„Rom wurde nicht an einem Tag erbaut“
Festliche Eröffnung der Adolf-Spieß-Halle mit Ehrengästen
Großartige Stimmung bei der Eröffnung der nagelneuen Adolf-Spieß-Halle
Fotos: Andrea Hausmann
06.02.2020 / LAUTERBACH -
Durch edle Türen und Gänge hindurch betritt man den pompösen Saal der neu sanierten Adolf-Spieß-Halle in Lauterbach (Vogelsbergkreis). Nach dreieinhalbjähriger Bauzeit wurden am Mittwochabend nun endlich die Tore geöffnet. Viele Persönlichkeiten aus Politik und Ehrenamt haben sich dazu versammelt.
Pünktlich um 19 Uhr eröffnete die Stadtverordnetenvorsteherin Marlene Aschenbach den Abend mit dem Zitat „Rom wurde nicht an einem Tag erbaut“. Sie will damit sagen, dass Gutes seine Weile braucht und nicht in Eile entstehen kann – so auch bei der ehemaligen Sporthalle in Lauterbach. Nach einer so langen Bauphase erstrahlt nun ein prächtiger Salon. Aschenbach hat außerdem die Ehre, die besonderen Gäste zu begrüßen. Darunter Bundestagsabgeordneter Michael Brand, Landtagsabgeordnete Eva Goldbach, Landrat Manfred Görig und erster Kreisbeigeordneter Dr. Jens Mischak. Aber auch Ehrenbürger Kurt Habicht und Dr. Karl August Helfenbein werden persönlich begrüßt.
Ihr Wunsch ist es, viele schöne Veranstaltungen für Jung und Alt in der neu eingerichteten Halle stattfinden zu lassen und dass sie von allen genutzt wird, als wäre es ihr Eigentum. Bürgermeister Hans Vollmöller schließt sich mit einem kleinen Einblick in die Geschichte der Halle an. Das als Sporthalle erbaute Gebäude wurde nämlich nicht nur zum Turnen genutzt. Während des 1. Weltkrieges diente es als Lazarett, danach als Getreidelager, anschließend als Notaufnahmelager für Flüchtlinge im 2. Weltkrieg. Die Sporthalle, in der der TV Lauterbach zu Hause ist, wurde 1962 an die Stadt Lauterbach übergeben, jedoch weiterhin mit Nutznießerrecht für den Verein. 2015 begannen die ersten Gespräche über eine Sanierung der Halle in den Stadtverordnetenversammlungen der Stadt.
Damals wusste man nicht, dass es ein schwieriges Unterfangen sein würde. Denn erst nachdem die Bewerbung für eine Förderung eine Zusage erhielt und der Förderbescheid im November 2016 eintraf, konnte der Umbau losgehen. „Die ‚gut Stub‘ ist jetzt ein neues Schmuckstück“, schwärmt Vollmöller. Historische Räume wurden in den letzten Jahren in ein modernes Gebäude verwandelt. Und das hat das Förderprogramm ‚Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur‘ auf die Beine gestellt. Der Bürgermeister ist sehr stolz auf das entstandene Prachtwerk und er appelliert, dass auch die restlichen Bürger stolz sein können – „Ihr Lauterbacher, geht net immer so geduckt. Seid selbstbewusst und geht aufrecht, denn wir haben etwas geschafft.“ Vollmöller will außerdem einen besonderen Dank an Bundestagsabgeordneten Brand richten, der jederzeit ein guter Ansprechpartner war – selbst wenn es mal nicht so gut lief.
