"ÖPNV ist bislang ein Trauerfall"

Reaktivierung der Ohmtalbahn: O|N-Leser haben eine klare Meinung

Vor 40 Jahren wurde die Ohmtalbahn stillgelegt.
Fotos (2): Stefan Sitzmann

30.01.2020 / GEMÜNDEN / HOMBERG (OHM) - Zwischen 1900 und 1980 war die Ohmtalbahn ein wichtiges Transportmittel zwischen Nieder-Gemünden (Vogelsbergkreis) und Kirchhain (Marburg-Biedenkopf). Vor 40 Jahren wurde die Strecke stillgelegt - doch nun ist eine mögliche Reaktivierung in den beiden Landkreisen im Gespräch. Politiker aus den Kreisen trafen sich am Mittwoch zu einem ersten Austausch (siehe "Mehr zum Thema). Am 21. Januar haben wir Sie, liebe O|N-Leser, zu Ihrer Meinung einer möglichen Reaktivierung gefragt - und diese ist eindeutig.



88 Prozent der abgegebenen Stimmen sind sich sicher, "ja, eine Reaktivierung würde den Vogelsberg stärken". Viele begründeten ihre Meinung: "Ich fände es gut. Der Nahverkehr ist ein einziges Desaster - egal ob Bus oder Bahn. Die Busverbindungen hier sind eine Zumutung und ich glaube, so ein Projekt wäre mal ein Anfang, um auf den richtigen Weg zu kommen", äußert sich Patrick N. Einige würden dann sogar ihr Auto stehen lassen: "Ja, wäre super, dann müsste ich nicht jeden Morgen mit dem Auto nach Nieder-Gemünden fahren."

Lediglich 68 Leser stimmten dagegen: "Die Bahnstrecke wurde nicht umsonst vor 40 Jahren stillgelegt. Wenn man sie jetzt reaktiviert, wird sie sicher nicht kostendeckend sein. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die verlegten Gleise seit 40 Jahren vor sich hin gammeln", schreibt uns Pascal B. "In einigen Monaten, oder Jahren, wird dann die Strecke erneut still gelegt - wahrscheinlich mangels Nutzung. Wir wissen alle, dass die Bahn immer auf den Nutzungsgrad schaut. Sollte der unter einen gewissen Punkt fallen, wird gnadenlos gestrichen."

Durch eine Reaktivierung wäre der Vogelsbergkreis wieder mit dem Landkreis Marburg-Biedenkopf verknüpft. Doch viele der Befragten sehen auch Vorteile für Fulda oder Gießen. "Wenn ich zum Beispiel an die Kooperation zwischen der Universität Marburg und dem Klinikum Fulda denke. Auch touristisch ist diese Relation interessant. Beide Städte haben nicht nur prachtvolle historische Altstädte zu bieten, auch das kulturelle Angebot ist oftmals eine Fahrt wert. Dafür wären zuverlässige Direktverbindungen nötig! Fulda-Marburg ist mit dem ÖPNV bisher ein Trauerfall", findet Leser Tobias Z. deutliche Worte. Vor allem aber sehe er in einer Reaktivierung den Schul- und Arbeitspendelverkehr gestärkt. Auch unser Leser Robin G. spricht sich für eine Reaktivierung aus: "Momentan braucht man im Idealfall, meiner Einschätzung nach, von Marburg nach Fulda zweieinhalb Stunden - via Ohmtalbahn im besten Fall nur eine Stunde und 40 Minunten. Damit würde der ÖPNV eine realistische Alternative zum Auto auf dieser Strecke werden."

Im Landkreis Marburg-Biedenkopf ist das Thema der Reaktivierung schon etwas weiter fortgeschritten - denn bei allen Fraktionen trifft das Vorhaben auf Zustimmung. Doch nicht alle Bürger sind ebenso begeistert - so wie beispielsweise Hansheinrich aus Kirchhain: "Ich lehne solche teuren Vorhaben ab. Wir müssen unser Geld dafür ausgeben, uns einen sauberen Individualverkehr zu erhalten. Mobilität von Haus zu Haus, mit einem wetterfesten Lastesel für alle körperlichen Konditionen ist eine wichtige Errungenschaft gewesen. Diese Art von Mobilität bis ins Alter hinein kann kein Fahrplantakt auf einer festen Strecke leisten. Wir brauchen unser Geld, um allen ohne allzu schlimme persönliche Kosten die neue Energiezeit zu ermöglichen. Ich kann zum Ende der Energiewende meinen Benzinmotor aufgeben, aber nicht mein Auto." (Luisa Diegel) +++

X