Bürgermeisterwahl am 26. Januar

Harald Friedrich will "ideologiefreier Bürger-Bürgermeister" werden

Harald Friedrich will am 26. Januar Bürgermeister von Eichenzell werden
Fotos (2): Jonas Wenzel (yowe)

14.01.2020 / EICHENZELL - Harald Friedrich ist ein kommunikativer Mensch. Diese Eigenschaft werden ihm auch seine Gegner und Mitbewerber im Kampf um den Chefsessel im Eichenzeller Schlösschen nicht absprechen. Fragt man ihn dieser Tage aber nach seiner eigenen Einschätzung, was die Chancen auf den Posten im Rathaus angeht, wird er eher wortkarg. "Da wage ich keinerlei Prognose - ich hab wirklich keine Ahnung, wie es ausgeht. Der Wähler hat das in der Hand.", sagt er. Der 56-jährige Unternehmer, der ein Eichenzeller Urgestein ist, bewirbt sich bewusst ohne Parteizugehörigkeit: "Ich bin halt kein Partei-Bürgermeister. Kein CDU-Bürgermeister und kein SPD-Bürgermeister, sondern ich bin völlig ideologiefrei", betont er.




Am 26. Januar 2020 soll der Nachfolger von Amtsinhaber Dieter Kolb (parteilos) gewählt werden, dessen Amtszeit am 31. Mai endet. Kolb hatte auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Neben Harald Friedrich, den die Eichenzeller Bürgerliste (BL) als Kandidat nominiert hat, bewerben sich auch Johannes Rothmund (CDU) und Lutz Köhler (SPD) um den vakanten Posten.

In seiner Heimatgemeinde ist Friedrich bekannt wie ein bunter Hund. Der studierte Wirtschaftsingenieur und passionierte Hobbypilot hat sich schon in vielen Funktionen in Eichenzell engagiert, ob im Musik- und Gesangsverein, der Jugendarbeit, dem Pfarrgemeinderat, als parteiloser Gemeindevertreter und Sprecher der SPD-Fraktion und nicht zuletzt zehn Jahre lang als ehrenamtlicher Schiedsmann. Auch den eher unpolitischen Zeitgenossen wurde der streitbare Eichenzeller durch seinen erbitterten Kampf gegen die Ansiedlung der Bauschutt-Schredderanlage ein Begriff. Gegen diese Anlage habe er mit seinen Mitstreitern die größte Demonstration auf die Beine gestellt, die es in Eichenzell je gegeben habe und dafür gesorgt, dass eine andere Lösung gefunden werden müsse, freut sich Friedrich.

Kein Streithammel

Obwohl die Auseinandersetzungen damals hoch emotional geführt wurden und auch heftige Verwerfungen in der Gemeinde verursachten, sieht sich Friedrich nicht als Polarisierer - im Gegenteil: "Ich streite mich nicht gern und suche schon gar nicht danach, mich gerichtlich auseinanderzusetzen", sagt er. Miteinander zu sprechen, sei immer noch die beste Option. "Ich habe meine Vorstellungen und ich kann mit Menschen reden. Hochdeutsch oder Rhöner Platt, aber immer Klartext. Verhandlungsgeschick ist eine meiner Stärken, ich kann auch Menschen zusammenbringen, die eigentlich nicht ganz deckungsgleiche Ziele haben. Deshalb ist es mir ein besonderes Anliegen, unsere Gesamtgemeinde weiter zusammenzuführen. Ich möchte, dass ein größeres Wir-Gefühl unter allen Ortsteilen entsteht", lautet seine Botschaft. Denn die Interessenslagen der rund 11.000 Einwohner in den acht Ortsteilen sind doch recht unterschiedlich. Und so fällt auch die Zustimmung der potentiellen Wähler bei seinen Wahlkampf-Terminen recht verschieden aus.

Friedrichs Agenda ist regional bestimmt: so will er einen Generationenverein gründen, sich qualifiziert um Anliegen von Senioren und Jugendlichen kümmern, Klimaschutz und den öffentlichen Nahverkehr sowie das Radwegenetz ausbauen, einen Bürgerbus initiieren und den Landarztmangel durch ein medizinisches Versorgungszentrum bekämpfen. Auch das Thema "Interkommunales Gewerbegebiet" treibt ihn um: "Ich freue mich, dass in dieses Thema nun endlich Bewegung kommt. Jeder hat jetzt verstanden, dass interkommunale Zusammenarbeit nicht einen Partner ausnutzen darf. Der Stich ins Wespennest war nötig. Wir müssen mit den Partnerkommunen weiter verhandeln und die Ungerechtigkeit beenden.​", so Friedrich.

"Meine Mitbewerber sind ehrenwerte Männer"

Bei den Sachthemen gibt es wohl keine großen Kontroversen, doch der Sympathiebonus des Bewerbers entscheidet: Bürgermeisterwahlen sind bekanntlich Personalwahlen. "Meine beiden Mitbewerber sind ehrenwerte Männer, die haben ganz sicher auch viele Befürworter", schätzt Friedrich ein. Umso spannender wird das Ergebnis der Auszählung am Wahl-Sonntag. Noch stehen allen Kandidaten drei anstrengende Wochen im Endspurt bevor. (Carla Ihle-Becker) +++

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