Auch Eva Goldbach, dem Architekten Stephan Mölig und Bauamtsleiter Jörg Saller dankt er im Besonderen. Selbstverständlich nennt er diesem Zuge auch alle Firmen, ohne die ein solches Projekt kaum möglich gewesen wäre. Der Weg und die Mühe haben sich gelohnt, denn neben der Anpassung an die heutigen Nutzungsstandards soll es auch keine verpachtete Gastronomie mehr in der Halle geben. Der Plan ist es, diesen Bereich zu erweitern und auf eigene Füße zu stemmen. Durch die Erneuerung hat das multifunktionale Gebäude endlich wieder Zukunft und schon jetzt sind dort mehr als 20 Veranstaltungen im Jahr 2020 geplant. TV-Manager und Medienfachmann Dr. Philipp Geiß hat ehrenvolle Aufgabe, den Festvortrag an diesem Abend zu halten. Zunächst schwelgt er ein wenig in lebendigen Jugenderinnerungen – ob Bockbierabend, Jugend- und Lumpenball oder der eigene Sportunterricht. Das alte Gebäude ist ein Stück Heimat für ihn.
Auch Adolf Spieß wurde 1810 in Lauterbach geboren. Schon früh wurde er geprägt, sich sportlich zu betätigen. Nachdem in seiner Heimat öffentliche Turnübungen verboten waren und er in die Schweiz emigrierte, hatte er große Pläne. Als er zurück in die hessische Heimat kam, führte er Schulturnen in den Schulen ein, er etablierte auch das Mädchenturnen und erbaute die erste Turnhalle. Mit all diesen großen Taten ernannten die Lauterbacher ihre Halle mit Stolz auf seinen Namen. Nach dem geschichtlichen Rückblick öffnet sich der Vorhang und Archtiekt Mölig erläutert mit kurzen Worten in Zusammenarbeit mit Bauamtsleiter Saller die grundlegenden Pläne des Umbaus. Schon beim Entwurf war es ihm wichtig, dass ein Zusammenspiel zwischen Drinnen und Draußen entsteht. Das Gebäude sollte verzahnt sein mit der Natur. Mit vielen Ausgängen, einem Balkon und dem umliegenden Grün
hat er seine Pläne in die Tat umgesetzt. Mit beleuchteten Decken und Kronleuchtern sollte außerdem eine gewisse Sinnlichkeit in den Räumen entstehen, was ihm ebenso gelungen ist. Die Adolf-Spieß-Halle ist zum jetzigen Zeitpunkt so sicher wie nie, verfügt über viele technische Highlights und moderne Heizungseinrichtungen. Mit einer kleinen Präsentation werden die Gäste auf eine kleine Zeitreise mitgenommen. Zeitungsausschnitte und Fotos bis aus den 80er-Jahren zeigen, dass immer wieder kleine Veränderungen stattgefunden haben. 2015 dann die Bewerbung für eine erneute Sanierung. In einer Dia-Show zeigen Mölig und Saller den Verlauf des Umbaus, alle kleinen und großen Schritte. Man kann in einer Art Vorher-Nachher-Blick die Veränderung des Gebäudes miterleben. Eigentlich war es geplant, schon 2017 mit dem Umbau fertig zu werden, denn große Teile des Fördergeldes mussten bis dahin ausgegeben sein. Doch erst 2018 ging es in die heiße Phase, denn Themen wie Brandschutz und Barrierefreiheit haben den Bau ein wenig ausgebremst.
Das Ergebnis lässt sich jedoch zeigen. Anstatt dem Bürgermeister einen materiellen Schlüssel zu übergeben, sollte es in einer so modernen Halle auch viel aktueller von statten gehen. Mölig und Saller überreichten feierlich ein Tablet als Symbol des Schlüssels, mit dem man mit Fingerwischen die Deckenbeleuchtung und vieles mehr steuern kann. Anschließend folgte ein letzter, wichtiger Punkt: Die Ehrungen. Viele Persönlichkeiten aus der Umgebung sollten für ihre Gemeinnützigkeit, ihr Engagement, ihr Ehrenamt in besonderem Maße geehrt werden. So wurden unter anderem Marlene Aschenbach, Karin Euler, Michael Krämer oder Erwin Nahrgang mit einer Urkunde und einer silbernen Ehrennadel bedankt. (Andrea Hausmann) +++