzeichnen: "Selbst ältere Menschen erledigen heute viele Finanzangelegenheiten am SB-Terminal, deswegen hatten wir nur wenige aufgeschobene Sachen, die dringend erledigt werden mussten. Die Laufkundschaft kommt wirklich, weil ohnehin gerade etwas in der Innenstadt erledigt wird und ein Schlenker zur Sparkasse gemacht wird, um sich beraten zu lassen. Solange die Gastronomen geschlossen haben, wird das noch so bleiben", erklärt Richard Hartwig vom Vorstandsstab der Sparkasse Fulda.

Bei den Gastronomen selbst hat die Nachricht von der möglichen Wiedereröffnung für Aufbruchstimmung gesorgt: "Wenn wir das Go bekommen, wird sofort wieder das Restaurant und die Außengastronomie geöffnet. Ich habe heute Nachmittag schon einen Termin mit der Küchenmannschaft angesetzt, wir planen den Start, ob der jetzt am 9. oder erst am 22. Mai ist. Geschäftsreisende mit Übernachtung bekommen momentan als Frühstück eine Lunchtüte, die Küche ist komplett geschlossen, die Belegschaft in Kurzarbeit. Wenn wir wieder mit vollem Programm loslegen können, ist das für alle von Vorteil", erklärt Hoteldirektor Dirk Schütrumpf vom "Hotel Platzhirsch". Wie es genau mit dem Popup-Pappert in der "Heimat" am Buttermarkt weitergeht, ist noch unklar. Wegen der coronabedingten Schließung der Gastro-Räume war die Bäckerei Pappert kurzfristig eingesprungen, auf kleinem Raum werden momentan neben Backwaren regionale Spezialitäten angeboten: "Das Angebot wurde gut angenommen, viele sind überrascht, wenn sie vorbeilaufen, dass es hier weitergeht. Leider fehlt die Außengastronomie - die macht im Mai normalerweise sehr viel aus", erklärt Detlef Erhardt vom "Heimat"-Team. Marketing-Chef Thomas Bertz von der Bäckerei Pappert ist noch nicht sicher, wie sich die Einigung der Wirtschaftsminister aufs Geschäft auswirkt: "Momentan wissen wir noch nicht einmal, ob der Verzehr in unseren normalen Filialen davon betroffen sein wird. Wie es fürs Popup-Geschäft in der 'Heimat' weitergeht, wird sich deswegen in den nächsten Tagen zeigen."

Thorsten Dechant von der Stadtmetzgerei Fulda freut sich über den Vorstoß aus der Politik, sieht aber eher die Öffnung der Außengastronomie als lohnenswert: "Im Obergeschoss halten wir 14 Sitzplätze vor, deswegen würden wir am 9. Mai diesen Bereich erstmal geschlossen lassen. Im Außenbereich dagegen sind es bis zu 50 Sitzplätze, das trägt enorm zum Flair und zur Aufenthaltsqualität bei." Nicht jeder Gastronom zählt die Tage bis zur Wiedereröffnung. Durch Drive In, Lieferservice und Abholung hätten sich nach anfänglichem Umsatzeinbruch die Zahlen wieder stabilisiert, inzwischen würde trotz geschlossenem Gastraum das Geschäft auch so brummen, heißt es aus dem Management der Burger King-Filiale am Petersberg. (mau) +++

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