Rekordverdächtige 29 Kandidaten
Warum bewirbt sich Ute Riebold (Die PARTEI) als Rathauschefin in Bad Herrenalb?
Foto: privat und Rick Eichner, Montage: O|N
14.10.2019 / REGION -
Bad Herrenalb, ein kleiner Kurort in Baden-Württemberg, kommt seit einigen Wochen nicht aus den Schlagzeilen heraus. Nicht die Tatsache, dass am 20. Oktober ein neuer Bürgermeister gewählt wird, ist dabei so spektakulär. Wohl aber die Bewerbung von immerhin 29 Personen, die sich für das Amt des Rathauschefs beworben haben. Für eine Kleinstadt mit knapp 7.500 Einwohnern ist das ziemlich ungewöhnlich. Normalerweise bewerben sich für einen solchen Posten Interessenten, die dort oder in der Umgebung beheimatet sind. Doch nur fünf der Kandidaten stammen tatsächlich aus Bad Herrenalb, die anderen kommen aus Köln, Berlin, Bremen oder Wilhelmshaven - und Fulda. Und immerhin 24 Bürgermeisteranwärter haben dasselbe Parteibuch, nämlich das der Satire-Partei Die PARTEI. Unter diesen Bewerbern ist auch die langjährige Fuldaer Stadtverordnete Ute Riebold.
Warum dieser Run auf das Rathaus von Bad Herrenalb? Ute Riebold begründet es auf ihrer Homepage wörtlich so: "Diese Kandidatur erhöht den Frauenanteil auf dem Stimmzettel. Sehr gut, wenn viele demokratische Kandidat*innen zur Wahl stehen. Gar nicht gut, wenn gar kein demokratischer Kandidat zur Wahl steht und ein NPD-Nazi gewählt wird - wie in Altenstadt Waldsiedlung (Hessen). Ich bin nicht kriminell. So bin ich beispielsweise nicht für das Amt der EZB-Präsidentin prädestiniert. Doch für Bad *alb reicht's." Ihren Werdegang beschreibt sie in Kurzform so: "Sehr seriöse 60 Jahre, Merkmal Metzgerstochter, Berufswunsch: anfangs Prinzessin, später Guerillakämpferin, Beruf: Sozialarbeiterin." Als Ziele postuliert sie unter anderem: "Politisch Verfolgten (z. B. Whistleblowern) wird Asyl gewährt. Auch Berliner Richter dürfen nicht als "Sondermüll", "Stück Scheiße", "Geisteskranke", "altes grünes Drecksschwein" ... bezeichnet werden. Nazis dürfen als Nazis tituliert werden. Mehr Racketen im Mittelmeer stationieren, Seenotsterben kriminalisieren! Bad *alb wird "Sicherer Hafen", denn: Seenotrettung ist kein Verbrechen! Freitags schulfrei für besorgte Schüler*innen – sollen sich doch die Kinder Gedanken um die Zukunft machen, die haben schließlich mehr davon." Mehr Informationen über die Fuldaer Kandidatin unter https://www.ute.die-partei-fulda.de/.
Ob ihre Kandidatur und die ihrer Mitbewerber sehr aussichtsreich ist, wird sich in Kürze zeigen. „Die PARTEI“ will mit der "Massenbewerbung" jedenfalls einen Rekord aufstellen und hat einen entsprechenden Antrag für den längsten Wahlzettel einer Bürgermeisterwahl beim Guinnessbuch gestellt, hieß es. Zu den bisherigen Vorstellungsrunden ist Ute Riebold bislang nicht persönlich in ihrer künftigen Wunschwirkungsstätte erschienen. Von den 29 Kandidaten waren zwölf zur Vorstellungsveranstaltung im Kurhaus in Bad Herrenalb gekommen. Die Bewerber nutzten ihre knappen 15 Minuten Redezeit nach Kräften, die Werbetrommel für sich zu rühren. Die lokale Zeitung, der Schwarzwälder Bote rät den Wählern: "Freilich darf mit Blick auf die Satirepartei so manches nicht auf die Goldwaage gelegt werden. Aus den Antworten der Kandidaten lasse sich aber schnell herauslesen, wer es ernst meine mit seiner Bewerbung. Die PARTEI-Bewerber hätten 'satirische Wahlprogramme präsentiert oder inhaltslose Reden' gehalten - quittiert von schallendem Gelächter und Zwischenrufen.