OsthessenNews

Gastro-Branche mehr als verzweifelt!

Dringlicher Appell an die Politik: "Lasst uns endlich wieder Geld verdienen"

Trotz Hochsaison in der Rhön: die Kissinger Hütte ist aufgrund der Corona-Einschränkungen seit dem 16. März geschlossen. Trotz Hochsaison in der Rhön: die Kissinger Hütte ist aufgrund der Corona-Einschränkungen seit dem 16. März geschlossen.
Fotos (4): Kissinger Hütte / Facebook

04.05.2020 / REGION - Sie rufen lautstark um Hilfe. Sie stecken in einer der schwersten Krisen. Sie wollen eine Perspektive. Die Rede ist von der Hotellerie und Gastronomie. Viele Wirte in ganz Deutschland sind bitter enttäuscht von der Politik - auch in Osthessen. Gerade die Rhön lebt vom Tourismus und der Gastronomie. Ihre Forderung: "Es muss sich endlich was bewegen!" Der Leidensdruck unter den Corona-Einschränkungen ist für die Betreiber hoch, die Existenzangst da und die Pleite droht.


Trotz Lockerungen, die Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Regierungschefs der Länder - zuletzt wieder am letzten Donnerstag - beschlossen hat, spricht niemand von der Gastro-Branche, die verzweifelt auf Antworten wartet. Rund eine Million der angestellten Mitarbeiter sind aufgrund der behördlichen Corona-Schließungen von Restaurants, Landgasthöfen, Hotels & Co. in Kurzarbeit. Das sind 95 Prozent - eine alarmierende Zahl. Umso schlimmer: Am Donnerstag wurde der Tagesordnungspunkt über die Öffnungen eiskalt vertagt. Im Beschluss heißt es lediglich, die "zuständigen Fachministerkonferenzen" sollen bis 6. Mai "Vorschläge für Rahmenbedingungen schrittweiser Öffnungen" vorlegen.

Heißt im Klartext: Außer dem Außer-Haus-Verkauf ist und bleibt alles dicht.

Eigentlich herrscht auf der "Kissinger Hütte" sonntags Hochbetrieb. Das beliebte Ausflugsziel auf dem Feuerberg, mit herrlichem Blick in das Land der weiten Fernen, liegt auf 832 Metern Höhe und ist bekannt für gutbürgerliche Küche. Die Hütte gehört dem Heimat- und Wanderverein "Rhönklub". Pächter sind seit 2015 die Geschwister Diana und Dennis Tisma. Sie sagen: "Bitte lasst uns endlich wieder Geld verdienen." Am Sonntag zeichnete sich ein anderes Bild: Rolläden unten, kein Leben, Tristesse und Leerstand. Alles lag brach.

OSTHESSEN|NEWS veröffentlicht hier einen offenen Brief im Wortlaut, den das Team der "Kissinger Hütte" aus dem unterfränkischen Sandberg-Langenleiten am Sonntag auf Facebook veröffentlicht hat:

"Guten Morgen liebe Politik,

seit nunmehr fast 2 Monaten, haben wir absolute Hochsaison in der Rhön und auf dem Feuerberg sieht es wie folgt aus:

Stand: 16.03.2020 bis heute

Biergarten = leer
Gaststube = leer
Kissinger Zimmer = leer
Saal = leer
59 Betten = leer
Ergebnis = 0 Euro Umsatz

Soforthilfe bis heute = keine
Unterstützung der Banken = keine
Kurzarbeitergeld = Nach 3 Wochen wurde der Antrag auf Arbeitsausfall bewilligt und wir konnten endlich den eigentlichen Antrag stellen.

Auf Grund der Zusage, dass weitere, unbürokratische Anträge für unterschiedliche Unterstützungsmöglichkeiten gestellt werden können, kamen wir auch diesbezüglich nur zu folgendem Ergebnis: Termin bei einem Arbeitsvermittler, mit der Bitte um Zusendung der vollständigen Bewerbungsunterlagen.

Liebe Politik, wir möchten keine neue Arbeitsstelle, sondern einfach nur unser Unternehmen wieder eröffnen und weitermachen.

Ihr habt uns geschlossen, also helft der Hotellerie und Gastronomie endlich, diese Zeit zu überstehen und zwar mit ausgereiften Konzepten und finanziellen Mitteln und nicht mit Zusagen und Ideen, die nicht eingehalten oder SOFORT umgesetzt werden können. Gebt uns wieder Perspektiven und Motivation zurück. Denkt an die vielen Menschen, deren Existenzen nun unverschuldet bedrohlich geworden sind. Viele haben überhaupt keine Möglichkeit, die entsprechenden Rücklagen zu bilden, um solch finanzielle Lücken einfach mal so aufzufangen, die man nicht einmal selber verschuldet hat.

Auf dem Feuerberg, wie auch andere Ausflugsziele in der Rhön, haben wir ausreichend Fläche, um sicher mit entsprechenden Abstandsregeln zu starten. Die Unterschiede, die gemacht werden, wer sein Geschäft aufmachen darf und wer nicht, sind für uns nicht nachvollziehbar und wir hoffen sehr, dass der Virus vor jeder Tür eines großen Einkaufzentrums und den komplett, überfüllten Parkplätzen HALT macht.

Bitte lasst uns endlich wieder Geld verdienen."

"Der Liquiditätsdruck wird immer größer. Diese Woche muss die Politik handeln, sonst wird es richtig eng", fordern die Gastronomen mit Nachdruck, auch über ihre Interessenverbände. Aus der regionalen Wirtegemeinschaft 'Rhöner Charme' heißt es am Wochenende eindringlich: "Wir sind enttäuscht von der Perspektivlosigkeit, die uns die Regierenden vermitteln. Wir opfern uns gerade für das Land, seine Bewohner und unsere Industrie. Ohne Perspektive und finanzielle Unterstützung wird es für viele ein großes Opfer, nämlich der Betrieb werden. Daher fordern wir um die Wiedereröffnung mit dem vom DEHOGA erarbeiteten Maßnahmen oder schließt uns und entschädigt uns für diese Zeit." (Christian P. Stadtfeld) +++