Wachsender Antisemitismus
Hass auf Juden wächst: Rapper Ben Salomo rechnet mit der Szene ab
Fotos: Miriam Rommel
22.01.2020 / FULDA -
Erst kürzlich saß Jonathan Kalmanovich, besser bekannt als Ben Salomo, bei Markus Lanz auf der ZDF- Couch. Der aus Israel stammende Rapper hat es sich zur Aufgabe gemacht, über Antisemitismus aufzuklären. Aber nicht nur über die Medien versucht sich der 42-Jährige Gehör zu verschaffen, bundesweit besucht er Schulen, um insbesondere junge Menschen zu erreichen – so auch am Dienstagmorgen an der Richard-Müller-Schule. Am Abend zuvor hatte Salomon bereits zum Thema "Guck mal, der Jude!" im Bonifatiushaus referiert.
Rap am Mittwoch heißt das Rapbattle-Internetformat, über das der Berliner Bekanntheit erlangt. In einem Kellerraum der ufaFabrik entwickelt Salomo Ende der 90er Jahre die Sendung, die über YouTube- Ausstrahlungen zur größten ihrer Art in Deutschland avanciert. Genre-Stars wie Sido oder Capital Bra sammeln hier ihre ersten Live-Erfahrungen. „Ich war sozusagen Geburtshelfer vieler, die heute mit ihrer Musik Geld verdienen“, fasst Salomo zusammen.
Nach fast 20 Jahren im Geschäft hat er die Nase voll, 2018 schmeißt hin. „Ich konnte den ganzen Hass, insbesondere auf Juden, einfach nicht mehr ertragen.“ Bereits früh habe er die ersten antisemitischen Erfahrungen sammeln müssen, erzählt er. Als 5-Jähriger zum Beispiel, als er in einen von Polizisten bewachten jüdischen Kindergarten geht, oder mit 11 Jahren, als sein bester Freund erfährt, dass Salomo Jude ist und nichts mehr von ihm wissen will.
„Sogar in der deutschen Hip-Hop-Szene verbreiten echte Größen antisemitische Propaganda.“ Auch dagegen käme man kaum an. „Es war heftig. Nach einem meiner Auftritte war Deso Dogg an der Reihe. Der Typ, der später als Salafist Menschen in Nahost tötete, riss eine Fahne der Hisbollah hoch. Die Leute jubelten.“ Generell, meint er, habe sich die Hip-Hop-Szene sehr zu ihrem Nachteil verändert. „Da tanzen in den Musikvideos leichtbekleidete Frauen mit Schleier auf dem Kopf, sozusagen terroristischer Table Dance, der Islamismus wird glorifiziert.“ Andere arbeiteten offener gegen die Juden. „Kollegah ist das beste Beispiel. Tausende plappern die Texte, beispielsweise von „Apokalypse“ nach, ohne überhaupt zu wissen, um was es wirklich geht.“ Wenn man seinen Ausführungen folgt, gibt es im Hip Hop offenbar eine antisemtische Infiltration. Ob seine Aufklärungsinitiative als Mittel gegen wachsenden Judenhass ausreicht, steht dahin. (Miriam Rommel) +++