Hönebacher Wilfried Gliem erinnert sich

Erfolg mit Mauerfall verknüpft: Karrierestart der Wildecker Herzbuben

Kurz nach dem Mauerfall musizierten sie für Grenzsoldaten beider Staaten.
Fotos: Kevin Kunze

09.11.2019 / WILDECK-HÖNEBACH - Der Fall der innerdeutschen Grenze ist eng mit dem Erfolg der Wildecker Herzbuben verbunden. Bereits kurz davor bereiste der Hönebacher Musiker Wilfried Gliem mit seiner damaligen Band, den Curocas, und dem Schlagersänger G. G. Anderson die DDR. Schon damals habe er ein "komisches Gefühl" gehabt, das sich dann am 9. November bestätigen sollte.



"Für mich und meine Frau war es einer der größten Augenblicke in unserem Leben: der 9. November hat sich bei uns eingebrannt", erklärt Gliem im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Über mehrere Jahrzehnte mussten er und seine Familie vom Ortsausgang des Wildecker Ortsteils Hönebach aus auf die Grenze schauen; in der Nachbetrachtung vor allem für seine Frau Elke ein "beklemmendes Gefühl".

Bereits Ende der 70er Jahre besuchte die Familie mit ihrer kleinen Tochter die DDR. Nachdem sie einen Onkel und Cousins und Cousinen in Mosbach - nahe Eisenach - besucht hatten, mussten sie über den Grenzübergang in die Bundesrepublik. Dort machten die Kontrollen der Familie sehr zu schaffen: "Wir mussten unter anderem die Sitze ausbauen, aber Wilfried wusste nicht, wie das funktioniert. Eine schlimme Situation für uns alle", erinnert sich Elke Gliem.

Schon im Sommer 1989 bereiste Wilfried Gliem als Manager von G. G. Anderson die DDR bei einer Tour quer durch den sozialistischen Staat: "Wir haben damals für unsere Tournee sehr viel Geld bekommen, allerdings in Ost-Mark. Wir mussten das Geld in der DDR ausgeben und haben es unter anderem in Musikinstrumente investiert", sagt der heutige Herzbube.

Vom Mauerfall erfuhr Gliem durch das Fernsehen. Seine Frau, die schon ins Bett gegangen war, weckte er auf. Beide konnten diese Situation nicht fassen. Ein paar Tage später wurde dann auch der Grenzübergang von Hönebach in Richtung Großensee geöffnet. "Die Menschen kamen mit Musik und Freude in den Wildecker Ortsteil, es war eine gelöste und freudige Stimmung. Die Feier in der Hönebacher Mehrzweckhalle bleibt für alle unvergesslich."

Im Dezember 1989 nutzte Gliem mit den Curocas die Chance, auch im Osten Deutschlands aufzutreten. Im Rahmenprogramm begann dann die eigentliche große Karriere. Mit seinem Partner Wolfgang Schwalm gründete er das Duo die "Wildecker Herzbuben". Damals feierte auch deren bekanntester Hit "Herzilein" seine Premiere. Auch durch die enorme Begeisterung für die Herzbuben im Osten Deutschlands erreichte der Song Doppel-Platin-Status. Mit über einer Million verkauften Tonträgern ist sowohl das Album als auch die gleichnamige Single der größte Erfolg des Duos - eng verbunden mit der Öffnung der innerdeutschen Grenze. (Kevin Kunze) +++



Für Wilfried Gliem ist der Mauerfall ein sehr emotionales Ereignis in seinem Leben.

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