Auch Modehaus Schneider betroffen!

Corona-Krise: Filialist Appelrath Cüpper beantragt Insolvenz - Droht Pleitewelle?

Das Traditionsmodehaus Schneider gehört seit 2017 zu Appelrat Cüpper und ist auch von der Insolvenz betroffen.
Fotos: Hendrik Urbin

15.04.2020 / FULDA - Erst vor gut drei Jahren hat die Einzelhandels-Kette Appelrath Cüpper das Fuldaer Traditionsmodehaus Schneider am Universitätsplatz übernommen. Die Zeichen standen auf Expansion. Jetzt hat das Unternehmen Insolvenz in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Köln beantragt. Hintergrund der finanziellen Engpässe sind starke Umsatzausfälle durch die Corona-Krise. Alle 16 Häuser des Filialisten sind seit mehreren Wochen geschlossen. Die Modebranche schlägt Alarm. Es droht eine Pleitewelle.



Die Appelrath Cüpper GmbH will sich durch eine Insolvenz in Eigenverwaltung sanieren und damit wieder wettbewerbsfähig am Markt aufstellen. Das im Jahr 1882 gegründete Unternehmen vertreibt als Einzelhändler der Bekleidungsbranche deutschlandweit hochwertige Bekleidung, Taschen, Accessoires und Schuhe für Damen.

"Nachdem wir mit einem außergewöhnlich guten Januar und Februar ins Jahr 2020 gestartet sind, hat uns die Corona-Pandemie in eine schwere Krise geführt", sagt Unternehmenschef Lothar Schäfer. Aufgrund der behördlichen Schließung aller 16 Filialen sei der Umsatz nahezu komplett eingebrochen. Nur der Online-Shop sei noch für Kunden verfügbar. In den vergangenen Jahren wurden neben Fulda auch Standorte in Braunschweig, Bremen und Dresden eröffnet.

Seit 1938 ist das vielen, auch über die Region hinaus, noch unter dem Namen "Erna Schneider" bekannte Geschäft eine feste Marke in der Domstadt. Bis Juni 2017 befand sich das Geschäft, das weit über Osthessen hinaus einen ausgezeichnetem Ruf genoss, 80 Jahre lang in Familienbesitz. Inhaberin war die Unternehmerin Karin Ahrens aus Marburg. Sie hatte es im Rahmen einer Nachfolgeregelung an Appelrath Cüpper verkauft. Damals waren 70 Mitarbeiter für das Modehaus Schneider tätig.

Zur aktuellen Lage: "Wir verfolgen das Ziel, unser Unternehmen erfolgreich durch die Corona-Krise zu führen und es nachhaltig zu sanieren. Leider haben wir trotz eines Antrags keinen Zugriff auf KfW-Darlehen erhalten, sodass wir nur noch die Option hatten, eine Insolvenz in Eigenverwaltung anzustreben. Diese bietet uns aber auch erhebliche Chancen, sodass wir dennoch zuversichtlich in die Zukunft blicken", erklärt der Finanzchef von Appelrath Cüpper, Heinrich Ollendiek.

"Möglichkeit einer nachhaltigen Sanierung"

Rechtsanwalt Dr. Bero-Alexander Lau von White & Case wurde zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Appelrath Cüpper wird zudem von der Wirtschaftskanzlei und Unternehmensberatung Buchalik Brömmekamp aus Düsseldorf begleitet, mit deren Unterstützung in den nächsten Wochen ein Sanierungskonzept erarbeitet wird. Dieses Konzept mündet später in einem Insolvenzplan, in dem die Entschuldung und Fortführung des Unternehmens aufgezeigt wird. Dem Plan müssen zunächst die Gläubiger zustimmen. Abschließend muss er vom Amtsgericht Köln bestätigt werden.

"Die Eigenverwaltung ist der richtige Weg für das Unternehmen, da sie die Möglichkeit einer nachhaltigen Sanierung und Neuausrichtung bietet und im Interesse aller Beteiligten schnell und erfolgreich umzusetzen ist. Wir gehen davon aus, dass das Verfahren bis Ende dieses Jahres abgeschlossen ist", erklärt Sanierungsexperte Dr. Jasper Stahlschmidt aus dem Hause Buchalik Brömmekamp, der für die Dauer des Verfahrens die Geschäftsführung vor Ort als Generalbevollmächtigter unterstützen wird.

Das Unternehmen erwirtschaftet nach eigenen Angaben einen Jahresumsatz von rund 110 Millionen Euro und beschäftigt insgesamt ca. 1.000 Mitarbeiter. Diese wurden über die aktuelle Entwicklung informiert. Löhne und Gehälter sind in den ersten drei Monaten des Verfahrens über das Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit abgesichert. (Christian P. Stadtfeld) +++

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