1.600 Gäste in der Esperantohalle

Klima-Debatte in aller Munde: Meteorologe Sven Plöger beim Sparkassen-Forum

Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld, Sparkassen-Vorstand Uwe Marohn, Wetter-Experte Sven Plöger, Sparkassen Vorstand Horst Habermehl und Landrat Bernd Woide.
Fotos: Martin Engel

18.02.2020 / FULDA - Ob langanhaltende Hitzewellen, Starkregen oder Stürme. Hier in der Region, als auch global scheint das Wetter verrückt zu spielen. Doch wo verläuft die Grenze zwischen normalen Wetterphänomenen und dem Klimawandel? Diesen und weiteren Fragen ging Diplom-Meteorologe und ARD-Moderator Sven Plöger am Montagabend in der Fuldaer Esperantohalle zum 36. Jahresauftakt der Sparkasse Fulda auf den Grund. Der 52-Jährige teilte den 1.600 Gästen, unter anderem aus den Bereichen Politik, Kirche, Wirtschaft und Wissenschaft, in seinem Vortrag "Noch Wetter? Oder schon Klima?" auf anschauliche und interessante Weise seinen aktuellen Wissensstand mit. Eine Prise Humor durfte dabei auch nicht fehlen.


Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Fulda, Uwe Marohn, begrüßte vorab das Publikum. "Ich bin begeistert über die große Anzahl der Interessenten." Bereits im letzten Jahr habe man die Veranstaltung in die Räumlichkeiten verlegt, da die Resonanz immer weiter steige. Von 1.200 Personen sei die Zahl nun auf erfreuliche 1.600 gestiegen. In Hinblick auf die Sparkasse stellte Marohn heraus, dass das Unternehmen weiterhin in Zukunft ein "kompetenter und verlässlicher Partner" für die Kunden sein werde. Neuen Anforderungen würde die Sparkasse mit bestmöglichen Lösungen entgegengewirken.

"Der Klimawandel ist haptisch geworden"

Der Gastredner führte die Zuhörer durch eine kleine Zeitreise in Bezug auf auffällige Wettervorkommnisse. Seine Ausführungen veranschaulichte er durch zahlreiche Bildbeispiele. "Das Thema des Klimawandels hat unglaublich an Relevanz gewonnen, nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch in der Gesellschaft und in der Politik", führt er zu Beginn an. "Warum gerade jetzt der Diskurs um das Wetter?" Plöger sieht den Grund darin: "Der Klimawandel ist haptisch geworden." Wir würden die Veränderungen nun deutlich spüren.

Beispielsweise seien die markanten Dürrejahre 2018 und 2019 in Deutschland zu nennen. Vom 1. April bis Ende Oktober habe ein Dauersommer geherrscht. Aber auch in anderen Ländern treten extreme Konsequenzen auf: Im Hochsommer des gleichen Jahres brachen verheerende Waldbrände in Norwegen aus. Die Folgen wirken noch lange nach. Auf den ersten Blick wird der Eindruck in Statistiken erweckt, dass der Regen wieder alles ausgeglichen habe, gehe man jedoch in 1,80 Metern Tiefe, sei die Trockenheit weiterhin zu erkennen. 

Grundsätzliche Fragen zu klimatischen Veränderungen sind nicht neu und wurden schon vor etlichen Jahren gestellt, wie 1992 auf dem Weltklimagipfel in Rio. Zudem seien 1990 viele Artikel rund um das Thema erschienen. Fragen wie: "Wie sieht es in 30 Jahren aus? Gibt es mehr Dürre, Starkregen oder Stürme zu vermerken?" machten die Runde. Bis heute haben sich die CO2-Ausstoßungen um 67 Prozent erhöht, so der Experte. Die Klimaforschung habe demnach Recht gehabt: Wir spüren die Auswirkungen.  

Auch Brasilien war im Herbst 2019 von schweren Waldbränden betroffen. Keinesfalls fördernd: Der Soja-Anbau und die Brandrodungen. "Das nimmt uns wichtigen Sauerstoff weg. Man kann nicht den Amazonas-Regenwald zu 20 Prozent abholzen, so geht das ganze System kaputt." Problem sei an dieser Stelle die Doppelmoral: Wir sollten nicht nur andere Länder für ihr Fehlverhalten verurteilen, da wir Teil des Systems seien. Beispielsweise würde Deutschland sich fleißig an dem Sojakauf beteiligen, um die Massentierhaltung aufrecht zu erhalten. 

Von absurden Discounterpreisen bis hin zu Billigflügen

Der Meteorologe kritisiert in diesem Zusammenhang die Klimakonferenzen. Sind sie wirklich hilfreich? Im Grunde werde ständig ein Vorhaben nach dem nächsten aufgeschoben. Auch das System mache wenig Sinn: "Bei 190 Stimmen ist es schwierig einstimmig zu entscheiden." Jedes Land verfolge seine eigenen Interessen. Er fordert: "Wir brauchen eine Klimarevolution und müssen unser Verhalten verändern. Wir müssen uns einigen."

Ein weitere Baustelle: "Wir verbrauchen zu viele Ressourcen. Wir sind nicht nachhaltig." In Mitteleuropa würden die Menschen noch nicht so viel von den Auswirkungen spüren, in anderen Ländern allerdings schon. Absurde Discounterpreise, Billigflüge, Kreuzfahrten und die nicht enden wollende Plastikmüllproduktion stehen dabei in Kritik. "Es gilt hier im kollektiv die Macht des Verstandes einzusetzen und solche Dinge nicht zu unterstützen." 

"Dieser Planet braucht uns nicht, wir aber ihn"

Bei 7,7 Milliarden Menschen auf dem Planeten gelte es Rücksicht zu nehmen. "Wir müssen uns immer wieder vor Augen führen, dass wir respektvoll mit der Umwelt umgehen müssen." Ein Blick auf die heutige Zeit macht deutlich, dass immer noch 80 Prozent der Energie fossil erzeugt wird. Da gelte es noch deutlich auszubessern. "Es kommt auf jeden Einzelnen darauf an. Jeder kann einen Beitrag für unsere Zukunft leisten", so der Wissenschaftler. (Maria Franco) +++

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