Geben Sie sich einen Ruck!

Meinung eines Chirurgen: "Ich finde das Tragen eines Mundschutzes sinnvoll"

Kai Witzel (r.) ist der Meinung: "Das Tragen von Mundschutzmasken ist sinnvoll."
Fotos: Privat

02.04.2020 / HÜNFELD - In Österreich dürfen die Menschen nur noch mit Schutzmasken zum Einkaufen gehen, auch die thüringische Stadt Jena hat nun nachgezogen: Wer sich hier in öffentlichen Gebäuden, in Supermärkten oder im Nahverkehr bewegt, muss ab Montag einen Mund- und Nasenschutz tragen. Doch wie sieht die Meinung in der Region Osthessen aus?



OSTHESSEN|NEWS veröffentlicht hier einen Gastkommentar von Chirurg PD Dr. Kai Witzel aus Hünfeld:

Bilder von Menschen, die einen Mund-Nasenschutz tragen, kennen wir vorwiegend aus Asien. Dort wird dieser Schutz genutzt, um andere vor Ansteckung zu schützen. Aktuell diskutieren wir, ob es geboten ist, auch bei uns in Deutschland einen Mundschutz im öffentlichen Raum zu tragen.

Warum nicht?

Als Gegenargument wird eine falsch empfundene Sicherheit vor Infektionen durch Schutzmasken angeführt. Selbstverständlich sollte jedoch sein, dass der individuelle Sicherheitsabstand von über 1,5 Metern weiterhin gewahrt wird. Im öffentlichen Raum können wir diesen Abstand aber nicht konsequent gewährleisten. Denken Sie beispielsweise an eine Situation an einer Supermarktkasse, in der Sie anderen kaum ausweichen können.

Durch die bekannten Standard-Schutzmasken können wir uns selbst nur in geringem Maß vor einer Vireninfektion schützen. Hierzu sind die sogenannten FFP-Masken erforderlich, die in der aktuellen Situation in Gesundheitseinrichtungen benötigt werden. Eine Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 verläuft oft ohne ein Krankheitsgefühl. Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie infiziert sind und somit ein besonderes Risiko für andere darstellen. Hier setzt die Idee der sinnvollen Nutzung eines Mund-Nasenschutzes an, um die Verbreitung des Virus in der Bevölkerung zu verlangsamen.

Ein zweites Argument für eine Schutzmaske: Jeder Mensch fasst sich täglich - meist unbewusst - bis zu 50-mal ins Gesicht mit Berührung der Mund- oder Nasenschleimhäute. Das sind die Körperstellen, über die die Coronaviren als Tröpfcheninfektion verbreitet werden. Die Maske hilft somit dem Träger, dass seine Viren oder andere Keime nicht als Schmierinfektion übertragen werden. Auch wenn eine solche Schmierinfektion beim Coronavirus sehr unwahrscheinlich ist, so sind weitere virale oder bakterielle Erkrankungen ein zusätzliches Risiko für vorerkrankte Mitmenschen.

Für Chirurgen ist es selbstverständlich, dass das Tragen von Schutzmasken dem Schutz anderer dient. Das Tragen einer Maske ist nicht unangenehm, es wird jedoch im öffentlichen Raum als ungewohnt oder eigenartig angesehen. Auch selbstgefertigte Mund-Nasenschutzmasken sind gerade in dieser Zeit ein sinnvoller Beitrag für die schwachen, alten und kranken Mitglieder unserer Gesellschaft. Geben Sie sich einen Ruck und probieren Sie es einfach mal aus. (Kai Witzel) +++



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