Neues Projekt im Vogelsberg gestartet
Notarzt aus der Ferne: Mit Laptop und Handy ganz nah dran am Patienten
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28.12.2019 / LAUTERBACH -
Jederzeit bestens ärztlich betreut werden Rettungsdienst-Patienten im Vogelsbergkreis – sogar dann, wenn der Notarzt selbst gar nicht mit im Rettungswagen ist. Mit Handy und Laptop ausgerüstet kann der nämlich auch aus der Ferne so agieren, als stünde er direkt neben dem Patienten im Rettungswagen. Des Rätsels Lösung: „Telemedizin“. Mit dieser neuen Technik „geht der Vogelsbergkreis einmal mehr neue Wege und wenn das Projekt erfolgreich verläuft, könnte es auf ganz Hessen ausgedehnt werden“, betont Landrat Manfred Görig bei der Vorstellung des telemedizinischen Gerätes im Rettungswagen.
„Die neue Technik unterstützt unser Rettungsdienstpersonal und auch unsere Notärzte in ihrer täglichen verantwortungsvollen Tätigkeit und bietet damit unseren Patienten ein höheres Maß an Sicherheit“, unterstreicht Manfred Görig im Beisein Dr. Erich Wranze-Bielefeld, dem Ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes. Telemedizin im Rettungsdienst gibt es in Deutschland schon seit mehreren Jahren – und zwar das sogenannte „Aachener Projekt“. Das aber ist, so Dr. Wranze-Bielefeld, sehr aufwendig, da rund um die Uhr ein Arzt in der Leitstelle sein muss, der bis zu drei Einsätze gleichzeitig betreut.
Beim Vogelsberger Projekt läuft es anders: Hier arbeitet der Notarzt im Hintergrund, wird nur im Bedarfsfall vom Rettungswagen aus angefragt. Eine Arbeitsweise übrigens, deren Vorläufer sich bereits seit 14 Jahren bewährt hatte – und zwar bei der Gabe von Schmerzmitteln. Diese Medikation ließen sich die Rettungskräfte vor Ort ebenfalls von einem Arzt telefonisch freigeben.
„Damit sind wir im Grunde bei der Fragestellung des Projektes: Können wir mit Hilfe der Telemedizin unnötige Notarzteinsätze künftig reduzieren?“, erklärt Dr. Wranze-Bielefeld. Denn: Viel zu oft werde nach dem Notarzt gerufen, vor Ort stelle sich dann heraus, dass er tatsächlich nicht benötigt wird. „Wir müssen dafür sorgen, dass solch unnötige Notarzt-Fahrten vermieden werden, damit die Notärzte für die tatsächlichen Notfälle zur Verfügung stehen“, sagt Wranze-Bielefeld.
„In zwei Kreisen in Hessen läuft das Aachener Modell, wir haben nun im Verbund unser Projekt gestartet, irgendwann wird das Land entscheiden müssen, welche Variante hessenweit zum Tragen kommt“, so der Ärztliche Leiter des Rettungsdienstes. Sowohl Wranze-Bielefeld als auch Landrat Manfred Görig sehen für das Gemeinschaftsprojekt Mittelhessen gute Chancen. „Wir sind um ein Vielfaches günstiger“, erklärt Landrat Manfred Görig. Von daher könnte das Vogelsberger Modell nach Ablauf der Testphase möglicherweise auf ganz Hessen ausgedehnt werden.
„Auch dieses Beispiel zeigt, dass der Vogelsberg in der rettungsdienstlichen Versorgung seiner Bevölkerung ganz weit vorn ist“, betont Landrat Görig. „Wir haben in den vergangenen Jahren große Anstrengungen unternommen, um den Rettungsdienst zu optimieren, und in diesem Bemühen werden wir auch künftig nicht nachlassen“, kündigt er abschließend an. (pm) +++
Fotos: Sabine Galle-Schäfer/Vogelsbergkreis