Schulen kooperieren mit dem Weltladen Alsfeld
Über Kleidung und Konsumverhalten: Eine Ausstellung, die aufklärt!
Fotos: Traudi Schlitt
26.02.2020 / ALSFELD -
Pro Jahr geben wir in Deutschland 800 Euro pro Person für Kleidung und Schuhe aus – im Durchschnitt. Obwohl wir eine Ahnung davon haben, dass ein T-Shirt für vier Euro weder ökologisch noch fair hergestellt worden sein kann, kümmern wir uns so gut wie nie darum, wo die Kleidung herkommt, wer sie fertigt, wer was daran verdient und was unser Konsum für die Umwelt in den Herstellerländern bedeutet. Geradezu sorglos füllen und leeren wir unsere Kleiderschränke: 750 Millionen Tonnen Kleidung landen in Deutschland jährlich in den Entsorgungscontainern. Diese und andere Zahlen hat das Zentrum Ökumene gemeinsam mit Brot für die Welt in eine Ausstellung gepackt und dazu viele, viele weitere Informationen zu unserer Kleidung und unserem Konsumverhalten.
Als ein wichtiges Thema skizzierte auch Friedhelm Walther, Schulleiter der Max-Eyth-Schule, Konsumverhalten und Herstellung von Kleidung anlässlich der Eröffnung der Ausstellung im Eingangsbereich des Gebäudes D der Schule. „Zu welchem Preis leben wir hier im Überfluss?“, fragte er in die Runde, die aus zahlreichen Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 13 des Beruflichen Gymnasiums bestand. „Überdüngung, Überfischung und Landgrabbing sind die Folge unseres ungebremsten Konsums“, so Walther, der die Frage stellte, ob es der Weltgemeinschaft noch gelingen könne, die im Jahr 2016 festgelegten Sustainable Development Goals bis zum Jahr 2030 zu erreichen. Anhand des Entstehungsprozesses einer einzigen Jeans zeigt die Ausstellung, wo ein Teil der Probleme liegt: Eine über die ganze Welt verstreute Produktion, die immer genau dort stattfindet, wo die niedrigsten Löhne gezahlt werden, die wenigsten Umweltauflagen herrschen, der Profit der Labels maximiert und der Preis für den Endverbraucher erschwinglich gehalten werden kann. Dabei reisen die Komponenten einer Jeans mehrfach um die Welt.
Die Reise der Jeans startet auch in der Ausstellung auf den Baumwollfeldern in Südamerika und Indien. Ein geschichtlicher Rückblick gibt Aufschluss über eine lange und unrühmliche Karriere des Lieblingsstoffes der Textilindustrie. Von Sklaven, die auf den Feldern ihr Leben ließen, über Baumwollbauern, die Hungers starben bis in die Neuzeit, in der unter anderem die Problematik des wasser- und pestizidintensiven Anbaus der Pflanzen im Fokus steht. So werden für die Herstellung eines Kilogramms Baumwolle 40.000 Liter Wasser benötigt. Viele Gegenden, in denen einstmals Baumwolle angebaut wurde, sind inzwischen verdorrt oder leiden zunehmend unter Vertrocknung. Nicht besser ist ein Blick auf die Arbeitssituation der meist weiblichen Näherinnen. Wenig qualifizierte junge Frauen kommen in Bangladesch auf 50 Euro im Monat. Das ist selbst in Billiglohnländern ein Hungerlohn. Unbezahlte Doppelschichten mit bis zu 16 Stunden am Tag sind darüber hinaus keine Seltenheit. Der Anteil am Näherinnenlohn liegt bei etwa 1 Prozent - also beispielsweise 50 Cent für eine 50 Euro teure Jeans, die aus circa 60 Einzelteilen und 100 Arbeitsschritten besteht. Laut Auskunft in der Ausstellung ist es bei dieser Aufstellung gleich, für welche Firma die Kleidung gefertigt wird.
Er hoffe auf gute Erkenntnisse für alle Klassen und alle Klassenleitungen, die die Ausstellung besuchen, hatte Friedhelm Walther zur Eröffnung gesagt. Im besten Fall wird sie beim nächsten Hosenkauf in Erinnerung sein und zu einer klugen Entscheidung führen.
Zu sehen ist die Ausstellung noch bis zum 2.3. in der Max-Eyth-Schule. Sie ist in der Regel den Schülern vorbehalten. Sollte jemand von außerhalb Interesse haben, besteht die Möglichkeit, sich im Sekretariat der Schule anzumelden. (pm) +++