"Vor der Hacke ist es duster"

Barbara-Andacht in 535 Metern Tiefe: Bergleute gedenken Schutzpatronin

Die traditionelle Barbara-Andacht ist ein wichtiger Tag für alle Bergleute
Fotos: Carina Jirsch

04.12.2019 / NEUHOF - Es war ein Schock, als Anfang Oktober die komplette Grube im K+S-Werk Neuhof-Ellers (Landkreis Fulda) evakuiert wurde. Grund: Ein brennendes Ladefahrzeug. Die Arbeit unter Tage birgt so einige Gefahren für die Bergleute. Aus genau diesem Grund wird jährlich der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute, gedacht. So auch wieder am Dienstag bei der traditionellen unter Tage Andacht am südlichsten Produktionsstandort der K+S Kali GmbH in Deutschland. Gemeinsam mit über 100 Besuchern aus Politik und Wirtschaft dankte die Belegschaft ihrer Schutzpatronin für ein weiteres Jahr ohne schwere Unfälle.



"2019 war von Beginn an geprägt von Herausforderungen", blickte Thorsten Krön, Leiter Produktion und Technik unter Tage auf das vergangene Jahr zurück. Schon Anfang des Jahres sei es zu mehreren schweren Firstfällen gekommen. "Wahrscheinlich ist es nur der schützenden Hand der Heiligen Barbara zu verdanken, dass dabei glücklicherweise niemand ums Leben gekommen ist und es bei Sachschäden blieb." Allerdings seien aufgrund dieser Vorfälle Sperrungen in bestimmten Bereichen die Folge gewesen, um auch weiterhin einen sicheren Abbau zu gewährleisten. "Wir mussten unseren ursprünglichen Jahresplan gleich zu Beginn kürzen." Der Bergmannsspruch "Vor der Hacke ist es duster" sei den Bergleuten im laufenden Jahr immer wieder vor Augen geführt worden.

"Der ganz alltägliche Wahnsinn eines Grubenbetriebes"

Auch der demografische Wandel hat Auswirkungen im Grubenbetrieb: "In den vergangenen Jahren haben wir rund ein Drittel der Gewinnungsmannschaft in den Ruhestand verabschiedet." Krön fasste 2019 in einem Satz zusammen: "Der ganz alltägliche Wahnsinn eines Grubenbetriebes. Wir müssen uns mehr auf die Eigenschaften konzentrieren, die uns Bergleuten nachgesagt werden. Wir sind zu Recht stolz auf unsere Tradition: Vor allem die Tugenden Geradlinigkeit, Tatkraft, Menschlichkeit, Toleranz, Beharrlichkeit und Zusammenhalt werden uns nachgesagt." Trotz aller Herausforderungen habe die "Mannschaft" eine tolle Leistung erbracht. "Der Bergbau ist nicht eines Mannes Tat. Ein gutes Stück des Weges liegt noch vor uns. Wir hoffen, dass die Heilige Barbara auch im nächsten Jahr ihre schützende Hand über uns hält und uns vor schweren Unfällen bewahrt."

Krön warf auch einen Blick in die Zukunft: Unter anderem soll die Anzahl an Zusatzschichten gekürzt werden, damit die Bergleute wieder mehr Zeit für Familie und Freunde haben. "Ebenfalls wollen wir auf die Stabilisierung der Gewinnung noch eine Schippe drauflegen und die Produktionsmenge erhöhen."

Die Pfarrer Dr. Dagobert Vonderau und Holger Biehn hielten die ökumenische Andacht und freuten sich wie viele der Besucher über einen ganz besonderen Gast: Der Fuldaer Bischof Dr. Michael Gerber ist der Einladung gerne gefolgt: "Ich stamme selbst aus einer Region mit Bergmanns-Tradition." In der Barbara-Andacht selbst sieht der Bischof eine schöne und wichtige Tradition. Dem stimmte auch Werksleiter Roland Keidel zu: "Die Barbara-Feiern sind keines Wegs von gestern." Ihre enorme Bedeutung wurde auch durch die Anwesenheit der ehemaligen Werksleiter Dieter Friedrich und Martin Ebeling deutlich. Ebenfalls waren Landrat Bernd Woide, Polizeipräsident Günther Voß und Neuhofs Bürgermeister Heiko Stolz sowie der Erste Beigeordnete Franz-Josef Adam anwesend.

Mit dem Steigerlied unter den musikalischen Klängen der Bergmannskapelle Neuhof-Hattenhof baten die Anwesenden zum Ende der Barbara-Andacht um ein weiteres unfallfreies Jahr. Es bleibt nur zu sagen: Glück auf! (Julissa Bär) +++

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