"Fröhlich, freundlich, mit frischem Blick"
Bischöfin Dr. Beate Hofmann ist keine Frau für Schlagzeilen
Fotos: Jonas Wenzel (Yowe)
14.02.2020 / REGION -
Ja, sie ist in ihrem neuen Amt angekommen, bestätigt sie. Zwar wird das Bischofshaus in Kassel-Wilhelmshöhe gerade renoviert, der Umzug steht noch bevor. "Ich hoffe, dass mein Mann das organisiert. Er hat als Freiberufler gerade mehr Zeit als ich. Ich war auch als Hochschullehrerin immer viel unterwegs, aber die Schlagzahl hat sich eindeutig erhöht. Dass ich die Souveränität über meinen eigenen Kalender aufgeben musste, ist mir ziemlich schwergefallen", beschreibt sie die gravierendste Umstellung. "Und ich bin in meinem gesamten bisherigen Leben nicht so viel fotografiert worden wie im letzten Vierteljahr." Ihre mediale Präsenz führe im Alltag auch häufiger dazu, dass sie fremde Menschen auf der Straße ansprechen. 'Ach, Sie sind doch unsere neue Bischöfin', werde sie dann schon mal am Ärmel gezupft. 'Ja, das stimmt, und wer sind Sie?', frage sie zurück, damit das Kennenlernen nicht so einseitig verlaufe.
Mit Ressentiments als erste Frau im Bischofsamt von Kurhessen-Waldeck wurde sie bislang verschont, ein paar Schmähbriefe gab es schon. "Ich spüre eher leise Vorbehalte, eine zögerliche Distanz mit der unterschwelligen Frage, ob ich denn meinen Job auch kann. Aber da war die Hochschule ein guter Lernort", sagt sie zuversichtlich. Furchtsamkeit ist nicht ihr Ding, das zeigt schon die von ihr zitierte Bibelstelle: "Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern den der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit."
Provokante Äußerung von Kardinal Woelki
Wenn der Kölner Kardinal Rainer-Maria Woelki gerade seinen schlimmsten Befürchtungen über den Wegfall der gewohnten Hierarchie Ausdruck gibt, indem er vor einer 'Protestantisierung der katholischen Kirche' warnt, können evangelische Christen schon ins Grübeln über den Zustand der Ökumene kommen. Dr. Hofmann sieht es gelassen: "Das ist nur eine Meinung von vielen. Und es ist ganz natürlich, dass das Pendel auch mal wieder in die Gegenrichtung schwingt, doch insgesamt ist die Entwicklung zum Blick auf das Gemeinsame statt auf das Trennende der christlichen Konfessionen nicht aufzuhalten", ist sie überzeugt. Da ihr Mann katholisch ist, hat sie genügend ökumenische Praxis im Alltag.