Fotos gehen durchs ganze Netz

Bonflut im Finanzamt: "Eine Umweltbelastung, die unglaublich ist"

"Das sind Zettel, die innerhalb eines halben Tages bei einer Bäckerei in Alsfeld angefallen sind."
Fotos: Okram Greb

09.01.2020 / ALSFELD - Neues Jahr, neue Gesetze: seit dem 1. Januar 2020 müssen Bäcker und andere Einzelhändler ungefragt jedem Kunden einen Kassenbeleg ausdrucken, um den Kauf zu dokumentieren. An Zettelwirtschaft kommt da also in den letzten Tagen einiges zusammen - wie auch ein Bild von Leser Marko Berg beweist. "Die sind innerhalb eines halben Tages in nur einer Bäckerei in Alsfeld angefallen", erzählt er im O|N-Gespräch. Die Bons hat er dann "ordnungsgemäß" bei der zuständigen Finanzbehörde abgegeben.



"Brauchen Sie einen Beleg?" Diese Frage wurde bis Ende 2019 beim Bäcker normalerweise verneint, doch ab Januar wird alles dokumentiert - auch wenn der Einkauf noch so klein ist. Von der neuen Bonpflicht versprechen sich die Finanzbehörden mehr Transparenz - viele Bäcker fühlen sich jedoch überwacht. In Niedersachsen wurde bereits öffentlichkeitswirksam demonstriert, auch in Osthessen macht sich Unmut breit.

"Ich habe gerade beim Bäcker ein paar wichtige Belege gefunden. Bin umgehend meiner Bürgerpflicht nachgegangen und habe sie ordnungsgemäß bei der zuständigen Finanzbehörde in Alsfeld abgegeben. Die Briefkästen sind leider ein wenig zu klein", so Berg mit einem Augenzwinkern. Die beiden Bilder postete der Alsfelder auch auf seinem Facebook-Profil - und dieser Post geht derzeit durch das ganze Netz. Alleine auf Facebook wurden die Bilder bereits über 1.400 Mal geliket und über 6.000 Mal geteilt.

Die Kommentare unter seinem Post zeigen, was die Deutschen von dieser neuen Pflicht halten: Mit Kommentaren wie "Ihr müsst die Belege kistenweise an die SPD Parteizentrale in Berlin senden", oder "eine sehr gute Aktion die jeder nachahmen sollte. Denn ein Befehl von oben ist ein Befehl", äußerten sie ihren Unmut. Die User sehen die Schuld nicht bei den zuständigen Finanzämtern: "Die schütteln über den Schwachsinn mit dem Brötchenbon bestimmt auch den Kopf, die können da nix für. Am besten dem Herrn Olaf Scholz nach Berlin schicken, der hats verbockt."

Bei hoher Kundenfrequenz kommen schnell große Mengen zusammen - wie auch bei der Bäckerei in Alsfeld. "Das ist in Summe eine Umweltbelastung, die unglaublich ist. Dieses Thermotransferpapier enthält Bisphenol A, ist giftig und muss als Restmüll entsorgt werden. Es kann nicht aus Altpapier recycelt werden und die Papierherstellung allein in Deutschland verursacht derzeit schon jährlich circa zehn Millionen Tonnen Co2", so Berg. (Luisa Diegel) +++





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