Solidarisch, sicher und gerecht

Neujahrstreffen des IG BCE: "Wandel wie gewollt, Kampf gegen rechten Hass"

Ein Korb voller Landecker Spezialitäten gab es für Ralf Sikorski, Mitte von Horst Habermehl, rechts und Friedrich Nothelfer, links
Fotos:Gerhard Manns

19.01.2020 / SCHENKLENGSFELD - Zum traditionellen Neujahrsempfang der IG BCE des Bezirks Kassel in der fast vollbesetzten Großsporthalle Schenklengsfeld konnte Bezirksleiter Friedrich Nothhelfer viele prominente Gäste aus Wirtschaft, Politik und viele Gewerkschaftsmitglieder begrüßen. Für die musikalische Umrahmung sorgte die Bergmannskapelle Unterbreizbach (Thüringen) unter der Leitung von Karl-Heinz Dietzel.



Friedrich Nothhelfer berichtete von 854 neuen Gewerkschaftsmitgliedern. Nothelfer erinnerte an den ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke, der sich immer für die Belange des Kalireviers eingesetzt habe. Nach den kurzen Grußworten übergab Friedrich Nothelfer das Wort an Landrat Dr. Michael Koch der für die Schaffung und den Erhalt von guten Rahmenbedingungen und Lebensverhältnissen im Kreis Hersfeld-Rotenburg warb und dazu brauche man auch die Gewerkschaften.



Staatsminister Roth fordert klare Antwort

In einer sehr emotionalen Rede forderte Michael Roth, dass die "Erdogans" oder "Trumps" nur eine Antwort verstehen: ein geeintes, starkes und solidarisches Europa - dafür stehe er und setze sich auch entschieden dafür ein. Roth prangerte auch die Niedriglöhne, den Wettkampf von EU Staaten um die niedrigsten Steuersätze an - hier werde die Solidarität mit Füßen getreten. "Für diese Staaten müsse es zukünftig weniger Geld aus Brüssel geben", forderte Staatsminister Roth. "Unsere freiheitliche Grundordnung und Demokratie kann nur überleben, wenn wir alle uns dagegen wehren und aufstehen. Es muss Schluss sein mit den antidemokratischen Hassbotschaften und der ewigen Meckerei." Für diese Rede erhielt Michael Roth viel Beifall von den Gewerkschaftlern.



"Müssen lauter werden, wenn Populisten die Demokratie angreifen"

Über bewegten Zeiten, die Weltwirtschaft, die Handelskriege, vom brüchigen Weltfrieden, dem erstarkten Rechtspopulismus und den Vertrauensverlust in die etablierten Parteien und Institutionen sprach der stellvertretende Vorsitzende der IG BCE, Ralf Sikorski. Auch die Wirtschaft, die Technologie, die Digitalisierung und die politischen Verhältnisse griff Sikorski auf. Seiner Meinung nach müsse die Gewerkschaft sich einmischen, "denn abstrakte Veränderungen lösen Ängste bei den Menschen aus. Wir müssen konkrete Politik machen, denn nur konkrete Politik ist gute Politik. Wir brauchen für den Umbau der Industrie und zur Begleitung der Transformation eine Art Masterplan. Auch die Gestaltung der Verkehrswende wirft Fragen auf, die beantwortet werden müssen." Sikorski ging auch kurz auf die Krise der etablierten Parteien ein, dabei nannte er besonders die SPD.



Die Politik bezeichnete er besser als ihren Ruf und wies auf das Transferkurzarbeitergeld, die Grundrente, den Mindestlohn und das stabile Sozialversicherungssystem hin. Auch Flüchtlinge und das leidige Thema Klimawandel griff Sikorski kurz auf und stellte fest, dass bei diesen komplexen Problemen einfache Antworten nicht weiterhelfen. "Wir sind die Demokratie und die schweigende Mehrheit muss lauter werden beim Umbau der Industrie auf Kosten der Arbeitnehmer und wenn Unternehmen sich ihrer Verantwortung entziehen. Wir müssen lauter werden, wenn Populisten die Demokratie angreifen. Als unerträglich bezeichnete er die geistigen Brandstifter von rechts, die unsere Demokratie gefährden." Sikorski setzt ein klares Fazit: "Wir müssen uns einmischen und mehr werden, wie im letzten Jahr, als alle 17 Minuten die IG BCE ein neues Mitglied verzeichnen konnte. Deshalb sind es aktuell 30.270 neue Mitglieder in unserer Gewerkschaft, davon alleine im Bezirk Kassel 854, ein großer Erfolg." (Gerhard Manns) +++

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