Einblicke in die Ursachen

Zum Syrien-Konflikt: Vortrag am Domgymnasium von Dr. Günther Seufert

„Was will die Türkei in Syrien, und was hat das mit uns zu tun?“ war das Thema des Abends. V.l.n.r. Bastian Michel, Referent Dr. Günther Seufert und Michael Trost
Foto: Domgymnasium Fulda

13.12.2019 / FULDA - Unter der Fragestellung „Was will die Türkei in Syrien, und was hat das mit uns zu tun?“ gab Dr. Günther Seufert Einblicke in die Ursachen des aktuellen Syrienkrieges und die für Europa zunehmend gefährlichen Entwicklungen in der Türkei.



Anhand der Themen Migration, Terrorismus und Islamismus, die den Westen polarisieren und spalten, erlebten die Oberstufenschüler der Rabanus-Maurus-Schule einen kurzweiligen und interessanten Vortrag des Leiters des „Centrums für angewandte Türkeistudien“ der Stiftung Wissenschaft und Politik.

Nach Seufert spielt die Türkei dabei eine Schlüsselrolle, da ihr aufgrund ihrer geographischen Lage die Funktion eines Scharniers zwischen Orient und Okzident zukomme. Doch das Verhältnis zwischen der Türkei und der Europäischen Union und damit auch der Migrationspakt sei aufgrund gegenwärtiger politischer Differenzen in die Krise geraten. Auffanglager auf den griechischen Ägäisinseln seien hoffnungslos überfüllt und auch auf der 2016 geschlossenen Balkanroute komme es wieder verstärkt zu Migrationsbewegungen nach Mitteleuropa.

Seufert zeigte den Schülern anschaulich, wie sich in der Türkei in der Ära Erdogan eine konservative Wende vollzogen habe. Dieser habe den ursprünglich westlich orientierten und säkularisierten Natostaat Türkei durch eine „stille Revolution“ reislamisiert und ihm ein neo-osmanisches Selbstbewusstsein eingehaucht. So sei aus einem ehemals abhängigen Land, das eine EU-Mitgliedschaft anstrebte, ein aggressiv und selbstbewusst auftretender Akteur geworden, der zunehmend Druck auf die europäische Staatengemeinschaft ausübe.

Nur vor dieser Folie werde das Agieren der Türkei in Syrien verständlich, das sich ursprünglich gegen den wankenden Staatspräsidenten Assad richtete. Es habe schließlich zur militärischen Intervention in Nordsyrien geführt, um eine kurdische Selbstverwaltungszone zu verhindern und Siedlungsgebiete für syrische Flüchtlinge aus der Türkei zu schaffen. Da neben der Türkei auch andere Großmächte und die Kurden ihre Ziele in Syrien verfolgten, sei die Aushandlung eines tragfähigen Friedens besonders kompliziert.

Der Vortrag wurde durch die Kooperation der Rabanus-Maurus-Schule mit der „Gesellschaft für Sicherheitspolitik“ ermöglicht. Sie unterstützt schon seit einigen Jahren Themen und Inhalte des Faches Politik und Wirtschaft mit einer Reihe von Veranstaltungen. (pm) +++

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