Gemeinsam ein Zeichen setzen

Der Friedenspfahl mit Rhöner Mundart: Regionalität und Werte wahren

Die Kindergartengruppe Don Bosco aus Gersfeld beteiligte sich an dem Projekt.
Foto: Genussgasthof Fuldaquelle

09.10.2019 / GERSFELD (RHÖN) - Offenheit, Toleranz und Frieden - dafür steht Hessens höchstgelegener Friedenspfahl mit Rhöner Mundart. Es befindet sich direkt an der Wasserkuppe inmitten des Biosphärenreservats Rhön im Gersfelder Stadtteil Obernhausen auf über 700 Metern Höhe. Für die Umsetzung des einzigartigen Zeichens sind zwei Rhöner Firmen verantwortlich: Der seit 1866 bestehende Gasthof Fuldaquelle der Familie Brell und die von der Familie Kirchner geführte Firma Rhönwerk- Möbel und Raumdesign.

In dem gemütlichen Berggasthaus mit Rhöner Urigkeit berichten die Inhaber Thomas Brell und sein Sohn Oliver im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS von ihrer Idee. Bereits vom gastronomischen Essbereich aus kann ein Blick auf den künstlerischen Obelisken geworfen werden. „Mein Onkel hat das Ganze initiiert. Er hatte die Idee, ein Zeichen in der Rhön zu setzen“, sagt Oliver. Die Umsetzung des Vorhabens ging schnell vonstatten. Im Sommer sind die ersten Schritte in die Wege geleitet worden. Hingearbeitet wurde auf den Internationalen Tag des Friedens – mit Erfolg. Gesponsort wurde der Pfahl durch Rhönwerk.

„Feierliche Einweihung war am 21. September anlässlich des Internationalen Tag des Friedens“, so Thomas Brell. Kinder sind ein wichtiger Teil des Projektes. Der katholische Kindergarten Don Bosco in Gersfeld erschien zum Tag des Friedens und setzte selbst ein Zeichen. Die Kleinen haben sich mit bunten Handabdrücken verewigt. Auch eine Regenbogenfahne in sieben Farben des Kindergartens angemalt, die für Aufbruch, Toleranz und Veränderung steht. Somit hat die nächste Generation symbolisch einen Beitrag für einen friedlichen Zukunftsgedanken geschaffen. Der Umsatz, der an diesem Tag durch Speisen und Getränke gemacht wurde, geht als Spende an den Kindergarten.

Der Pfahl zieht Aufmerksamkeit auf sich, wie Thomas erzählt: „Die Gäste fragen schonmal interessiert nach, was der Pfahl symbolisieren soll. Da geben wir natürlich gerne Auskunft. Die Idee kommt aus Japan.“ Der japanische Philosoph Masahisa Goi wollte in dieser Form seine Friedensbotschaft verbreiten. Das Friedenssymbol ist bis heute noch beliebt. Inzwischen gibt es mehr als 250.000 Pfähle in 180 Ländern auf verschiedenen Teilen der Welt, wie bei den Pyramiden von Gize oder dem Ankor Wat in Kambodscha. Sie alle vereint ein Wunsch: ein friedliches Zusammenleben auf Erden.

Der in der Rhön aufgestellte Pfahl besteht aus vier Seiten und ist aus Lerche. Das Material ist bewusst ausgewählt, um den Aspekt der Haltbarkeit und Nachhaltigkeit zu fördern. Er ist maßgenormt und hat eine Höhe von 2,50 Metern. Auf dem besonderen Pfahl ist folgendes zu lesen:

Deutsch: „Möge Friede auf Erden sein“


Englisch: „May peace prevail on earth“

Platt: „Haess soll Fried off de Aerd sej”

Holländisch: „Laat heet Vrede op aarde“ 

 „Wir haben die holländische Übersetzung mit aufgenommen, da unser Genussgasthof bei holländischen Gästen sehr beliebt ist“, sagt Thomas Brell. Darüber hinaus darf das Rhöner Platt natürlich nicht fehlen. „Wir haben es aufgenommen, damit das Rhöner Platt nicht ganz ausstirbt“, heißt es weiter. Generell sieht man Rhöner Tradition im ganzen Haus. Selbst die Speisekarte ist darauf abgestimmt. Aber damit nicht genug: Die regionale Verbundenheit zur Rhöner Heimat wird durch ein weiteres Detail gewahrt: Auf der Spitze des Pfahls ist ein Symbol des Radom der Wasserkuppe angebracht.

Einzigartig macht den Pfahl die hinzugefügte Blindenschrift in Braille. „Da mein Onkel blind ist, war es uns wichtig, dass ihm und auch anderen die Möglichkeit geboten wird, den Inhalt zu verstehen“, sagt Oliver.

Beide Familien hoffen darauf, dass ein friedlicher Zustand für alle Zeiten anhalten möge. Der Pfahl solle Einwohner und Gäste stets daran erinnern, dass der Frieden nur durch ein respektvolles Miteinander entstehen kann. (Maria Franco) +++

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