"Ein Prozess, der sich angedeutet hat"

Niklas Odenwald über das Aus von Rot-Weiß Erfurt

Niklas Odenwald spielte insgesamt sieben Jahre in Erfurt. Der Rückzug aus dem Spielbetrieb kam für den heutigen SGB-Akteur nicht überraschend.
Archivfoto: Jonas Wenzel (Yowe)

31.01.2020 / ERFURT - "Ein trauriger Tag für den Ostfußball", schrieb Fußball-Zweitligist Dynamo Dresden auf dem vereinseigenen Twitter-Kanal. Rot-Weiß Erfurt, in den letzten Jahren schon von finanziellen Nöten geplagt, muss den Spielbetrieb einstellen, steht als erster Absteiger der Regionalliga-Nord-Ost fest. Für Niklas Odenwald, Spieler der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz und sieben Jahre in Erfurt aktiv, kein überraschender Schritt mehr.



Bis zuletzt verhandelte RWE mit einem Investor, um das drohende Unheil abzuwenden. Erfolglos, denn Spieler und Verein hatten eine Frist bis Mittwoch vereinbart, um noch handlungsfähig zu sein und einen neuen Verein suchen zu können. Da die Verhandlungen aber scheiterten, muss Erfurt den laufenden Spielbetrieb einstellen. "Mit dieser Entscheidung steht der Abstieg in die Oberliga fest. Der Verein besteht weiter und muss sich neu ausrichten. Jetzt sind die Vereinsgremien und Vereinsmitglieder gefordert, sich auf die Aufrechterhaltung des Nachwuchsbereichs zu konzentrieren.", heißt es auf der Homepage.

Niklas Odenwald, heute in Diensten der SG Barockstadt, spielte in der Jugend von Rot-Weiß Erfurt und drei Saisons in der zweiten Mannschaft der Thüringer. "Ich war ehrlicherweise nicht überrascht", sagt Odenwald, als sich ON|Sport mit ihm über das Erfurt-Aus unterhält. "2013 war es schon immer irgendwie kritisch im Verein. Es gab viele Trainerwechsel, Wechsel in verantwortlichen Positionen. Das ist ein Prozess, der sich angedeutet hat", blickt der 27-Jährige auf die Zeit zurück, als er sich für einen Wechsel zurück in die osthessische Heimat und zum TSV Lehnerz entschied.

"Wäre ein Mega-Schlag"

Offen ist noch, ob bei den Nachwuchsteams der Spielbetrieb aufrecht erhalten werden kann. "Ich hoffe für die Jungs, dass das Nachwuchsleistungszentrum weitergeht. Das wäre ein Mega-Schlag für die", sagt auch Odenwald, den das für ihn nicht überraschende Aus dennoch traurig stimmt. Auch für den gesamten Fußball in Thüringen, das mit der Nachricht vom Mittwoch den stark abstiegsbedrohten Drittligisten Carl-Zeiss Jena nun als Aushängeschild trägt. Danach kommen Meuselwitz und Nordhausen.

Verantwortliche oder Spieler, mit denen Niklas Odenwald während seiner siebenjährigen Zeit in der Landeshauptstadt zu tun hatte, sind auch nicht mehr in Erfurt, der Verein in dieser Zeit einmal auf links gedreht. Für die Zukunft, wohl in der Oberliga, erhofft sich der Barockstadt-Verteidiger auf jeden Fall Besserung: "Von neu anfangen ist vielleicht nicht so schlecht. Wenn das klappt mit der Oberliga, wäre das ein erster Schritt. Aber es muss mit Hirn gehandelt werden. Aue schafft es auch mit kleinen Mitteln. Da sieht man, dass es funktionieren kann." Rot-Weiß Erfurt jedoch hat jetzt ein halbes Jahr Zeit, sich zu fangen und neu zu starten. (Tino Weingarten) +++

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