Neues Leben für Flüsse und Bäche
Landschaftsgestalter par excellence: Der Biber ist zurück
Fotos: Gerhard Manns / Stefanie Harth
14.02.2020 / BAD HERSFELD -
Er ist zurückgekehrt: Der in unseren Gefilden lange ausgerottete Biber ist wieder im Landkreis Hersfeld-Rotenburg heimisch. Stetig erobert sich der versierte Dammbauer, übrigens das größte Nagetier Europas, seinen Lebensraum zurück. Vor rund fünf Jahren ist Klaus Hentschel, Biberbetreuer aus der Lullusstadt, in der Bad Hersfelder Fuldaaue erstmals auf Spuren des Riesennagers gestoßen.
Pudelwohl scheint sich der streng geschützte Pflanzenfresser mit den imposanten Schneidezähnen – „Wer dem Biber ans Fell will, begeht eine Straftat“ – an und in Fulda, Haune und Werra zu fühlen. 120 bis 150 waldhessische Biber gebe es aktuell in rund 40 Revieren. „Jetzt zieht es die Jungtiere, die die Familie im Alter von zwei bis drei Jahren verlassen müssen, in die kleineren Wasserläufe der Bäche, wie Meckbach, Rohrbach, Aula, Jossa und Solz“, sagt Hentschel.
Dabei „renaturiere“ der emsige Dammbauer und Baumfäller quasi im Alleingang: „Er holt den Bächen ihren natürlichen Lebensraum zurück. Er erschafft Biotope, Sumpf- und Wasserflächen, in denen sich wiederum Amphibien, Fische, Libellen, Vögel und Wasserpflanzen tummeln“, betont Hentschel. Nur „vorausschauendes Bibermanagement“ vermeide Konflikte zwischen Tier und Mensch.
„Zum Schutz des Nagers haben wir eine ‚Tabuzone‘ rund um die Biberburg eingerichtet, bestimmte Gehölze stehen gelassen und den Verschnitt als Futterquelle zurückgelassen“, erläutert der Biberbetreuer. Vornehmlich sei den Hölzern händisch und nicht elektrisch zu Leibe gerückt worden. Die Biberfamilie hätte sich an diesem „Eingriff“ in ihren Lebensraum kaum gestört und sich mit der neuen Situation schnell arrangiert. Das sei ein weiterer Beweis dafür, dass der Biber äußerst anpassungsfähig sei.
Ist der Biber dennoch einmal über seine Stränge geschlagen, indem er beispielsweise auf Garten-, Acker- oder Waldflächen für Überschwemmungen gesorgt oder Nutzpflanzen angeknabbert hat, ist die Untere Naturschutzbehörde Ansprechpartnerin. Eingriffe in das Biberrevier sind nur nach deren vorheriger Genehmigung zulässig. (Stefanie Harth) +++