Jahresauftaktveranstaltung an der Hochschule

Die berühmteste Nonne Deutschlands übers Fehlermachen und Erwachsensein

Schwester Teresa an der Hochschule in Fulda.
Fotos: photoebene - Marzena Seidel

21.01.2020 / FULDA - Sie ist Buchautorin, Sängerin, ehemalige Leistungssportlerin, Quizshow-Teilnehmerin, Keyspeakerin – und Ordensschwester. Und zwar wahrscheinlich die berühmteste Deutschlands. Die als „skateboardfahrende Nonne“ bekanntgewordene Schwester Teresa hat am Montagabend Fulda besucht. Den Soroptimistinnen Fulda war es gelungen, die Berühmtheit im Ordensgewand für ihre Jahresauftaktveranstaltung zu gewinnen.



Wenn am Montagabend etwa 180 Männer und Frauen nachhause gekommen sind und als allererstes den Menschen umarmt haben, der da auf sie wartete, dann hatte das einen ganz bestimmten Grund. Dieser Grund trägt Schlappen an den bestrumpften Füßen, hat ein Lächeln, das raumerhellend wirkt und war am Montag in der Hochschule Fulda zu Gast, um über einen „befreienden Umgang mit Fehlern“ zu sprechen – und um den Zuhörern zwei Hausaufgaben aufzugeben.

Die erste wurde zu Beginn dieses Artikels bereits genannt. Von der zweiten könnten auch heute noch einige Menschen profitieren. Sie lautet nämlich: „Schenke einem wildfremden Menschen auf der Straße dein schönstes Lächeln.“ Das, was Schwester Teresa ihrem Publikum mit auf den Weg gab, war einleuchtend. Und klang so einfach umzusetzen: „Seid ein bissel verliebter, ein bissel verrückter, jammert nicht ständig. Wenn dieser Tag vorbei ist, kommt er nie wieder.“ Diese Worte kamen zum Ende der Veranstaltung mit solcher Inbrunst und Überzeugung von der Bühne, dass es für die rund 180 Zuhörer schwierig war, nicht zu nicken, zu grinsen und den Daumen in die Höhe zu recken, so wie es die Ordensschwester so gern tut.

Aber von vorn: Dass Schwester Teresa überhaupt in der Hochschule gesprochen hat, ist dem Fuldaer Club der Soroptimistinnen zu verdanken. Dieser veranstaltet seit nunmehr fünf Jahren zu Beginn jedes Jahres eine Auftaktveranstaltung, bei der Persönlichkeiten zur Sprache kommen, die auch wirklich etwas zu sagen haben. Dass es in diesem Jahr Schwester Teresa gewesen ist, hat die Präsidentin der Fuldaer Soroptimistinnen Ortrud Tornow höchstpersönlich organisiert: „Ich habe von Schwester Teresa gelesen und sie sofort angerufen, um ihr von unserer Arbeit zu erzählen und sie für die Jahresauftaktveranstaltung zu gewinnen.“ Für Teresa Zukic ist Fulda kein unbekanntes Terrain. Neun Jahre hat Schwester Teresa die Barockstadt ihre Heimat genannt. Dass sie trotz vollem Terminkalender gekommen ist, war also nie wirklich eine Frage.

„Sie sehen so gut aus“, eröffnete sie den Abend und erntete damit gleich ein paar Lacher aus den Publikumsreihen. Die freudigen Gesichter sollten den ganzen Abend nicht an Strahlen verlieren, denn Schwester Teresa versteht es, ihre Gegenüber mit ihrer Selbstironie und Empathie einzunehmen. Wie immer begann sie ihren Vortrag mit einer kurzen Präsentation ihrer Biografie: Sie sprach über ihr Leben als Schwebebalkenmeisterin, ihre Taufe, ihre über Nacht entstandene Berühmtheit als „skateboardfahrende Nonne“ und darüber, dass sie „das blöde Brett nicht mehr sehen kann“. Aber es hat viele Türen geöffnet: Schwester Teresa hat inzwischen in Musicals mitgewirkt, geht in diesem Jahr gemeinsam mit ihrer Boygroup auf Tournee, hat eine eigene Koch-Show auf Youtube, eine App – und eine Menge Bekanntheit. Aber die will sie nicht für sich selbst behaltet.

Im Gegenteil: Allein im vergangenen Jahr hat sie auf fast 200 Vorträgen etwas von ihrer positiven Energie an ihre Zuhörer abgegeben. So auch am Montagabend. Da sprach sie darüber, wie der Mensch mit seinen eigenen Fehlern und denen der anderen am besten umgehen kann und machte vor allem eins deutlich: Keine Fehler zu machen, ist der größte Fehler. „Wir Menschen lernen durchs Ausprobieren und Falschmachen. Seine eigenen Schwächen anzunehmen, ist der Beginn des Erwachsenseins. Seien Sie erwachsen.“ Eines war jedoch kein Fehler, fand Tornow am Ende das Abends: „Dass wir Sie eingeladen haben.“ Für die Soroptimistinnen sei es „ein toller Auftakt in ein neues Jahr“ gewesen. (Suria Reiche) +++

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