Leuschner-Medaille posthum
MP Volker Bouffier: "Lübcke leuchtendes Vorbild für Freiheit und Demokratie"
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02.12.2019 / WIESBADEN -
Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier hat heute Dr. Walter Lübcke posthum mit der Wilhelm Leuschner-Medaille geehrt. Die Familie des früheren Kasseler Regierungspräsidenten nahm die höchste Auszeichnung des Landes Hessen beim Festakt in der Wiesbadener Kurhaus-Kolonnade entgegen. „Dr. Walter Lübcke war ein Mensch und Politiker, der sich aus voller Überzeugung für Freiheit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit eingesetzt hat. Er war ein Mensch der klaren Worte. Für seine standhafte, aufrichtige und unerschrockene Einstellung musste er mit dem Leben bezahlen. Walter Lübcke ist ein Vorbild für alle aufrichtigen Demokratinnen und Demokraten. Sein Wirken und seine Verdienste für unser Land werden wir immer in Erinnerung behalten“, sagte der Regierungschef in seiner Rede.
Um das Gedenken an den Verstorbenen zu bewahren, wird das Land Hessen in Zukunft den Walter-Lübcke-Demokratie-Preis verleihen. Der Ministerpräsident verkündete, dass damit Menschen geehrt werden, die sich in besonderer Weise für die Werte der Demokratie einsetzen. So wie Walter Lübcke dies ein Leben lang getan habe.
Walter Lübcke wurde im Jahr 1953 in Bad Wildungen geboren. Er gehörte von 1999 bis 2009 dem Hessischen Landtag an und war unter anderem stellvertretender Vorsitzender im Unterausschuss für Heimatvertriebene, Aussiedler, Flüchtlinge und Wiedergutmachung sowie Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Verkehr. Im Mai 2009 ernannte ihn Volker Bouffier, der damals Hessischer Innenminister war, zum Regierungspräsidenten im Regierungsbezirk Kassel.
Erste posthume Verleihung
Zur Verleihung der Wilhelm-Leuschner-Medaille posthum an Dr. Walter Lübcke erklärte der hessische CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Boddenberg:
Dass Walter Lübcke heute posthum mit der Wilhelm-Leuschner-Medaille, der höchsten Auszeichnung des Landes geehrt wird, ist ein bedeutsames Signal. Die Werte der Wilhelm-Leuschner-Medaille, mit der hervorragende Verdienste um die demokratische Gesellschaft und der Einsatz für Freiheit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit gewürdigt werden, könnten keinen würdigeren Vertreter finden als ihn.
Walter Lübcke hat die Interessen der Bürgerinnen und Bürger in Nord- und Osthessen – und weit darüber hinaus – mit großer Empathie vertreten. Als Regierungspräsident setze er sich für eine demokratische Gesellschaft ein und zeigte humanitäre Größe in schwierigen Zeiten. Dabei scheute er nie klare Worte. Walter Lübcke war der direkte Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern immer wichtig, um auch schwierige Sachverhalte im persönlichen Gespräch vor Ort zu klären. Er hat sich mutig für Demokratie und Freiheit eingesetzt – dass ihm dieses Engagement zum Verhängnis wurde und ihn das Leben kostete, macht uns noch immer fassungslos.
Unter Lübcke wurde das Regierungspräsidium Kassel strukturell und personell umfassend umgebaut und zukunftsfähig gemacht. Damit hat sich der Regierungsbezirk Kassel in seiner Amtszeit zu einer der dynamischsten Regionen Deutschlands entwickelt – darauf war er zu Recht stolz. Wir danken unserem Freund Walter Lübcke für seinen unermüdlichen Einsatz und halten sein Andenken in Ehren.“
Hintergrund
Die Medaille wurde vom ehemaligen Ministerpräsidenten Georg August Zinn am 29. September 1964, dem 20. Todestag Wilhelm Leuschners, gestiftet. Die Auszeichnung geht an Menschen, die sich beispielhaft und nachhaltig für Demokratie, Freiheit und soziale Gerechtigkeit eingesetzt haben. Unter den Preisträgern der Wilhelm Leuschner-Medaille befinden sich Persönlichkeiten wie Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, die erste weibliche Bundesministerin Dr. Elisabeth Schwarzhaupt, der Philosoph Professor Jürgen Habermas, der Erfinder des Computers Konrad Zuse oder der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki. Erster Preisträger war im Jahr 1965 der ehemalige Staatsminister des Innern und frühere Landtagspräsident Heinrich Zinnkann.(pm)+++