Kontrolle zwischen Schleid und Motzlar
Gemeinsam auf der Suche nach dem Schneider: Elektrobefischung in der Ulster
Fotos: Anna-Lena Bieneck
04.11.2019 / SCHLEID (THÜRINGEN) -
Auf der Suche nach dem Schneider: Im Auftrag der Thüringischen Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön haben sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Thüringischen und der Hessischen Verwaltungsstelle, des Verbands für Angeln und Naturschutz Thüringen e.V. (VANT) sowie Vertreter der örtlichen Angelvereine für eine Elektrobefischung in der Ulster zwischen Schleid und Motzlar getroffen.
Ziel war, eine Aussage darüber treffen zu können, ob sich der in Thüringen größtenteils verschwundene Fisch wieder in der Ulster angesiedelt hat. Der Schneider, ein Schwarmfisch, war bis Anfang des 20. Jahrhunderts eine weit verbreitete Art in den Rhöner Fließgewässern. Wegen Gewässerverschmutzung und -verbau ging sein Bestand seit den 1960er Jahren stark zurück. Eine Maßnahme, dem entgegenzuwirken, ist das Artenschutzprojekt des UNESCO-Biosphärenreservats „Schneider in der Rhön“: Rund 5.000 Tiere waren in den vergangenen Jahren in der Ulster ausgesetzt worden. In regelmäßigen Kontrollen wird – mit Unterstützung von Ehrenamtlichen des Arbeitskreises Rhöner Fließgewässer – untersucht, ob die Versuche erfolgreich waren.
„Das bedeutet aber nicht gleich, dass unser Besatz in der Ulster erfolglos war“, erklärt Joachim Walter, Ranger und Schneider-Projektverantwortlicher im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön. Es sei möglich, dass der Fisch in kleinere Nebenbäche ausgewichen sei. Die Thüringer Verwaltung plant daher, weitere Gewässerabschnitte befischen zu lassen. Da der Schneider stehende, aber auch schnell fließende Gewässer bevorzugt, benötigt er eine hohe Strukturvielfalt in den Flüssen und Bächen. Seine Nahrungsgrundlage stellen Plankton, vorzugsweise Würmer, kleine Krebstiere und Insektenlarven dar. Diese finde er nur in Gewässern mit sehr guter Wasserqualität und gutem ökologischen Zustand.
Hintergrund: Warum Elektrofischen?
Das genehmigungspflichtige Elektrofischen ist eine schonende Methode, die schnell und effizient Ergebnisse liefert. Sie wird vor allem im wissenschaftlichen Fischfang eingesetzt, um Bestandserhebungen und Analysen von Artenvorkommen durchzuführen. Sie unterliegt strengen Vorschriften, die in den Fischereiverordnungen der Bundesländer geregelt sind. Elektrofischen funktioniert mit Gleichstrom, der im Wasser eine Spannung erzeugt. Wird der Kescher in das Wasser geführt, schließt sich der Stromkreis und die Fische werden betäubt. Mit dem Kescher werden sie schonend aufgenommen und nach den notwendigen Untersuchungen wieder zurückgesetzt. Bei richtiger Anwendung erholen sich die durch den Strom „angelockten“ Fische innerhalb weniger Sekunden. (pm) +++