Tafelspiele in der Schilde-Halle

Vier Spitzenköche verwöhnen Gourmets für den guten Zweck - Bilderserie

Volle Konzentration - hier kochen Feinschmecker für Feinschmecker
Fotos: Carina Jirsch

14.11.2019 / BAD HERSFELD - Die Schilde-Halle, die ihren Industriecharme bewahrt hat, erstrahlte am Mittwoch aus Anlass der dritten Tafelspiele unter dem Motto "erleben - genießen - helfen"  in festlichem Glanz. Bevor die Gourmets an den 34 geschmackvoll und ansprechend dekorierten Tischen Platz nahmen, wurden  Schwarzwurzel Panna Cotta, Selleriesüppchen mit Knäckebrot und Rauchaal, Tatar vom Rhöner Ochsen, Wachtelbrust auf Topinamburpüree mit Boskopf und Kichererbse als Gaumenfreuden zur Begrüßung gereicht.

Vier Spitzenköche aus der Region waren währenddessen gemeinsam mit ihren Teams damit beschäftigt, ein Premium-Vier-Gänge-Menü auf den Punkt zu zaubern, um für die rund 340 waldhessischen Feinschmecker ein kulinarisches Feuerwerk zu entfachen. Die Gourmetküche - wenn also Feinschmecker für Feinschmecker kochen - beruht auf sehr viel Kreativität und Erfahrung. Neugierde, ästhetisches Bewusstsein, sinnliches Vergnügen und die Freude am Genuss sind die Basis für jede Gourmetküche. Landrat Dr. Michael Koch als Schirmherr wandte sich daher an die erwartungsfrohen Gäste mit den Worten: "Genießen sie den Abend. Sie tun Gutes dabei!" 

Sternekoch Patrick Spies, der aus Zürich kommend bei den diesjährigen Tafel-Spielen als Premium-Beikoch fungierte, ließ sich von Moderatorin Kristina Marth eventuelle Pläne, seine Rückkehr in heimische Gefilde betreffend, nicht entlocken. Aber er stellte das Menü vor, das seine geschätzten Kollegen am Herd, die Spitzenköche Volker Friebe vom Parkhotel zum Stern in Oberaula, Benjamin Kehl, Küchenchef und Juniorchef vom Landhaus Kehl in Tann-Lahrbach, Jens Frank vom Göbel´s Schlosshotel Prinz von Hessen in Friedewald und Maik Opitz vom Göbel´s Hotel Rodenberg in Rotenburg an der Fulda kreiert haben.

Benjamin Kehl arrangierte liebevoll auf den Vorspeisentellern Avocadocreme, gebeizten Lachs, Lachstatar, Asiamajo und Lachscarpaccio, wobei er den Gästen via Großleinwand einen Blick in sein Reich gewährte. Das war erst der Anfang des Hochgenusses, der mit gebratenem Kabeljau mit Rollgerste und Roter Beete, Apfel und Meerrettich als erstes Hauptmenü seine Fortsetzung fand. Volker Friebe zeigte hierfür verantwortlich und überzeugte die Gäste genau wie Jens Frank, der als zweites Hauptmenü geschmorte Kalbsrolle mit Barolojus, Kalbspastrami, fermentierten Rotkohl und Kartoffelkuchen servieren ließ.

Die an diesem besonderen Abend ehrenamtlich wirkenden Spitzenköche beherrschen die Kunst des Kochens, ein Prozess der Veredelung von Nahrung, die den Geschmackssinn des Menschen verwöhnt.  Abgerundet wurde das Menü mit süßen Köstlichkeiten. Maik Opitz überzeugte mit Zitronengras Crème Brulée mit Schokoladen-Tonkabohensorbet und Fisherman´s Friend war auch noch dabei. Das Vier-Gänge-Menü vielfach aus regionalen Produkten, die neu interpretiert für außergewöhnliche Geschmackserlebnisse und Aha-Effekte sorgten, kamen auch deshalb so gut an, weil das Bewusstsein dafür bei den Gästen vorhanden ist.

