"Wir fühlen uns alleine gelassen"
Wölfe beunruhigen Weidetierhalter: große Demo am 15. Januar in Wiesbaden
Symbolbild: pixabay
10.01.2020 / WARTENBERG -
Es ist keine Neuigkeit mehr, dass der Wolf in Osthessen zurück ist. Viele freuen sich über die Rückkehr, doch andere sind beunruhigt - vor allem Weidetieralter bangen um ihre Tiere. Deshalb ruft der hessische Schafzuchtverband zu einer Demo am 15. Januar in Wiesbaden auf, um ein vernünftiges Wolfsmanagement einzufordern. Auch Vogelsberger Tierhalter schließen sich an, darunter auch Philipp Seipel aus Angersbach, der im Nebenerwerb 50 Milchziegen hält.
"Wir haben derzeit Probleme, im Vogelsberg, aber auch in ganz Hessen. Aus der Bevölkerung und vor allem von der Politik bekommen wir wenig Hilfe", erzählt Seipel im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Weidetierhalter beschäftigen sich derzeit stark mit dem Thema Wolf, doch bislang wissen sie nicht, wie sie ihre Herde richtig schützen müssen und können. "Man hört immer, wir sollten uns Herdenschutzhunde anschaffen. Doch damit ist das Problem nicht gelöst", weiß er. "80 Prozent der Betriebe wohnen am Dorfrand, wenn da Kinder spazieren gehen und über den Zaun greifen und der Hund plötzlich zubeißt, hat er ja nichts falsch gemacht, weil er nur seine Herde beschützen wollte", stellt er sich ein mögliches Szenario vor. "Außerdem sind die Anschaffungskosten immens hoch - bis zu 3.000 Euro beträgt rein die Anschaffung, ohne Fütterung und Ausbildung."
Denn mit Aussagen wie den Herdenschutzhunden oder der als wolfssichere 90-Zentimeter-Zaun möchten sie sich nicht länger zufriedengeben. "Im Knüllwald ist ein Wolf über einen 2,50 Meter hohen Zaun gesprungen. Auf dem Sessel ist das alles immer schon erzählt, aber in der Wirklichkeit kaum umsetzbar." Seipel bange jeden Morgen und Abend, wenn er zu den Tieren fährt, um seine Ziegen. Denn Fakt ist, dass die Weidetierhalter keinerlei Entschädigung für ein gerissenes Tier bekommen. "Und in das Beutespektrum des Wolfes fallen nicht nur unsere Schafe und Ziegen, sondern auch Kälber, Fohlen, Geflügel, Gatterwild, Esel und Ponys", so der hessische Schafzuchtverband. Der Verband warnt: "Es ist fünf vor zwölf. Unsere Politiker schauen zu und erfreuen sich mit den Vertretern des Verbandsnaturschutzes über die steigende Zahl der Wolfssichtungen in Hessen, die sie sich auf ihre Fahnen schreiben. Sie haben wahrscheinlich noch nie ein Schaf gesehen, dass von Wölfen bei lebendigem Leib angefressen wurde und sich ohne Hoffnung auf ein Überleben, mit sinnlos aufgerissenen Eingeweiden, über die Weide schleppt. Mehrere Schafhalter Hessens mussten einen solchen Anblick schon ertragen." Das wollen sie in Zukunft so nicht mehr weiter hinnehmen. "Wir haben nichts gegen den Wolf, solange er unsere Herden in Ruhe lässt." (Luisa Diegel) +++
Fotos: Luisa Diegel