Strapazierte Lachmuskeln
Am „Kräuzberch“ kommt keiner vorbei - 19. Waldberger Mundartabend
Fotos. Barbara Enders
16.10.2019 / SANDBERG -
Der Waldberger ist zwar politisch gesehen ein Bayer, aber er bleibt im Herzen immer und ewig ein fränkischer Rhöner. Wenn es um eines seiner Hauptnahrungsmittel geht, zeigt er sich sehr tolerant. Deshalb verwunderte es nicht, dass Owanning mit dem gesungenen Hoch auf das bayerische Reinheitsgebot die Gäste des „näünzede Waldbaricher Mundordoweds“ auf herzlichste begrüßte.
Zweimal zwei Schwestern!
Die Sandberger Bürgermeisterin Sonja Reubelt und Brigitte Meyerdierks, im Alltag Bürgermeisterin von Bad Brückenau, ließen sich nicht zweimal bitten und reihten sich gerne zum Singen mit den energischen Weibern der Kaufmannsware ein. Dass für die Kaufmannsware in allen Lebenslagen der Abort ein wichtiger Ort sei, entlockte Meyerdierks den Damen noch, denn „wann die Mama kömmt, wesse mer schui, bu där es!“
Und im Stile der Altneihauser Feierwehrkapälln sangen sie ihr nächstes Lied, dessen Refrain daran anknüpfte: „Wir wünschen euch von Herzen im Hintern keine Schmerzen, immer einen guten Durst – Prost!“ „Im Frühjahr ist ´s auf der Rhüe so herrlich, so schüe“, und das zu allen Jahreszeiten, wie auch die vier Damen der Kaufmannsware in ihrer hingebungsvollen Liebeserklärung an die Rhön bekräftigten.
Die ganze Ärwett für die Katz´ und die is vreggt!
Father and son
„Das erschte Lied is zwoar auf Hochdeutsch, aber wer Dialekt versteht, versteht des ach“, kündigte Willi Kirchner das erste Lied der Gruppe „Father and son“ gemeinsam mit seinem Sohn Philipp und Frank Wehner an. In ihrem Bikersong erzählten sie „vo die Läut´, die nauf ´n Kräuzberg foehn“. Der Refrain machte deutlich, hier wurde die nächste Hymne an die Heimat gesungen: „Kräuzbarch, wie bist du so schüe, du bist die Perle der Rhüe! Do ist mei Heimatland, weit über Grenze´ bekannt“. Zu ihrem Lied „Ich wär sogern an Oehrbercher worn“, klatschte das Publikum begeistert mit und das Stimmungsbarometer stieg mit der Raumtemperatur um die Wette!
„Sing uns die Kunigunde“!
Als Brigitte Meyerdierks einen Bischofsheimer, der aus Sandberg stammt, ansagte, war das sicher nicht ganz korrekt. Klaus „Mick“ Kirchner ist eigentlich ein Sandberger, der in Bischofsheim lebt und der dieses Mal weder die „Kundigunde“ noch seine Sandberg-Hymne spielen wollte. Lieber erzählte er zunächst noch einmal von seinen Ängsten als er sich einst beim Holzmachen den Finger abgesägt hatte. Mit seinem amüsanten Lied darüber vertrieb er das mulmige Gefühl, das sich nach ausgiebiger Schilderung der lebensbedrohlichen Verletzung bei manchem in der Magengegend breit gemacht hatte.
Für Martin Raab sang er nach Rückfrage bei Brigitte Meyerdierks - „Elisabeth, hömmer noch so viel Zeit?“ - das Lied vom „Hümm“, weil der sich eh ein neues kaufen müsse. Auf Meyerdierks´Bitte, doch auch das Lied „Koiseggunde“ noch einmal zu spielen, konterte er, „Du – ich bin sowieso doe, dos könne mir gemach“!
Kein Durchatmen möglich, ist die Bilanz des Abends, denn sogleich folgte Uli Kiesel! Im letzten Jahr machte er einen Kniefall vor dem Publikum, das war diesmal aufgrund einer Beinschiene nicht möglich. „Gleich drei Antworten vorneweg: Ja, ich bin hiegefalle; nee, es is ned soo schlimm un ja, ich wor besoffe“. Alles geklärt.
Er sang ein Lied von Mutterkuchen und Christstollen, das er nicht singen durfte, erzählte vom Leichenzug, der eigentlich die Warteschlange für den Verleih eines bissigen Hundes war, forderte die Gäste im Saal zum Mitsingen auf – aber nicht die Neuschter! Nach seinem Improvisationslied folgte noch eines im atemberaubenden Zungenbrecherstakkato über den Besuch in der Sauna, „wenn mir auf der Schwitzepritsche schwitze“! Das Publikum war begeistert!
Mit dem Lied vom Clown und dem Refrain „erst wenn das Lachen stirbt, sind wir verloren“ fing er ganz abrupt die Zuschauer wieder ein und verstärkte den Beruhigungseffekt, als er zum Gitarrenspiel auch noch die Mundharmonika blies. Ohne Zugabe durfte er nicht gehen und so folgte noch ein Lied über den Kreuzbergbesuch, das die Mundwinkel wieder weit gen Himmel zog.
Ihre Vielseitigkeit zeigten noch einmal die vier Damen der Kaufmannsware. Ilona Zirkelbach sang über den Mann, der bei Aldi einkaufte und allen die Nerven raubte, außer der Kassiererin. Dass die begnadeten Sängerinnen auch tolle Komödiantinnen sein können, bewiesen sie im gesungenen Wettstreit „Besser als du“ oder dem Lied „mir reicht ´s, denn ich weiß, dass ich könnt´ wenn ich wöllt´“, bei dem sie von Uli Kiesel Lachmuskel strapazierend unterstützt wurden. Fredi Breunig trat ein zweites Mal auf die Bühne - im Hemd mit fränkischem Wappen und bayerischer Lederhose - um noch einmal wortreich den Franken – „Hund simmer scho!“ – und dessen Sprache zu loben. Klaus Kirchner hielt sein Versprechen und sang von „Saand, Perle der Rhön“! Und den Abschluss fand dieser einmal mehr gelungene Abend mit Owannings bekannter Weise vom „Wasser für alle Läud“.(ara)+++