Zu einem guten Essen gehört ein guter Wein. Das Weingut Dr. Schreiber aus Worms-Abenheim lieferte den korrespondieren fruchtigen und anregenden Riesling, den cremigen, zarten Grauburgunder mit viel Schmelz und den kräftigen Syrah mit viel Eleganz und Fülle. Die Eschweger Klosterbrauerei sponserte erneut ihre Bierspezialitäten. Den reibungslosen Ablauf im Service garantierte das 30-köpfige Service-Team unter der Leitung von Heike und Frank Bücking (Bücking-Catering aus Bad Hersfeld).

Besonderer Gast der diesjährigen Tafelspiele war der in Bad Hersfeld geborene Pianist Jan Luley. Er gilt als einer der authentischten, europäischen Künstler für klassischen Jazz und Pianostile aus New Orleans und spielte bis heute weit über 2000 Konzerte in 18 Ländern Europas sowie in Afrika und den USA. Er bereicherte musikalisch das Rahmenprogramm, das ansonsten unter dem Eindruck kulinarischer Köstlichkeiten, aber ganz besonders der Würdigung des Ehrenamtes und der notwendigen Unterstützung der Tafel stand. "Die Tafelspiele sind immer wieder ein Genuss für uns alle, aber sollen uns vor allem daran erinnern, dass es nicht allen Menschen auf der Welt, in Deutschland und auch hier in Bad Hersfeld so gut geht wie uns", betonte Landrat Dr. Michael Koch.

Pröpstin Sabine Kropf-Brandau verwies darauf, dass die Tafelarbeit in Bad Hersfeld unter der Trägerschaft Zweckverband Diakonie ungeheuer wichtig ist. Die Pröpstin engagiert sich selbst immer am Montagnachmittag und weiß, dass die Menschen nicht nur kommen, um Lebensmittel abzuholen, sondern auch das Gespräch und sozialen Kontakt suchen und für ein Lächeln dankbar sind. "Die Tafel ist ein Segensort", betont Sabine Kropf-Brandau und fügt an: "Tafelarbeit ist viel mehr als den Überfluss verteilen und darüber schimpfen, dass es ein Skandal ist, dass es sowas in unserem reichen Land geben muss. Tafelarbeit ist Herzensarbeit für Geber und Empfänger".Silvia Hemel, Koordinatorin der Bad Hersfelder Tafel und Ideengeberin für das Benefiz-Koch-Event, versagte an diesem Abend krankheitsbedingt die Stimme. Pröpstin Sabine Kropf-Brandau betont, dass Silvia Hemel als "treibende Kraft" im Tafel-Alltag immer wieder ihre Stimme erhebt und alle Fäden in der Hand behält.

  Ohne die Sponsoren, vier Spitzenköche, weitere 30 Köche und zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer wäre eine Veranstaltung wie diese gar nicht zu stemmen. Das Organisationsteam mit Silvia Hemel, Helga Ködding, Rosemarie Dorbritz, Paul Niewerth, Friedhelm Johner, Jutta Schreiber und Karl-Heinz Hemel leistete im Vorfeld eine präzise Planung des Events. Das hat sich ausgezahlt. Die Tafelspiele fanden auch in diesem Jahr überwältigenden Zuspruch. Der Erlös der diesjährigen Veranstaltung kommt der Bad Hersfelder Tafel zugute. Vor zwei Jahren ermöglichten die Gäste und 60 Sponsoren aus der Wirtschaft einen sensationellen Reinerlös von etwa 40.000 Euro. Dieses Geld wurde in ein Kühlfahrzeug für die Tafel investiert, das benötigt wird, um für die gespendeten Lebensmittel eine ununterbrochene Kühlkette zu gewährleisten.
(Gudrun Schmidl) +++


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