Die Fichte aus der „Hexeneiche“
Sondereinsatz: Böschemer Feuerwehr im Wald
Fotos: Barbara Enders
20.02.2020 / RHÖN-GRABFELD -
Ob Maibaum oder Fastnachtsbaum, das Aufstellen eines solchen ist den Bischofsheimern immer ein kleines Fest wert. Doch bevor so ein markanter Baum auf dem Marktplatz unter schweißtreibender Handarbeit aufgestellt werden kann, muss er erst einmal im Wald gefällt werden.
Gleich dahinter steht noch ein zweiter Baum, vergleichbar in Größe und Aussehen. Thomas Geis nickt zustimmend und Dietmar Hohn setzt seinen Schutzhelm auf, packt die Kettensäge und marschiert durchs Unterholz. Rings um den Baumstamm muss erst einmal Platz zum Arbeiten geschaffen werden. Florian Reitz hat die zweite Säge in der Hand. Dass die beiden das schon öfter gemacht haben, sieht selbst der unbedarfte Zuschauer.
Damit nach einem Bruch die Suche nicht von vorne beginnen muss, wird immer eine Stelle ausgewählt, an der zwei ähnliche Bäume stehen. Dieses Mal stehen die Bäume sogar nahe des Waldweges, was den Abtransport deutlich erleichtert. Damit die Äste nicht abbrechen, muss der Baum oft mit Muskelkraft aus dem Wald getragen werden. Die Feuerwehrleute dürfen sich den Baum mit Genehmigung der Stadt Bischofsheim aus deren Stadtwald holen. Hier im Waldabschnitt mit dem Namen „Hexeneiche“ werden sie immer fündig, im Fasching holen sie die Fichte und zum 1. Mai die Birke aus diesem Wald.
Baum fällt! Keine 15 Minuten nachdem der Baum ausgewählt wurde, liegt er bereits gefällt quer über der Forststraße. „Auf geht´s Männer“, diese Ansage von Thomas Geis wäre nicht nötig gewesen, die Feuerwehrleute zögern nicht, sondern greifen an, wo sie gebraucht werden. Dietmar und Florian asten gemeinsam aus, man könnte meinen, sie nähmen an einer Forstmeisterschaft teil. Genauso schnell räumen die anderen die Äste zur Seite. Einer der beiden sägt am Stammende und kommt mit dem Schwert ins Erdreich, die Kette ist stumpf. Thomas Geis gibt ihm eine andere Säge, denn die Feuerwehrautos sind gut ausgerüstet. Während die Motorsäge neu gestartet wird, wechselt Geis die stumpfe Kette in Minutenschnelle aus, auch diese Säge ist schon wieder einsatzbereit. Jetzt wird der Baum von der Spitze Richtung Wurzel gemessen und bei 23 Metern die Markierung gesetzt, hier wird er abgeschnitten. Das ist ein sehr hoher Baum, der später mit reiner Muskelkraft auf dem Bischofsheimer Marktplatz aufgestellt werden wird. Zur Sicherheit von Helfern und Zuschauern wird er während des Aufstellens zusätzlich mit einem Stahlseil gesichert.
„Die Höhe passt zu unserem großen Marktplatz“, erklärt Thomas Geis. Früher war er deutlich kleiner, aber mit der Größe kann er erst richtig gut wirken und wird zum attraktiven Blickfang des gesamten Fosenochtswochenendes.
Ist der Baum soweit vorbereitet, wird der Stamm mittels des Traktorfrontladers auf einen speziellen Anhänger gehoben. Dieses lenkbare Fahrzeug wurde einst vom mittlerweile verstorbenen Feuerwehrkommandanten Winfried Mai gebaut und ist unverzichtbarer Bestandteil des Baumtransportes.
Die Baumkrone zeigt nach hinten und der Baum wird auf dem Anhänger fest verzurrt. Das Stammende wird noch zurechtgesägt und ein Stahlkreuz eingepasst, mit dem der Baum am Traktor befestigt wird. Alle packen dann mit an, als der Stamm angehoben und am Traktor aufgelegt wird. Übrigens sind die Feuerwehrleute trotz ihres Sondereinsatzes für den Ernstfall gerüstet und falls man sie zu einem Einsatz riefe, würden sie die Baumfällaktion sofort unterbrechen. Während die Feuerwehrleute im Wald noch letzte Hand anlegen, fährt Thomas Geis mit einem Feuerwehrauto wieder aus dem Forst hinaus und parkt an der breiten Einmündung zur Kissinger Straße. Hier bereitet er die Brotzeit vor, die sich die fleißigen Helfer verdient haben.
Der Fosenochtsbaum reist durch die Innenstadt
Unter den interessierten Blicken vieler Zuschauer wird der Baum letztendlich auf dem Marktplatz aufgestellt. Unterhalb der Baumkrone hängt ein großer Fichtenkranz mit riesigen Brezeln und Fleischwurst ringeln, die in früheren Zeiten sogar ganz Mutige dazu verlockten, den Baum hinauf zu klettern, um sich etwas davon zu holen. Egal wie das Wetter vorher war, sobald der Fosenochtsbaum aufgestellt wird, schein meist die Sonne und die bunten Bänder flattern fröhlich im Wind.
Beginn der Hochphase der Böschemer Fosenocht
Die Feuerwehrleute haben wegen der Baumfällung den Rathaus-Sturm am Vormittag verpasst, der als Einstieg für das fröhliche bunte Treiben des Böschemer Fosenochts-Wochenendes steht. Während des Baumumzuges sichern die freiwilligen Helfer die Straßen und sorgen für den sicheren Transport.
Ist die Arbeit getan, können auch sie ausgelassen feiern, denn in Bischofsheim beginnt jetzt ein reges Fastnachtstreiben in den Lokalen der Innenstadt an, das mit viel Halex-Rufen bis in die Morgenstunden andauert. (Barbara Enders) +++