Omas und Opas im Pendelverkehr

Streik der Busfahrer verschärft Verkehrswahnsinn an den Schulen

In der Straße Am Ziegelberg vor dem Marianum am Freitagmittag
Fotos: Hans-Hubertus Braune

23.11.2019 / FULDA - Alfred Leis aus Ebersburg-Thalau sitzt in seinem Auto und löst ein Kreuzworträtsel. Er wartet am Ziegelberg vor dem Marianum auf sein Enkelkind und ist extra eine halbe Stunde früher gekommen. "Sonst kriegst Du hier keinen Parkplatz mehr. Das ist das Chaos", sagt Leis. Normalerweise fährt sein Enkelkind mit dem Bus nach Künzell. Doch die Busse fahren seit Tagen nicht - wegen des Fahrerstreiks der Gewerkschaft Verdi. Auch in Osthessen fallen deshalb viele Buslinien aus. Für die Schüler und deren Eltern eine logistische Herausforderung.



"Du bist nur noch am Springen", sagt die Mutter von Johannes zu einer weiteren Mutter. Sie warten auf dem Bürgersteig. "Wir fahren morgens extra schon um sieben Uhr los. Der Unterricht beginnt um 7:50 Uhr", sagen sie. Später gibt es kaum ein Durchkommen Richtung Fulda."Wenn sie zehn Minuten laufen ist das ja kein Problem", erzählen sie und parken ihre Autos etwas abseits des Trubels. "Wir Eltern organisieren uns, bilden Fahrgemeinschaften. Sonst geht es ja gar nicht, einige müssen ja auch arbeiten", sagt eine der Mütter der Fünftklässler. Immer mehr Autos biegen in die Straße vor der Schule ein. Noch zehn Minuten bis Schulschluss. Eine Frau telefoniert mit ihrem Sohn. Sie disponieren, wie und wo die Enkelkinder geholt werden sollen. Das Mittagessen daheim muss nur noch aufgewärmt werden. Sie müssen nach Margretenhaun. "Das ist alles schwierig, aber wir schaffen das schon", sagt sie.

Alfred Leis wartet auf sein Enkelkind. Er ist selbst Busfahrer, fährt einen Kleinbus mit Schülern, die in das Kompetenzzentrum gehen. Vom Streik ist er nicht betroffen, hat aber Verständnis für seine streikenden Kollegen.
So wie vor dem Marianum sieht es vor vielen Schulen aus. Es wird überall geparkt, wo es nur geht. Auch in zweiter Reihe. Mit dem Gong strömen hunderte Schüler aus den Gebäuden. Es sind gefährliche Situationen. Kinder und Jugendliche springen zwischen den Autos herum. Nur langsam entschärft sich der Verkehrswahnsinn.

Alfred Leis legt sein Rätselheft zur Seite und fährt sein Enkelkind nach Hause. Jetzt ist erstmal Wochenende. Am Montagmorgen geht es von vorne los. Ein Ende des Streits der Gewerkschaft Verdi mit den privaten Busbetreibern ist nicht in Sicht. Verdi fordert eine Erhöhung des Busfahrerlohns auf 16,60 Euro, der Landesverband Hessischer Omnibusunternehmer (LHO) lehnt dies weiter ab. (Hans-Hubertus Braune) +++

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