GDL begrüßt Vorschlag

Bekommt das Werratal wieder eine Bahnanbindung?

Heringens Bürgermeister Daniel Iliev (Mitte) mit Thomas Mühlhausen (links) und Patrick Jahn von der GDL-Ortsgruppe Bebra
Foto: privat

15.01.2020 / HERINGEN (W.) - Kurz vor Weihnachten wurde bekannt, dass an einer Reaktivierung der Strecke zwischen Unterbreizbach und Vacha im westlichen Wartburgkreis gearbeitet wird, welche dann für den Güterverkehr genutzt werden soll. Knapp zwei Wochen später ging Daniel Iliev (SPD), Bürgermeister der Stadt Heringen (Werra) mit der Idee an die Öffentlichkeit die Möglichkeit des Lückenschlusses zwischen Gerstungen und Bad Salzungen zu nutzen, um auf der Strecke wieder Personenzüge fahren zu lassen.



Iliev: "Wir wollen die Weichen für eine attraktive Region stellen. Dazu gehören aus meiner Sicht nicht nur sichere Arbeitsplätze, sondern auch gute Bildung von der Krippe bis zum Abitur, günstiger Wohnraum, schnelles Internet, eine hervorragende Gesundheitsversorgung und eben auch ein gut ausgebauter Personennahverkehr. Wir wollen kein abgehängter Landstrich sein und bereits jetzt einen wichtigen Baustein für die Zeit nach dem Ende des Bergbaus auf den Weg bringen."

Das sehen auch Thomas Mühlhausen und Patrick Rehn vom Vorstand der Ortsgruppe Bebra der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ähnlich. Mühlhausen: "Die Bahn ist ein sicheres, attraktives, umweltfreundliches und leistungsfähiges Verkehrsmittel, dass für die Anbindung von Dörfern und Städten an die Oberzentren sorgt. Dort wiederum bestehen Umsteigeverbindungen in die großen Städte und Ballungszentren."

Patrick Rehn sieht dabei allerdings auch den nicht unerheblichen politischen Abstimmungsbedarf, sowie den planerischen und infrastrukturellen Aufwand, der noch auf dem Weg zu einem vertakteten Angebot liegt: "Für die Werra-Region ist es wichtig sich bereits heute Gedanken über die Zukunft zu machen. Mit schnellen und guten Zugverbindungen, die die Region erreichbar machen bleibt sie als Wohn- und Arbeitsort interessant. Für einen attraktiven Taktfahrplan muss allerdings noch Einiges getan werden: Bahnsteige müssen gebaut, unter Umständen neue Signale errichtet, Bahnübergänge technisch aufgerüstet und die Streckengeschwindigkeit erhöht werden."

Die Gewerkschafter aus Bebra sehen die Verbindung auch im Zusammenhang mit dem geplanten Deutschland-Takt, welcher im Jahr 2030 greifen, das Zugangebot verdoppeln, neue Verbindungen schaffen und stillgelegte Bahnstrecken neu beleben soll. Rehn: "Gerstungen soll dabei alle zwei Stunden von einer schnellen Express-Linie zwischen Eisenach und Frankfurt am Main angefahren werden und perspektivisch von stündlichen durchgehenden Nahverkehrszügen einer Linie Eisenach - Kassel bedient werden. In Bebra und Eisenach wird das Angebot ebenfalls kräftig erweitert.

Mühlhausen verweist dabei auf zahlreiche erfolgreiche Beispiele in anderen Regionen Deutschlands, wo die Fahrgastzahlen bereits nach einigen Jahren stets über den erwarteten Prognosen lagen. Der Start könne daher mit einem Ausflugsverkehr gelingen: "Die Strecke Frankenberg - Korbach wurde 2015 wiedereröffnet, nachdem es hier einige Jahre zuvor zwischen Frankenberg und Herzhausen ein touristisches Angebot an den Wochenenden gab. Dies könnte auch im Werratal eine Vorstufe zu einem Probebetrieb und später dauerhaften Angebot sein."

Iliev will daher in den nächsten Tagen und Wochen mit seinen Kollegen der benachbarten Gemeinden und weiteren politischen Entscheidungsträger, sowie auch mit den Bürgern über die Anbindung Heringens und seiner Ortsteile reden: "Wir haben jetzt die Chance etwas für die Region zu erreichen, wovon sie möglicherweise noch in Jahrzehnten profitieren kann. Unsere Kinder und Enkel sollen auch in 40 oder 50 Jahren hier gut leben und arbeiten können. Eine Zugverbindung ist dabei einer von vielen Bausteinen." (pm)+++

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