"Know-how abgezogen und nichts investiert"

Belegschaft in Unruhe: Drohen Massenentlassungen bei der Firma Reform?

Die Belegschaft der Firma Reform fürchtet um ihre Arbeitsplätze
Foto: Marius Auth

21.01.2020 / FULDA - Unruhe in der Belegschaft der Reform Grinding Technology GmbH in Fulda. Seit einer Mitarbeiterversammlung letzte Woche fürchten die rund 80 Mitarbeiter des Unternehmens um ihre Arbeitsplätze, von bevorstehenden Massenentlassungen ist die Rede. Der Betriebsrat bemüht sich derzeit um gesicherte Erkenntnisse und hat eine Rechtsanwältin eingeschaltet, um Daten und Fakten zur aktuellen wirtschaftlichen Lage zu ermitteln. Die Verhandlungen mit der Geschäftsleitung stünden noch ganz am Anfang, heißt es. Erst nächste Woche soll es in einer außerordentlichen Betriebversammlung um die konkrete Fortführung des Unternehmens für Spezial-Schleifmaschinenbau - hauptsächlich für die Luft- und Raumfahrtindustrie - gehen.



Weder die Geschäftsleitung noch der Betriebsrat konnten beziehungsweise wollten am Montag etwas zum aktuellen Stand und den Hintergründen der Verhandlungen sagen. Offenbar hofft die Arbeitnehmervertretung noch, die drohenden Entlassungen von über 80 Prozent der Belegschaft wenigstens mittels Tranfergesellschaften und einem vernünftigen Sozialplan abmildern zu können.

Erst vor zwei Jahren war die Reform Grinding Technology GmbH, die vorher zur Aton-Gruppe von Lutz Helmig gehört hatte, an die US-amerikanische Precision Surfacing Solutions mit Sitz in Mount Prospect in Illinois verkauft worden. Damals war die Stimmung in der Belegschaft nach der Firmenübernahme durchweg positiv, da alle 74 Mitarbeiter beim Eigentümerwechsel übernommen worden waren. Interne Befragungen der Angestellten waren vom neuen Eigentümer erhoben worden, um das Arbeitsklima und die Arbeitsbedingungen zu erfassen und zu verbessern. "Damals ist uns das Blaue vom Himmel versprochen worden, wirklich alles sollte besser werden", berichtet ein Mitarbeiter. Doch von den hochfliegenden Plänen ist wohl nicht viel übrig geblieben.

"Eigentlich machen wir hier richtig gute Arbeit und es gibt auch genügend Nachfrage für unsere Produkte", sagt der Mitarbeiter, der ungenannt bleiben will. Die Crux sei, dass der neue Eigentümer in den letzten beiden Jahren definitiv nichts in das Unternehmen investiert habe - im Gegenteil: "Es ist wie überall, unser Know-how wurde abgezogen und die leere Hülle soll jetzt weggeworfen werden", sagt er bitter. 

Das jetzt auf der Kippe stehende Unternehmen war bis zum Verkauf 2018 eine Tochter der Reform-Maschinenfabrik Adolf-Rabenseifner-Beteiligungs GmbH in Fulda. Damals hieß es zum Grund der Veräußerung, es handele sich um eine Produktbereinigung, die der Reform Grinding Technology die Chance biete, sich mit dem neuen Partner besser am Markt zu etablieren. Davon ist nach zwei Jahren nicht mehr die Rede.

O|N hat sowohl den Geschäftsführer als auch die Betriebsratsvorsitzende des Unternehmens am Montag um ein Statement zur wirtschaftlichen Situation und dem bevorstehenden massiven Stellenabbau gebeten. Beide haben sich noch nicht geäußert. Wir berichten, sobald die Stellungnahmen zur Zukunft der Firma vorliegen. (ci)+++



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