Corona-Einschränkungen
Umsatzeinbruch im Großhandel: "Nur Solidarität und Lockdown-Lockerung hilft"
Fotos: Marius Auth
15.04.2020 / FULDA -
Die Corona-Restriktionen treffen nicht nur das Gastgewerbe hart: Lebensmittelgroßhändler wie Wehner GROMA in Fulda haben Umsatzeinbrüche von mehr als 60 Prozent zu verzeichnen, tonnenweise Frischware für Großkunden der Region musste trotzdem von Lieferanten aus ganz Deutschland abgenommen werden. Florierende Gastro-Lieferdienste würden die Absatzlage jetzt zwar entspannen, meint GROMA-Chef Oliver Wehner - aber nur Solidarität gegenüber heimischen Gastronomen sowie eine schrittweise Lockerung der Corona-Einschränkungen könnten die Branche noch vor Schlimmerem bewahren.
Um die Ausfälle zu kompensieren und vor allem die schnell verderbliche Frischware loszuwerden, wurden als erstes die gewerblichen Einschränkungen gelockert - jetzt können auch Privatleute im Großmarkt einkaufen. Die Einschränkung des Sortiments folgte als nächstes: "Es gibt eben nur noch eine Schlagsahne, die Pommes nur noch tiefgekühlt. Die Gastronomen haben dafür Verständnis. Wir sitzen alle in einem Boot: Deren Umsätze sind meine Umsätze, deswegen haben wir auf unserer Website unter gastro@home ein Verzeichnis regionaler gastronomischer Betriebe, die Liefer- oder Abholservices anbieten, aufgebaut, außerdem unseren eigenen Lieferdienst. Der Zuspruch war sofort sehr groß, vor allem im Landkreis Fulda. Die aufblühenden Liefer- und Abholservices der Gastronomen sind auch ein Grund dafür, dass sich unsere Absatzlage etwas stabilisiert hat."
Weitere Marktsegmente zu erschließen gestaltet sich im Großhandel schwer: "Die gesamte Tagungshotellerie liegt am Boden. Wir versuchen, unsere Großgebinde, die für Privatkonsumenten natürlich zu umfangreich sind, unter anderem an Kliniken und Seniorenheime, die solche Mengen auch verwenden, zu verkaufen. Es ist jetzt vor allem die Solidarität der Verbraucher mit den regionalen Betrieben, darunter den Gastronomen, die nötig ist, um die Branche vor Schlimmerem zu bewahren. Eine schrittweise Lockerung der Corona-Einschränkungen muss außerdem bald erfolgen, damit ein kalkulierbares Grundgeschäft wieder möglich ist." Von den schnell verderblichen Frischwaren habe man im Großmarkt trotz Ausnahmezustand bisher nur wenig wegwerfen müssen - die riesigen Tiefkühlhallen mit prall gefüllten Regalen machen Wehner dagegen Sorgen, sollte sich die Lockdown-Lockerung noch länger hinauszögern: Selbst tiefgefroren hält sich vieles nur maximal drei Monate. (mau) +++