Vogelsberger Tierhalter in der Hauptstadt
Große Demo: 500 Weidetierhalter fordern "vernünftiges Wolfsmanagement"
Fotos: Dieter Graulich
15.01.2020 / WIESBADEN -
In den letzten Wochen und Monaten sind in Osthessen wieder Wölfe gesichtet worden. Viele freut die Nachricht, dass das Raubtier den Weg zurück in die heimischen Wälder gefunden hat. Doch vor allem die Weidetierhalter sind in Sorge um ihre Tiere - deshalb demonstrieren etwa 500 von ihnen derzeit in Wiesbaden für ein vernünftiges Wolfsmanagement der Landesregierung.
"Wir fühlen uns von der Politik alleine gelassen. Im Jahr 2019 sind bereits mehr als 30 Nachweise von Wölfen in Hessen auf der offiziellen Monitoring-Homepage verzeichnet. Zehn der 30 Nachweise beruhen auf Rissen in Schafherden, bei denen regelmäßig mehrere Tiere betroffen waren", so der hessische Verband für Schafzucht und -haltung. Weidetierhalter beschäftigen sich derzeit stark mit dem Thema Wolf, doch bislang wissen sie nicht, wie sie ihre Herde richtig schützen können. "Wir müssen mit dem Wolf auskommen und sind auch bereit, mit ihm zu leben. Aber nicht ohne Hilfe", sagte uns Ziegenhalter Philipp Seipel aus Angersbach.
Deshalb haben sich am Mittwochmorgen hunderte Tierhalter aus ganz Hessen, einige auch aus dem Vogelsberg, auf den Weg in die Landeshauptstadt gemacht, um von der Landesregierung ein "vernünftiges Wolfsmanagement" einzufordern. Auf dem Luisenplatz in Wiesbaden wollen die Demonstranten von Ministerin Priska Hinz politische Rahmenbedingungen im Umgang mit dem Wolf fordern. "Mit der ersten öffentlichen Demo wollen wir die Politik und die Bevölkerung wachrütteln. Wir müssen Flagge zeigen, denn es ist 5 nach 12", so Seipel und Werner Eifert aus Lautertal im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS.
UPDATE (12:16 Uhr): Ministerin sichert Schäfern Unterstützung zu
Unterstützung auch vom hessischen NABU
"Auch der Naturschutzbund Hessen (NABU) hält eine bessere Unterstützung für Weidetierhalter für nötig – vor allem in Gebieten, wo künftig einmal ein Wolf sesshaft wird", erklärt der NABU Wetzlar in einer Pressemitteilung. Die Forderungen nach einer "Obergrenze" oder noch weiter erleichterten Abschuss weist der NABU aber zurück: "Von Obergrenze und Abschuss zu sprechen bevor überhaupt der erste junge Wolf in Hessen geboren wurde, ist Panikmache." Etwa 12 Angriffen auf Nutztiere im Jahr 2019 in Hessen ständen jährlich rund 15 000 Schafe, Ziegen und mehr als 20.000 Kälber gegenüber, die in der regulären Weidetierhaltung während der Geburt oder durch Krankheiten vorzeitig zu Tode kommen. Wenn andere Länder es schaffen, gemeinsam mit dem Wolf zu leben, würden die Hessen das auch schaffen, so der NABU. (Luisa Diegel) +++