Erhaltung des artenreichen Grünlands
Bergmähwiesen im Vogelsberg von nationaler Bedeutung
Der Forstmulcher im Einsatz
Fotos: Dieter Graulich
30.04.2020 / GREBENHAIN -
Bereits seit 2015 setzt sich der Verein „Natur- und Lebensraum Vogelsberg“ im Rahmen des Naturschutz-großprojektes für den Erhalt des artenreichen Grünlands im Vogelsberg ein. Durch Entbuschung werden beispielsweise wertvolle Wiesen zurückgewonnen, Samen von naturschutzfachlich hochwertigen Wiesen eingesät, typische Bergmähwiesenarten wieder etabliert, ungenutzte Wiesen zum Erhalt der vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten gemäht sowie invasive Arten wie die Lupine ausgestochen. Die Vielfalt der Gräser und Kräuter der artenreichen Bergwiesen dient unzähligen Schmetterlingen, Bienen, Hummeln und anderen Insekten als Lebensgrundlage. Eine große Insektenvielfalt wiederum bietet Vogelarten wie etwa dem Wiesenpieper genug Nahrung, um auch die Jungtiere aufzuziehen.
Das Naturschutzgroßprojekt wird vom Land Hessen, dem Bund und dem Vogelsbergkreis mit insgesamt 9,3 Millionen Euro unterstützt. Mit der Auszeichnung als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt lenken die Vereinten Nationen den Blick auf vorbildliche Projekte, die dem weltweiten Rückgang der Naturvielfalt entgegenwirken. Staatsministerin Priska Hinz zeichnet im Vorjahr das Projekt mit der Übergabe des Vielfaltsbaumes zu einem offiziellen Projekt der UN-Dekade biologische Vielfalt aus. Damit würdigte sie die Anstrengungen des Trägervereins und des Projektteams für den Erhalt und die Entwicklung der einzigartigen Kulturlandschaft im Vogelsberg.
So wird bereits seit Ende des Jahres 2019 auf Weideflächen nahe dem Grebenhainer Ortsteil Bermuthshain in Etappen an einer Entbuschungsmaßnahme gearbeitet. Auf der weitläufigen Weide waren die Gebüsche in Teilbereichen übermächtig geworden. Oft ist es für die Landwirte sehr schwer den „unzähmbaren“ Schwarzdorn (Schlehe) unter Kontrolle zu halten. Vor allem überall dort, wo man nicht mit dem Traktor nachpflegen kann. Auf den Weideflächen bei Bermuthshain ist so nach und nach immer mehr Grünland verloren gegangen und Pflanzenarten, die typisch für extensives Grünland sind, waren verschwunden. Eine Situation, die sowohl für den Landwirt als auch den Naturschutz unbefriedigend war und so wurde jetzt gehandelt.
Auch in der Schottener Gemarkung Rudingshain gab es bei zwei Flächen, die im Naturschutzgebiet „Lange Galle“ und im FFH-Gebiet Hoher Vogelsberg liegen, Handlungsbedarf. Die südliche Fläche war eine Fichtenaufforstung mit etwa 0,7ha Größe. Die nördliche Fläche mit 0,6ha an der Straße von der Poppenstruth nach Götzen, war eine durch Nutzungsaufgabe entstandene Ahornsukzession. Beide Flächen sollen wieder wertvolle und artenreiche Bergmäh-wiesen werden. Aus diesem Grund findet nach dem Mulchen eine Einsaat mit Wiesendrusch statt. Dies unternimmt der zukünftige Bewirtschafter der Flächen selbst, wird aber finanziell und auch mit dem Druschgut von Naturschutzgroßprojekt unterstützt. Die nächsten drei Jahre wird die Maßnahme vom Projekt begleitet und gegebenenfalls nochmal eingesät, falls der Zustand „artenreiche Wiese“ noch nicht erreicht wurde.
Die Erhaltung der Vogelsberger-Bergmähwiesen ist auch von nationaler Bedeutung, da hier eine Vielzahl der wertvollsten Flächen der Bundesrepublik vorhanden ist. Insgesamt sind bis heute mehr als 1.000 Hektar Bergmähwiese im Vogelsberg erhalten geblieben. Als Hotspots der Biologischen Vielfalt bieten sie zahlreichen Tier- und Pflanzenarten eine Heimat. Insbesondere blütenbesuchende Insekten wie Schmetterlinge, Wildbienen und Schwebfliegen finden auf den blumenbunten Wiesen Nahrung und Lebensraum. Eine Vielzahl von Tieren ernährt sich wiederum von den Insekten der Bergmähwiesen. Dazu zählen viele Vögel, aber auch Kleinsäuger wie Igel, Mäuse und Maulwürfe. Der Erhalt der Wiesen garantiert also auch den Fortbestand all derer, die auf die Blumenpracht angewiesen sind.
Während die Entbuschungsarbeiten von Firma FTL-Bau aus Schlüchtern getätigt wurden, war bei den Mulch Arbeiten in den letzten Tagen die Firma Lohn- und Baggerarbeiten Jan McCormack (Herbstein) mit einem 300 PS Traktor mit Rückfahreinrichtung und einem Forstmulcher im Einsatz. Die in 2013 im Nebenerwerb gegründete Firma läuft seit 2018 im Vollerwerb. Zum Leistungsspektrum gehören Baggerarbeiten aller Art sowie land- und forstwirtschaftliche Dienstleistungen. Des Weiteren werden Mulch-Arbeiten im Heckenrückschnitt und im Forstbereich durchgeführt. (Dieter Graulich) +++